Ein Versäumnis bei der rechtzeitigen Bestellung eines RSV-Medikaments sorgt in Österreich für Besorgnis. Das Medikament Nirsevimab, das vor schweren Atemwegserkrankungen bei Säuglingen schützen soll, könnte aufgrund einer verpassten Frist erst ab der Saison 2025/26 verfügbar sein. Mittlerweile laufen Verhandlungen mit anderen Ländern, um das Medikament noch vor Beginn der nächsten RSV-Saison zu beschaffen.
Wie die Tara24 berichtete, hätte das Medikament vorsorglich für die kommende Saison bestellt werden müssen – diese Gelegenheit wurde jedoch verpasst. Das Pharmaunternehmen Sanofi teilte mit, dass es Österreich wegen der hohen Nachfrage erst später beliefern könne.
Im Gesundheitsministerium besteht kein Zweifel an der Nützlichkeit des Medikaments, doch warum es nicht rechtzeitig bestellt wurde, blieb laut einem Bericht des Standard bislang ungeklärt. In einer Stellungnahme des Ministeriums hieß es: „Wegen hoher internationaler Nachfrage wird die RSV-Prophylaxe laut den im Gesundheitsministerium verfügbaren Informationen gemäß Auskunft der Hersteller auch in der Saison 2024/25 nicht am österreichischen Privatmarkt eingeführt werden.“ Weiter wurde betont, dass eine Aufnahme in den Impfplan schwierig sei, da das Medikament derzeit nicht verfügbar ist.
Dennoch laufen mittlerweile Verhandlungen, um das Medikament noch vor Beginn der nächsten RSV-Saison zu beschaffen. Wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch laut Standard bestätigte, versucht man, sich bereits getätigten Bestellungen anderer europäischer Länder anzuschließen. Die Verhandlungen hätten sich jedoch monatelang verzögert, da es unterschiedliche Vorstellungen zwischen den Ländern und dem Finanzministerium über die Finanzierung gegeben habe. Nun sei eine Einigung erzielt worden, und die RSV-Impfung soll in das Kinderimpfprogramm aufgenommen werden. Ein schneller Vertragsabschluss wird erwartet, doch Details zu Zeitpunkt und Umfang der Lieferung sind noch offen. Im Vorjahr kamen in Österreich etwa 78.000 Kinder zur Welt.
Die Wiener Ärztekammer sieht in der verzögerten Bestellung ein tiefergehendes Problem. In Deutschland seien Impfungen gesetzlich geregelt und würden automatisch finanziert, sobald die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Empfehlung ausspricht. In Österreich sei das nicht der Fall, was zu Verzögerungen führen könne. „Österreich braucht ein Gesetz, das sicherstellt, dass alle vom Nationalen Impfgremium empfohlenen Impfungen zeitnah finanziert und der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden“, fordert Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Ärztekammer für Wien. „Alles andere ist sparen am falschen Ort – auf Kosten der Bevölkerung, auf Kosten der Säuglinge.“