RSV-Prophylaxe: Schutzraten zwischen 89 und 93 Prozent


von

Nadine Tröbitscher

Die Ergebnisse sprechen eindeutig für die RSV-Prophylaxe mit dem monoklonalen Antikörper.AdobeStock_1121111606/ ECO LENS

In Kürze soll in Österreich der monoklonale Antikörper Nirsevimab zur Prophylaxe von RSV-Erkrankungen bei Babys kostenlos zur Verfügung stehen. Jetzt gibt es erstmals eine Auswertung der Daten zur Anwendung dieser passiven Impfung aus den USA. Die Schutzraten betragen zwischen 89 und 93 Prozent.

„Immunisierung von Neugeborenen spätestens ab Mitte Dezember möglich – 14.000 Dosen der RSV-Prophylaxe (Nirsevimab/Beyfortus; Anm.) werden laut Hersteller Sanofi-Aventis diese Woche in Österreich eintreffen. Mit dem ersten Kontingent können alle Kinder immunisiert werden, die in dieser Wintersaison geboren werden. Die Immunisierung wird zunächst kostenlos in den Krankenhäusern zur Verfügung stehen. Sie wird von den Bundesländern organisiert“, schrieb das österreichische Gesundheitsministerium Anfang Dezember.

Bei Nirsevimab handelt es sich um einen monoklonalen Antikörper. Er zeichnet sich im Vergleich zu einem ähnlichen Medikament (Palivizumab) durch eine längere Halbwertszeit aus. Pro „Saison“ (Spätherbst, Winter, Frühjahr), in der das Respiratory Synzytial Virus (RSV) eben besonders häufig auftritt, muss diese neue Prophylaxe, die wie eine passive Impfung funktioniert, nur einmal verabreicht werden.

Wirksamkeitsdaten aus der Routineanwendung

In der Zeitschrift für Kinderheilkunde der amerikanischen Ärztegesellschaft (DOI: 10.1001/jamapediatrics.2024.5572) ist jetzt die erste Analyse der US-Zentren für Krankheitskontrolle (CDC/Atlanta/Georgia) zur Wirksamkeit von Nirsevimab aus der Routineanwendung erschienen. Natürlich musste dieses Antikörper-Präparat vor der Zulassung umfangreiche klinische Studien zur Wirksamkeit und möglichen Nebenwirkungen durchlaufen. Doch die Verwendung in der Praxis ist in der Medizin bei neuen Mitteln oft etwas anderes.

In den USA wurde Nirsevimab im August 2023 von der Arzneimittelbehörde (FDA) zugelassen. So konnten in der Herbst-/Winter-/Frühlingssaison 2023/2024 auch dort aus organisatorischen Gründen insgesamt nur relativ wenige Säuglinge möglichst unmittelbar nach der Geburt das Medikament erhalten. Doch Heide Moline von der Abteilung für Coronaviren und andere Atemwegsviren des CDC benutzten ein besonderes Studienverfahren. Sie verglichen Säuglinge, die nach einer Nirsevimab-Prophylaxe wegen einer RSV-Erkrankung behandelt werden mussten mit Säuglingen, welche die Prophylaxe ebenfalls erhalten hatten, aber wegen einer anderen schweren Atemwegsinfektion in medizinische Versorgung kamen.

Hohe Schutzrate

Die Ergebnisse sprechen eindeutig für die RSV-Prophylaxe mit dem monoklonalen Antikörper. „Insgesamt erhielten zehn von 765 Fallpatienten (ein Prozent), die RSV-positiv waren, und 126 von 851 Kontrollpatienten (15 Prozent), die RSV-negativ waren, Nirsevimab. Die Wirksamkeit von Nirsevimab betrug 89 Prozent gegen solche Atemwegsinfektionen, die medizinische behandelt werden mussten. Die Schutzrate gegen RSV-bedingte Krankenhauseinweisungen belief sich auf 93 Prozent“, schrieben die US-Wissenschafter in ihrer Publikation am Montag.

Laut Schätzungen erkranken pro Jahr in Österreich rund 55.000 Kinder an RSV-Infektionen. Jedes Jahr müssen etwa 1.000 Kinder deshalb ins Spital. Etwa die Hälfte der hospitalisierten Kinder ist jünger als drei Monate, etwa ein Viertel jünger als ein halbes Jahr.

Experten haben in der jüngeren Vergangenheit auch mehrfach auf die Möglichkeit einer aktiven RSV-Impfung von werdenden Müttern im letzten Schwangerschaftsdrittel hingewiesen. Das schützt sie und die Neugeborenen durch Übergang der Antikörper auf das Baby im Mutterleib.

APAMED



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