Der Eierkonsum steht auf einem Allzeit-Hoch. Dabei empfehlen Ernährungsgesellschaften nur noch ein Ei pro Woche. Die Einschränkung hat aber weniger gesundheitliche als ökologische Gründe, denn das Ei gilt als Proteinlieferant mit Mehrwert. Die große Cholesterin-Angst ist relativ unbegründet, dafür stecken viele andere wertvolle Stoffe unter der harten Schale, wie etwa Hyaluronsäure.
Österreichs Haushalte haben 2024 laut AMA-Marketing so viele Eier gekauft wie noch nie zuvor und damit sogar den Absatzrekord am Höhepunkt der Coronapandemie übertroffen. Derzeit ist die Versorgung mit Eiern aber aufgrund der Nachwirkungen der Vogelgrippe in Europa und den nahenden Osterfeiertagen knapp. Beispielsweise sind Bio-Eier am späteren Nachmittag in Supermärkten teils vergriffen.
Wegen der Geflügelpest mussten EU-weit in den vergangenen Monaten viele Millionen Legehennen getötet werden. In Österreich wurden im Herbst 2024 aufgrund der Vogelgrippe rund 200.000 von 7,3 Millionen Legehennen gekeult. Die “großen Verluste” in anderen Ländern würden sich indirekt auf den österreichischen Markt und die Eier-Versorgungslage auswirken, hieß es in einer Aussendung der Geflügelwirtschaft.
Lieferengpässe durch weniger Importe
“Obwohl wir in Österreich wieder in Vollproduktion sind, sind einzelne Eiersorten im Handel zum Teil vergriffen”, sagte der Obmann-Stellvertreter der Geflügelwirtschaft Österreich, Heinz Schlögl. Gastrogroßhändler, die bisher die heimische Gastronomie mit “billigeren ausländischen Eiern” versorgt hätten, würden derzeit im Ausland “keine oder nur sehr teure Eier” bekommen. “Gastwirte weichen daher bei ihrem Einkauf auf den Lebensmittelhandel aus”, so der Branchenvertreter.
Ein Extrembeispiel für hohe Eier-Preisvolatilität ist die USA: Dort kostet ein Ei aufgrund der grassierenden Vogelgrippe inzwischen in manchen Bundesstaaten mehr als einen Dollar. Die USA mussten sich weltweit auf die Suche nach Eiern machen, sogar der heimische Geflügelwirtschafts-Verband hat eine Anfrage seitens der US-Botschaft erhalten. Für Eier-Exporte in die USA gebe es “keine Möglichkeiten”, hieß es von der österreichischen Geflügelwirtschaft. Die Branche finde nach eigenen Angaben “nur wenige Neueinsteiger” in Österreich, da die Gesamtkosten bei Stallneubauten “deutlich gestiegen” seien und die aktuellen Eierpreise große Neuinvestitionen “betriebswirtschaftlich nicht möglich machen” würden. “Die österreichische Eierproduktion ist Vorreiter in Sachen Transparenz, Tier- und Umweltschutz”, so der Obmann der Erzeugergemeinschaft Frischei, Günther Wenninger. “Diese Leistungen werden zu wenig honoriert.”
Rekordkonsum: 248 Eier pro Kopf 2024
In Österreich werden immer mehr Eier verspeist. Der Absatz von Eiern im Lebensmitteleinzelhandel stieg 2024 mengenmäßig um 7,4 Prozent und wertmäßig um 9,5 Prozent, geht aus der aktuellen RollAMA-Marktanalyse hervor. Für die RollAMA führen 2.800 österreichische Haushalte Aufzeichnungen über ihre Einkäufe im Lebensmitteleinzelhandel, inklusive den Diskontern Hofer und Lidl. Mengenmäßig entfielen bei den Eierkäufen 49,7 Prozent auf Bodenhaltung, 37,6 Prozent auf Freilandhaltung und 12,7 Prozent auf Biohaltung. Im Durchschnitt kaufte 2024 jeder Haushalt 230 Eier pro Jahr für den Verzehr zu Hause. Inklusive Eier verarbeitet in Nudeln, Kuchen und Gebäck sind es laut Geflügelwirtschaft rund 248 Eier. Während der Osterzeit werden rund 60 Millionen Eier verkauft und konsumiert.
Während der Verzehr kontinuierlich ansteigt, raten die Ernährungsgesellschaften dazu, weniger Eier zu essen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt nur noch ein Ei pro Woche – allerdings erfolgt die Begrenzung nicht aus gesundheitlichen Gründen, z. B. dem Cholesterin. Es ist eine Menge, die für die Nährstoffzufuhr und Gesundheit ausreichend ist, zugleich die Umwelt nicht stärker als nötig belastet und die den durchschnittlichen Verzehrgewohnheiten der deutschen Bevölkerung entspricht, so die DGE. Zu Ostern dürfen es aber auch ein paar Eier mehr sein.
Die Eihaut mitessen
Wer weniger Fleisch oder Fisch isst, als in den Empfehlungen angegeben (max. 1-2 Portionen pro Woche entsprechend gesamt 300 g), dem erlaubt die DGE generell einen höheren Konsum. Denn Eier enthalten wichtige Nährstoffe wie biologisch hochwertiges Protein, ungesättigte Fettsäuren, Vitamin A, D und B-Vitamine sowie Mineralstoffe. Wenn gelegentlich mehrere Eier pro Woche verzehrt werden, hat das keinen Einfluss auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sofern man sich insgesamt gesundheitsfördernd ernährt, schreibt die DGE. Wer besonders auf seine Proteinzufuhr achtet, kann durch Kombination mit anderen Eiweißquellen (zum Beispiel Kartoffeln oder Erbsen) die Wertigkeit 100 sogar erhöhen.
Was vielen nicht bekannt ist: Eine ganz besondere Nährstoffquelle stellt die Eierschalenmembran (EMS) dar. Sie enthält Hyaluronsäure, Kollagen, Chondroitinsulfat, Glucosamin, Osteopontin, Elastin sowie die Aminosäuren Desmosin und Isodesmosin, beides Komponenten des Faserproteins Elastin, die sich in ihrer Wirkung synergistisch verstärken. EMS wird auch pharmazeutisch genutzt und ist Bestandteil einiger knorpelschützender Präparate.
APA/DGE