Die anonyme Plattform CIRSmedical feiert ihr 15-jähriges Bestehen. Sie ermöglicht den offenen Austausch über unerwünschte medizinische Ereignisse, um die Patientensicherheit zu erhöhen.
CIRSmedical wurde im November 2009 nach Vorbildern aus der Schweiz und Deutschland in Österreich durch die Österreichische Ärztekammer implementiert und bis heute finanziert. Operativ umgesetzt wird die Plattform von der Österreichischen Gesellschaft für Qualitätssicherung- und Qualitätsmanagement in der Medizin (ÖQMED). „Der große Vorteil von CIRSmedical ist die Niederschwelligkeit und der breite, anonyme Zugang“, hält Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart fest. Die Plattform wendet sich primär an alle im österreichischen Gesundheitswesen Beschäftigen aber auch an alle Patientinnen und Patienten. Das Meldesystem bietet die Möglichkeit, Ereignisse und Beobachtungen aus medizinischen Einrichtungen, die die Patientensicherheit gefährden, zu berichten.
Lerneffekt statt Schuldzuweisung
„Im Sinne einer nachhaltigen Qualitäts- und Fehlerkultur im österreichischen Gesundheitswesen bietet CIRSmedical eine Lösung zur systematischen Analyse von Zwischenfällen. Klar ist aber auch eines: Der Fokus liegt auf dem Vorfall im Speziellen, nicht auf Schuldzuweisungen und möglichen Sanktionen für den Einzelnen“, so Steinhart. Gemeldet werden können alle sicherheitsrelevanten Ereignisse, die im österreichischen Gesundheitswesen auftreten. Dies können Fehler, Beinahe-Schäden, entdeckte Risiken, kritische oder auch unerwünschte Ereignisse sein. „Die digitale Plattform ermöglicht es, dass anonymisiert Fälle berichtet werden, aus denen alle lernen können – ohne Sanktionen“, sagte Steinhart. Bisher sind 1.367 Berichte eingegangen, 956 wurden veröffentlicht, 407 wurden aufgrund von unzureichendem Lerneffekt gelöscht.
Überprüfung vor Veröffentlichung
Vor einer Veröffentlichung der Berichte werden diese nach strengen Regeln geprüft. Wichtig ist, dass sie sachlich und vollständig sind, zudem muss der Berichtende den Vorfall entweder selbst beobachtet haben oder daran beteiligt gewesen sein. „Es geht uns mit diesem Projekt zur Patientensicherheit nicht um Berichtsrekorde, sondern darum, dass sich möglichst alle Bereiche des Gesundheitswesens daran beteiligen“, erklärte Steinhart. Zu betonen sei auch, dass die Plattform auf den Vorfall fokussiere, nicht auf mögliche Sanktionen für den einzelnen. „Wir bieten mit der Plattform zudem die Möglichkeit, Fehler als Lernquelle zu nutzen“, ergänzt Steinhart.
Ausweitung gewünscht
Er wünsche sich für die nächsten 15 Jahre CIRS, dass auch andere Systempartner ihren Einsatz für die Patientensicherheit noch weiter erhöhen. Das Gesundheitssystem muss so gestaltet werden, dass es für die dort Tätigen schwerer wird, einen Fehler zu begehen und gleichzeitig leichter wird, das Richtige zu tun. „In der Kassenmedizin würde ich mir beispielsweise wünschen, dass wir von der Frequenzmedizin wegkommen und stattdessen mehr Zeit für das ärztliche Gespräch mit den Patientinnen und Patienten bleibt. So kann nicht nur die Behandlungsqualität erhöht werden, sondern auch das Fehlerrisiko gesenkt werden“, unterstrich der ÖÄK-Präsident.