Bis 2060 soll die Zahl der Ragweed-Allergiker in Europa auf 77 Millionen ansteigen. Trotzdem erkennen viele die Gefahr, die von der hübschen gelben Pflanze, die plötzlich in den Gärten aufgetaucht ist, noch nicht.
Ambrosia – in der griechischen Mythologie machte es Götter unsterblich, für die gemeine Menschheit wird es immer mehr zur Plage. Die meisten kennen die Pflanze, die mit vollem Namen Ambrosia artemisifolia heißt, aber unter ihrem englischen Namen Ragweed. Der ist dem Ursprung der Pflanze zuzuschreiben. Sie kam vermutlich Mitte des 19. Jahrhunderts als blinder Passagier in Getreide- und Sonnenblumensaaten aus Nordamerika nach Mitteleuropa. Eine Untersuchung der AGES von Vogelfutterproben zwischen 2008 und 2010 ergab, dass vielen Futtermitteln auch (billige) keimfähige Ragweed-Samen beigemischt waren. Dies dürfte einen weiteren Beitrag zur schnellen Verbreitung der bioinvasiven Pflanze geleistet haben.
Klimawandel begünstigt Ausbreitung
In den USA und Kanada hat sich Ragweed mittlerweile zum Hauptallergen für Pollenallergiker entwickelt. Auch bei uns kolonisiert Ambrosia Brachland, Ruderalflächen, Privatgärten, Straßen- oder Bahnränder, Kiesgruben, Baustellen und landwirtschaftliche Flächen. In Folge der Klimaerwärmung rechnen Fachleute mit einer weiteren Ausbreitung in Österreich. Auch die Blütezeit wird dadurch verlängert.
Eine Studie der MedUni Wien aus dem Jahr 2022 zeigte, dass bereits eine sehr kleine Pollenmenge (180 Pollenkörner) für eine allergische Reaktion bei Mäusen ausreichte. Forscher konnten auch beweisen, dass sich die Aggressivität der Pollen durch Umwelteinflüsse verändert. Derzeit leiden in Europa etwa 33 Millionen Menschen an einer Ragweed-Allergie. Prognosemodelle sagen bis 2060 ein Ansteigen auf 77 Millionen. voraus. Die Saison beginnt im August und erstreckt sich über den ganzen Herbst. Teilweise geht die Blütezeit bis in den November.
Eine Billion Pollen pro Pflanze
Ragweed ist für Allergiker in doppelter Hinsicht problematisch: Einerseits sind die Pollen an sich hochallergen, andererseits produzieren die Pflanzen als Windbestäuber eine ungeheure Menge davon. Eine einziges Gewächs kann in einer Saison bis zu einer Billion Pollen abgeben.
Durch Kreuzreaktion reagieren Ragweedpollenallergiker potentiell auch auf mit Ragweed verwandte Pflanzen. Dazu zählen der vor Ambrosia blühende Beifuß, aber auch insektenbestäubte Pflanzen wie Goldrute, Sonnenblume, Kamille und Arnika. Allergiesymptome sollen unbedingt abgeklärt werden. Mit Hilfe der Hyposensibilisierungstherapie können gute Erfolge erzielt werden.
Mit der Wurzel entsorgen
Die einjährige, krautige Pflanze ist aber nicht nur ein Problem für die Gesundheit. Auch die Landwirtschaft leidet unter dem Bioinvasor. Durch großflächige Ausbreitung kann sie zu enormen wirtschaftlichen Einbußen führen. Wer eine Ambrosia-Pflanze in seinem Garten entdeckt, sollte sie möglichst mit der Wurzel noch vor der Blüte in einem verschlossenen Müllsack über den Hausmüll entsorgen. Und achten Sie beim Kauf von Vogelfutter auf Ambrosia-freie Produkte.
https://www.ages.at/pflanze/pflanzengesundheit/schaderreger-von-a-bis-z/ambrosia