Patient:innen unzufrieden mit Gesundheitssystem


2023 gab es über 8.500 Anfragen an die Anwaltschaft, 2.917 Fälle aktenmäßig erfasst. Fast 900 Beschwerden betrafen Behandlungsfehler.AdobeStock_49674645/kebox

Personal- und Medikamentenmangel, zu lange Wartezeiten auf MRT, Kinderärzt:innenmangel, aber auch drei Millionen Euro Entschädigung für Patient:innen. Der Wiener Pflege- und Patientinnenanwalt, Dr. Gerhard Jelinek, hat heute dem Wiener Landtag den Bericht der unabhängigen Wiener Pflege- und Patientinnenanwaltschaft (WPPA) über ihre Tätigkeit im Jahr 2023 vorgelegt. Die von Patient:innen vorgebrachten Beschwerden zeichnen durchwachsenes Bild des österreichischen Gesundheitssystems.

“Das Berichtsjahr hinterlässt für Beobachterinnen der Entwicklungen im Gesundheits- und Pflegebereich einen ambivalenten Eindruck”, resümiert Jelinek. Neben den negativen Auswirkungen durch erhebliche Personalprobleme im Bereich der Ärzt:innenschaft, des Pflegedienste, sonstiger Gesundheitsdienste-Anbieter sowie beträchtlichen Versorgungslücken bei Medikamenten und missglückten Impfkampagnen, gab es auch erfreuliche Aspekte. Dazu zählten eine positiv bewertete Gesundheitsreform im Gefolge des Finanzausgleichs, respektable Gehaltsabschlüsse für Pflegekräfte und Ärzt:innen sowie eine Entspannung der krisenhaften Situation in der Wiener Ärztekammer.

Fast drei Millionen Euro Entschädigung

2023 gab es über 8.500 Anfragen an die Anwaltschaft, davon wurden 2.917 Fälle aktenmäßig erfasst. Fast 900 Beschwerden betrafen Behandlungsfehler. Von den knapp 500 im Berichtsjahr erledigten Beschwerden konnte die WPPA in 62 Fällen außergerichtlich eine Entschädigung aushandeln, und 19 Fälle wurden über den Patientenentschädigungsfonds abgewickelt. Insgesamt erwirkte die WPPA Entschädigungen in Höhe von rund 2,9 Millionen Euro für Geschädigte.

“Viele Problemfelder des Vorjahres zeigten sich auch im aktuellen Berichtsjahr bei den Beschwerden, obwohl es in einigen Bereichen große Anstrengungen für Verbesserungen gab”, so Jelinek. Ein zentrales Thema war die Verrechnungsproblematik: Kostenablehnungen seitens der Sozialversicherung, abgelehnte Kuraufenthalte, monatelanges Warten auf die Erstattung der Wahlärzt:innenhonorare oder auf Pflegegeld-Bescheide.

Lange Wartezeiten auf Untersuchungen

“Bitte warten!” hieß es zu oft auf Termine bei Fachärzt:innen, Operationstermine sowie MRT-/CT-Untersuchungen. Auch bei Terminen für Strahlentherapie und in Spitalsambulanzen mussten Patient:innen lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Bei der Medikamentenversorgung wurde Patient:innen oftmals Zeit abverlangt, die sie krankheitsbedingt nicht hatten. Diabetes-Betroffene, die mit Ozempic behandelt wurden, mussten beispielsweise jedes Monat bangen, ob die Behandlung fortgesetzt werden konnte oder auf weniger geeignete Alternativen umgestellt werden musste.

Kindergesundheit: Mangel an Ärzt:innen, Medikamenten und Therapieplätzen

Mehrere Brennpunkte gleich zeigten sich in puncto Kindergesundheit. So hat sich die extramurale Versorgung durch Kinderärzt:innen mit Kassenvertrag nicht merklich verbessert. Viele Eltern berichteten, in manchen Wiener Bezirken keine Ärzt:innen für ihre Kinder mehr zu finden und besonders am Wochenende auf Spitalsambulanzen angewiesen zu sein. Auch bei der Verfügbarkeit von Arzneimitteln für Kinder, wie Antibiotika oder Medikamenten zur Behandlung respiratorischer Infekte, gab es mehrmals im Jahr Engpässe. Das Angebot an Therapieplätzen für Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie bleibt unzureichend und ist für viele Familien unerschwinglich.

Der gesamte Tätigkeitsbericht 2023 der WPPA ist abrufbar unter: https://www.wien.gv.at/gesundheit/einrichtungen/patientenanwaltschaft

APAMED



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