200 Mio. Invest: Octapharma eröffnet Produktionsanlage


von

Astrid Janovsky

Noch investieren internationale Firmen in Österreich. Die PHARMIG sieht aber eine düstere Zukunft.AdobeStock_53233894/Markus Bormann

Der Wirtschaftsstandort Österreich wird für die Pharmaindustrie zunehmend unattraktiver. Umso erfreulicher sind große Investitionen. PHARMIG-Generalsekretär Herzog sieht aber baldigen Handlungsbedarf der Politik, um faire Bedingungen für die Produktion zu schaffen. Sonst könne die Pharmaindustrie ein ähnliches Schicksal treffen wie die Automobilbranche.

Kurz vor Weihnachten eröffneten der Plasma-Spezialist Octapharma eine neuen Produktionsanlage. Dem Vorausgegangen sind Investitionen in Höhe von 200 Mio. Euro. Dazu sagt Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG: „Jedes Investment, das in einen hiesigen Standort fließt, ist höchst erfreulich. Damit werden neue Arbeitsplätze geschaffen, Wertschöpfung wird generiert und Österreichs Attraktivität als Wirtschaftsstandort gestärkt. Im Fall des Unternehmens Octapharma wird die neue Produktionsanlage zudem einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Menschen weltweit mit Arzneimitteln auf Blutplasmabasis zu versorgen. Zu bedenken ist aber, dass solche Investitionen vor dem Hintergrund restriktiver Preisregularien und überbordender Regelungen keine Selbstverständlichkeit sind. Hier herrscht Handlungsbedarf.“

Gesetzliche Regelung verhindert Preisanpassung

Die Teuerungen durch Inflation und geopolitische Entwicklungen sind gerade für Pharma-Unternehmen eine enorme Belastung, weil die Preise von erstattungsfähigen Medikamenten gesetzlich geregelt sind. „Die Unternehmen können steigende Kosten nicht einfach über eine Preiserhöhung weitergeben, wie das in vielen anderen Branchen die Regel ist. Sie müssen diese zusätzlichen Belastungen irgendwie kompensieren“, erklärt Herzog.

Die konkrete Gefahr dabei ist, dass Unternehmen gezwungen werden, Produkte aus der Versorgung zu nehmen, weil sie aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr am Markt gehalten werden können. „Das dünnt den Arzneimittelmarkt langsam, aber sicher aus“, warnt Herzog. Mittlerweile verschwinden jeden Monat etwa 20 Medikamente vom Markt. „Damit dem entgegengewirkt wird, fordern wir schon seit langem eine Inflationsanpassung bei Arzneimittelpreisen“, erläutert der Verbandsvertreter.

Unfaire Behandlung der Pharmaindustrie

Zusätzlich kommen weitere Belastungen auf die Unternehmen zu, beispielsweise durch die kommunale Abwasserrichtlinie, die die Einführung einer 4. Klärstufe vorschreibt. „Das sind enorme Kosten, die die pharmazeutischen Unternehmen tragen müssen. Und das, obwohl weit mehr Industriezweige zur Belastung des Abwassers beitragen als lediglich die Pharma- und Kosmetikbranche, die hier in die Verantwortung genommen werden. Das entbehrt jeglicher Fairness“, so Herzog.

Damit Investitionen im Pharma-Bereich auch in Zukunft in Österreich passieren, plädiert Herzog für eine integrierte Standortpolitik, die Forschung, Produktion und den Zugang zu Arzneimitteln im großen Ganzen denkt. „Mittlerweile gibt es in Deutschland, Dänemark und Spanien eine eigene Life-Science-Strategie auf höchster politischer Ebene. Genau so etwas brauchen wir auch in Österreich. Andernfalls darf man sich nicht wundern, wenn das Schicksal der Automobilbranche auch andere Industriezweige trifft“, sagt Herzog.

Human-Protein-Produkte made in A

die Gründung von Octapharm erfolgte 1983 in der Schweiz. Durch den Erwerb eines Werkes 1989 wurde Wien zum ersten Produktionsstandort. Heute zählt der Familienbetrieb zu den größten Herstellern von Human-Protein-Produkten und konzentriert sich auf die Bereiche Hämophilie, Immunologie und Intensivmedizin. In fünf Produktionsstätten sind knapp 12.000 Mitarbeitende beschäftigt. Die Produkte werden in 118 Länder weltweit exportiert.

APA OTS



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