Österreich fordert: Mehr Ärzt:innen, kürzere Wartezeiten, sichere Gesundheitsversorgung


von

Ulrike Krestel

Pressekonferenz zum Austrian Health Report 2024/25 im Presseclub Concordia.Foto: Jana Madzigo

Laut dem Austrian Health Report 2024/25, für den 1.013 Österreicher:innen ab 16 Jahren von IFES im Auftrag von Sandoz befragt wurden, stehen im Bereich Gesundheit klare Forderungen im Raum. An oberster Stelle: eine bessere ärztliche Versorgung, schnellere Termine und die Sicherstellung einer stabilen Versorgung mit hochwertigen Arzneimitteln. Ein zentraler Befund des Berichts ist, dass die Menschen wieder optimistischer in die Zukunft blicken. Dennoch gibt es wachsende Sorgen über eine mögliche Zwei-Klassen-Medizin.

Gesundheitszustand besser, Herausforderungen bleiben

Der Gesundheitszustand der österreichischen Bevölkerung hat sich im Vergleich zum Vorjahr wieder verbessert. 70 Prozent der Befragten empfinden ihre Gesundheit als (sehr) gut – fast auf dem Niveau vor der Pandemie. Auch die psychische Gesundheit zeigt leichte Fortschritte, 68 Prozent geben an, sich mental (sehr) fit zu fühlen. Bemerkenswert ist jedoch, dass die ältere Generation (60+) sich mental deutlich besser fühlt als die unter 30-Jährigen, von denen nur 54 Prozent ihre psychische Gesundheit als gut einschätzen.

Dringende Forderungen an die Politik

Die Bevölkerung verlangt nach schnellen Lösungen. Dr. Naghme Kamaleyan-Schmied, Allgemeinmedizinerin und Vizepräsidentin der Ärztekammer Wien, betont: „Es braucht rasch eine Verkürzung der Wartezeiten und mehr Ärzt:innen, um die Versorgungsqualität zu verbessern. Zukünftig muss ein größerer Fokus auf Prävention gelegt werden, um die allgemeine und psychische Gesundheit weiter zu stärken.“

Dr. Michaela Wlattnig, Leiterin der Patient:innen- und Pflegeanwält:innen Österreich, ergänzt: „Die Menschen brauchen ein stabiles und verlässliches Gesundheitssystem, in dem alle den gleichen Zugang zu hochwertiger Behandlung und Therapie haben.“

Auch Mag. Franziska Zehetmayr von Sandoz Österreich fordert mehr Versorgungssicherheit und faire Preise, um die Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts Österreich zu sichern. Sie verweist auf die Möglichkeit, durch eine Erhöhung der Generika-Verordnungen jährlich bis zu 15 Millionen Euro zu sparen – ein Betrag, der das Gesundheitssystem dringend entlasten könnte.

Starker Pharmastandort gefragt

Ein stabiler Pharmastandort ist den Österreichern ebenfalls wichtig. 89 Prozent der Befragten wünschen sich, dass Medikamente weiterhin in Österreich produziert werden, und 75 Prozent sind bereit, höhere Produktionskosten dafür in Kauf zu nehmen. Zudem sind 60 Prozent der Meinung, dass Medikamentenpreise, ähnlich wie Mieten und Energiekosten, jährlich an die Inflation angepasst werden sollten.

Vertrauen in Generika wächst

Die Mehrheit der Bevölkerung hat Vertrauen in Generika: 57 Prozent schenken ihnen genauso viel Vertrauen wie den Originalpräparaten, und 68 Prozent vertrauen auf die Empfehlung von Ärzt:innen. 63 Prozent befürworten es, bei gleicher Wirkung Generika verschrieben zu bekommen.

Besorgnis über Zwei-Klassen-Medizin

Trotz einer grundsätzlich wachsenden Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem gibt es ernste Bedenken: 31 Prozent der Befragten fürchten, dass die medizinische Versorgung nicht für alle leistbar ist. Fast die Hälfte (47 Prozent) sieht die Behandlungsqualität als ungleich verteilt an. Acht von zehn Menschen sind überzeugt, dass sich wohlhabende Patient:innen schnellere Behandlungstermine leisten können. 54 Prozent kritisieren zudem die langen Wartezeiten auf Termine und Behandlungen. Ein klares Signal: 81 Prozent fordern eine deutliche Aufstockung des Gesundheitspersonals.

Fazit: Viel zu tun für die neue Bundesregierung

Der Austrian Health Report 2024/25 zeigt, dass die Gesundheitspolitik der nächsten Regierung auf mehreren Baustellen gleichzeitig arbeiten muss. Eine stabile Versorgung, die Förderung von Prävention und die Bekämpfung von Ungleichheiten im Gesundheitswesen stehen ganz oben auf der Agenda. Wenn die Regierung die Bedürfnisse der Bevölkerung ernst nimmt, könnte die Stimmung im Land in den kommenden Jahren noch positiver werden. Doch das Vertrauen in das Gesundheitssystem hängt maßgeblich davon ab, wie schnell und umfassend diese Forderungen umgesetzt werden.



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