Herzschwäche-Früherkennung: gratis Bluttests gefordert


von

Astrid Janovsky

Bis zu 400.000 Personen sind von Herzschwäche betroffen. Häufig bleibt die Krankheit zu lange unentdeckt.AdobeStock_492238041/Berit Kessler

Herzschwäche führt zu Leistungseinschränkungen und in Folge häufig zu Isolation und Depression. Ein Bluttest kann das Risiko aufzeigen und die Lebensqualität der Betroffenen durch rechtzeitige Intervention verbessern.

Herzschwäche-Experten haben die österreichweite, kostenlose und niederschwellige Ausrollung von Bluttests zur Herzschwäche-Früherkennung eingefordert. Mit Hilfe dieses “einfachen Bluttest” ließe sich ein “herzspezifischer Biomarker” bestimmen, der das Risiko einer Herzschwäche aufzeigt. Derzeit gebe es in Österreich aber hinsichtlich Kosten und Verfügbarkeit noch einen “Fleckerlteppich”, sagte der Kardiologe Peter Rainer am Freitag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.

Test von hoher Relevanz

Dieser bereits etablierte “Biomarker-Test”, beziehungsweise dessen Auswertung im Labor, sei aktuell zum Teil noch kostenpflichtig und auch “ein flächendeckender Zugang bei niedergelassenen Ärzten” sei in Österreich noch nicht einheitlich gegeben, bemängelte Rainer, der die Abteilung für Innere Medizin am Bezirkskrankenhaus in St. Johann in Tirol leitet. Dieser Test sei aber von sehr hoher Relevanz: “Sollte dieser erhöhte Werte ergeben, kann die weitere Abklärung zügig und zielgerichtet vorangetrieben werden”, strich er bei dem von der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft organisierten Pressegespräch heraus.

Bis 400.000 Betroffene

Eine möglichst frühe und gute Abklärung und Erkennung eines Herzschwäche-Risikos sei umso wichtiger, zumal in Österreich zwischen 300.000 und 400.000 Personen an einer solchen leiden, nannte die Kardiologin Anna Raab konkrete Zahlen. “Die Krankheit beginnt zudem oft schleichend und bleibt zum Teil über Jahrzehnte unbemerkt und unerkannt”, sagte die Leiterin der Kardiologie-Abteilung am Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzau im Pongau. Deshalb müsse man eben “bei der Früherkennung ansetzen, wo es der Patient selbst noch gar nicht merkt.” Tatsächliche Symptome wie etwa akute Atemnot oder körperliche Erschöpfung würden nämlich erst deutlich später auftreten.

Fit – und plötzlich kollabiert

Das bestätigte auch ein bei dem Pressegespräch anwesender Patient. “Bis ich 47 Jahre alt war, hatte ich keinerlei Symptome und war durchaus sehr leistungsfähig”, führte er aus. Einen später diagnostizierten “Vorderwand-Infarkt” habe er zudem gar nicht bemerkt. “Eines Tages bin ich dann bei einer Rennrad-Tour ohne Vorwarnung kollabiert und wachte in der Intensivstation wieder auf”, berichtete der heute 67-Jährige und fügte hinzu: “Die Abnahme der Leistungsfähigkeit bei Herzschwäche ist jedenfalls erschreckend.”

Isolation und Depression als Folge

Von dieser deutlichen Reduktion der Leistungsfähigkeit und den körperlichen Einschränkungen berichtete auch Gerhard Pölzl, Facharzt für Kardiologie und Psychotherapeut an der Universitätsklinik für Innere Medizin an der Medizinischen Universität Innsbruck. Damit einher gehe oft auch ein “Rückzug aus dem sozialen Leben” und infolge davon auch Depressionen. Zum Teil gingen die Einschränkungen so weit, dass sich “Patienten in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr wirklich bewegen können”, sagte Pölzl.

Passende Therapie, Sport und Medikamente

Es gelte daher bei Herzschwäche-Patient:innen frühzeitig und effektiv gegenzusteuern, führte Johann Altenberger, ärztlicher Leiter des Rehabilitationszentrums Großgmein für Herz-Kreislauferkrankungen und neurologische Erkrankungen der Pensionsversicherungsanstalt PVA, aus. “Es ist wichtig, dass die Patient:innen im richtigen Maß Sport und Bewegung betreiben”, erklärte er. Auch die passende Therapie – medikamentös oder mittels Geräten – müsse zur Verbesserung der Situation der Patient:innen gefunden werden.

Hagele: “Noch besser werden”

Die Bedeutung der richtigen Therapie und Behandlung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen betonte schließlich auch Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP). In Tirol hätten sich hierbei beispielsweise auch “telemedizinische Ansätze bewährt”. Es gelte, “die vorhandenen Ressourcen möglichst effizient einzusetzen”, strich sie heraus. In Tirol sei man in Sachen Herz-Kreislauferkrankungen und dem Umgang damit “gut aufgestellt”, aber es sei definitiv möglich “noch besser zu werden”.

APAMED



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