Chronisch krank: Appell für besseren Impfschutz gegen Gürtelrose


von

Ulrike Krestel

Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Rheuma, Diabetes, COPD oder CED sind besonders anfällig für Gürtelrose.AdobeStock_44126113/JPC-PROD

Am Welt-Rheuma-Tag, der jährlich am 12. Oktober begangen wird, stehen Menschen mit rheumatologischen Erkrankungen im Fokus – und genauso wichtig sollte ihr Impfschutz gegen schwere Infektionen wie Gürtelrose sein. Doch viele dieser Impfungen sind derzeit nicht im öffentlichen Impfprogramm enthalten und für Betroffene schwer leistbar.

Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Rheuma, Diabetes, COPD oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wissen oft aus eigener Erfahrung: Sie sind besonders anfällig für Gürtelrose (Herpes Zoster). Doch das Risiko endet nicht bei einer erhöhten Infektionswahrscheinlichkeit. Diese Patient:innen erkranken häufig auch schwerer an Gürtelrose, insbesondere wenn sie Medikamente einnehmen, die ihr Immunsystem unterdrücken.

Chronische Erkrankungen als Risikofaktor für Gürtelrose

In Österreich leben zwischen 60.000 und 90.000 Menschen mit rheumatoider Arthritis (RA), etwa 800.000 haben Diabetes, und rund 500.000 leiden an Asthma. Diese Menschen gehören zu den Risikogruppen, die besonders anfällig für Gürtelrose sind. Auch Personen mit COPD, koronarer Herzkrankheit oder anderen chronischen Erkrankungen tragen ein erhöhtes Risiko. Studien zeigen, dass das Risiko, an Herpes Zoster zu erkranken, bei diesen Patient:innen um 30 % höher ist als bei Gesunden. Besonders auffällig ist das bei Menschen mit RA, deren Risiko sogar um 51 % steigt.

„Es ist ein wichtiges Thema, das wir am Welt-Rheuma-Tag in den Vordergrund rücken müssen“, betont PD Dr. Christina Duftner, Rheumatologin an der MedUni Innsbruck. Die Ursachen für dieses erhöhte Risiko liegen sowohl in den biologischen Mechanismen der Erkrankungen selbst als auch in der allgemeinen gesundheitlichen Schwächung dieser Patient:innen, die häufig an mehreren chronischen Leiden gleichzeitig erkranken. Auch Medikamente wie JAK-Inhibitoren, die zur Behandlung von RA eingesetzt werden, können das Risiko erhöhen.

Alter als zusätzlicher Risikofaktor

Allein das Alter spielt eine entscheidende Rolle: Bereits ab dem 50. Lebensjahr steigt das Risiko, an Gürtelrose zu erkranken, signifikant an. Mit zunehmendem Alter steigt nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer Infektion, sondern auch das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Für ältere Menschen kann Herpes Zoster eine erhebliche Belastung darstellen und die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Impfung als Schutzmaßnahme

Angesichts dieser Risikofaktoren wird eine Impfung gegen Herpes Zoster in Österreich allen Menschen ab 50 Jahren empfohlen, für besonders gefährdete Gruppen bereits ab 18. „Wir raten unseren Risikopatient:innen dringend, sich impfen zu lassen“, erklärt Dr. Duftner. Die Impfung könne erhebliches Leid verhindern. Auch Karin Fraunberger, Vizepräsidentin der Österreichischen Rheumaliga, betont die Bedeutung der Impfung als präventive Maßnahme sowohl für die Einzelnen als auch für das Gesundheitssystem. Doch die Realität sieht anders aus: Viele betroffene Personen können sich die notwendigen Impfungen nicht leisten, da sie nicht im Rahmen des öffentlichen Impfprogramms erstattet werden.

Die Österreichische Rheumaliga und die Selbsthilfeorganisation Lupus-Austria erreichen nur einen kleinen Teil der Personen, die von der Impfung profitieren könnten. Umso dringender fordern sie, dass Impfungen wie die Herpes-Zoster-Impfung, die Pneumokokken-Impfung oder Auffrischungsimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung und Keuchhusten für alle Risikogruppen öffentlich erstattet werden.

Auch der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) spricht sich für eine Kostenübernahme aller im Österreichischen Impfplan empfohlenen Impfungen aus und fordert die Einführung eines Impfprogramms für Erwachsene. „Damit könnten viele Menschen vor schweren Erkrankungen bewahrt werden, und gleichzeitig würde das Gesundheitssystem entlastet“, betonen Renée Gallo und Sigrid Haslinger, Präsidentin und Vizepräsidentin des ÖVIH. „Impfen heißt Verantwortung tragen – für die eigene Gesundheit und die Gesellschaft.“

APAMED



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