Tirol fördert Praxis für Schwangerschaftsabbruch


von

Astrid Janovsky

Tirol plant mehr Unterstützung für ungewollt Schwangere und setzt Initiativen für Frauengesundheit.AdobeStock_481958712/HBS

In Innsbruck wird bald eine zweite Praxis für Schwangerschaftsabbrüche eröffnet. Das Land Tirol fördert diese für drei Jahre mit 90.000 Euro. Der kostenlose Zugang zu einem Abbruch an den Kliniken bleibt den Schwangeren weiter verwehrt.

Die Diskussion um den Ausbau des Angebots für Schwangerschaftsabbrüche in Tirol dürfte vorerst beendet sein: In Innsbruck wird neben einer bereits bestehenden Ordination im niedergelassenen Bereich eine weitere eingerichtet. Ein durchführender Arzt sei bereits gefunden, bestätigte das Land einen Bericht der “Tiroler Tageszeitung” . Zudem wird von der schwarz-roten Landesregierung die Einrichtung sowie die Miete für drei Jahre mit 90.000 Euro gefördert.

Eröffnungstermin noch unklar

Derzeit befinde man sich noch im “Prozess zur Vertragsfinalisierung” mit dem Arzt, hieß es seitens des Landes. Daher sei auch noch nicht klar, wann die Praxis öffnen werde. Am Klinikareal – wie zuvor einmal angedacht gewesen – dürfte sich die Ordination jedoch nicht ansiedeln, diese werde “eigenständig” und “ambulant” sein.

Mit dem von der Landesregierung bereitgestellten Geld soll die “medizinisch notwendige Grundausstattung” bereitgestellt werden, teilte das Land nach der Regierungssitzung in einer Aussendung mit. “Ich bin froh, dass wir in der Frage des Angebots einen wesentlichen Schritt weiter sind und damit ein drohender Engpass verhindert wird”, sagte Frauenlandesrätin Eva Pawlata (SPÖ). Für Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) ging es darum, “medizinisch qualitätsvolle Voraussetzungen zu schaffen und das wirtschaftliche Risiko für Ärztinnen und Ärzte möglichst gering zu halten.”

Österreichische Gesundheitskasse soll Behandlungskosten tragen

Dem Weg zur nunmehrigen Lösung waren innerkoalitionäre Misstöne vorausgegangen. Pawlata hatte bei ihrem Amtsantritt einen kostenlosen Zugang an öffentlichen Spitälern gefordert, womit sich der Koalitionspartner ÖVP aber nicht einverstanden zeigte. Schließlich rang sich die Landesregierung zu einem Bekenntnis zu einem “bedarfsgerechten, niederschwelligen und medizinisch qualitätsvollen Zugang”, wie im Koalitionsabkommen vorgesehen, durch. Zudem war ein geplantes Register zu Schwangerschaftsabbrüchen in die Schlagzeilen geraten. Dies war teils auf Widerstand gestoßen, nachdem etwa eine “Motivforschung durch die Hintertür” befürchtet worden war.

Die Tiroler SPÖ-Nationalratsabgeordnete Selma Yildirim hatte der ÖVP noch im Herbst vergangenen Jahres eine “Blockadehaltung” vorgeworfen, nachdem zwei Ärztinnen abgesprungen waren. Abtreibungen an öffentlichen Krankenhäusern bleiben weiterhin das “Ziel”, sagte sie nun am Dienstag. Die rote Klubobfrau im Tiroler Landtag, Elisabeth Fleischanderl, wollte sich weiter für “Verbesserungen bei der medizinischen Versorgung bei Schwangerschaftsabbrüchen einsetzen”. Damit verbunden sei die Forderung nach der “Aufnahme in den Leistungskatalog der ÖGK.”

Mehr Frauengesundheit für Tirol

Für die grüne Landtagsabgeordnete Zeliha Arslan war die nunmehrige Lösung “kein Fortschritt und kein Ausbau dieser wichtigen Gesundheitsleistung für Frauen, sondern die Einzementierung des konservativen Status quo in Tirol”. Während in anderen Bundesländern Abbrüche an Spitälern Standard seien, müssten Frauen in Tirol weite Wege auf sich nehmen. Dazu komme die Sorge bezüglich der Anonymität, die in Krankenhäusern besser sichergestellt sei, argumentierte die Politikerin.

Darüber hinaus beschloss die Tiroler Landesregierung am Dienstag eine Frauengesundheitsstrategie, die elf Themenbereiche und 34 Handlungsfelder umfasst. Schwerpunkte werden dabei auf Prävention, Sexualpädagogik, psychische Gesundheit und Gewaltschutz gelegt. Zentral sei etwa der Ausbau eines “Frauengesundheitsnetzwerks”, hieß es. Ein “niederschwelliger Zugang zu Gesundheitsangeboten” soll ermöglicht werden.

APAMED



Newsletter

Bleiben Sie stets informiert!