Unis wollen Medizin-Studienplätze nicht ausweiten


von

Nadine Tröbitscher

Die Universitätenkonferenz hat sich in einem Brief an die Koalitionsverhandler bei ÖVP, SPÖ und NEOS gegen eine Ausweitung der Medizin-Anfängerstudienplätze ausgesprochen.AdobeStock_ 861162267/ yta

Die Universitätenkonferenz (uniko) hat sich in einem Brief an die Koalitionsverhandler bei ÖVP, SPÖ und NEOS gegen eine Ausweitung der Medizin-Anfängerstudienplätze, eine Verländerung der Pädagogischen Hochschulen (PH) und ein Promotionsrecht für die Fachhochschulen (FH) ausgesprochen. Im Hochschulsektor erwarte man sich eine “gewisse Profilschärfung”, so uniko-Präsidentin Brigitte Hütter vor Journalisten. Ansonsten komme es zu Wildwuchs und Beliebigkeit.

Derzeit gibt es an den öffentlichen Universitäten 1.900 Medizin-Anfängerstudienplätze. Diese Zahl wird bis 2028 noch auf 2.000 ausgebaut. Eine darüber hinausgehende Steigerung hält man nicht für sinnvoll. Engpässe bei Kassenärzten würden nicht durch zu wenige Studienplätze entstehen, sondern etwa im anschließenden Turnus bzw. durch die mangelnde Attraktivität von Kassenarztstellen vor allem am Land und die Heimkehr der hier ausgebildeten deutschen Absolventinnen und Absolventen, meinte Hütter.

Keinesfalls nachgeben sollte man nach Ansicht der uniko dem Druck der FH nach einem eigenständigen Promotionsrecht. Die Fachhochschulen seien ja gegründet worden, um für konkrete Berufsbilder auszubilden. Daher hätten sie auch nicht die entsprechenden Forschungsstrukturen. Zwar würde dort erfolgreich Auftragsforschung betrieben, so Hütter, aber eben kaum Grundlagenforschung. Um die entsprechenden Strukturen zu schaffen, müsste daher investiert werden – und die Wirtschaft sei nicht unbedingt interessiert daran, dies zu tun. Man wolle aber nicht „das Naserl hoch tragen“, betonte Hütter. Für Doktoratsprogramme könnten FH jetzt schon mit Unis kooperieren. Das wolle man auch weiter gerne tun und diese Zusammenarbeit sogar ausbauen.

Auch einer Parallelstruktur bei der Lehrerausbildung etwa durch eine Verländerung der PH, an denen derzeit gemeinsam mit den Unis Lehrkräfte ausgebildet werden, steht die uniko ablehnend gegenüber. Wenn man den PH schon mehr Autonomie geben wolle (derzeit sind sie nachgelagerte Dienststellen des Bildungsministeriums, Anm.), wäre es einfacher, sie in die schon bestehenden Unis einzugliedern – „ohne dass das jetzt eine Forderung wäre, die wir erheben“.

Weitere Anliegen der uniko: Die Forschungsquote soll von derzeit 3,3 auf vier Prozent des BIP erhöht und im Rahmen des allseits angestrebten Bürokratieabbaus die Berichtspflichten der Unis reduziert werden. Keine einheitliche Meinung hat man zu einer künftigen Ressortausgestaltung. Die Unis müssten aber jedenfalls prominent in einem Ministerium vertreten sein und die entsprechenden Mittel bekommen, meinte Hütter. „Es geht eher um die Persönlichkeiten, die aktiv werden.“

Zufrieden gab man sich mit dem Abschluss der Leistungsvereinbarungsverhandlungen mit dem Bildungsministerium. Das Plus von knapp 32 Prozent für die kommenden drei Jahre höre sich zwar nach sehr viel an, meinte Hütter. Man müsse aber bedenken, dass man in den vergangenen drei Jahren eine Rekordinflation hinter sich habe und diese den Unis bisher nicht vollständig abgegolten worden sei. Mit der von den Unis zunächst skeptisch gesehenen Entfristungen von Stellen für Nachwuchswissenschafter in den Leistungsvereinbarungen kann die uniko leben – diese kämen nun in einem deutlich geringeren Ausmaß als ursprünglich diskutiert.

APAMED



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