Österreichische Ärztekammer präsentiert “Regierungsprogramm” für das Gesundheitssystem


von

Ulrike Krestel

v.li.n.re.: Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte; Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer; Edgar Wutscher, ÖÄK-Vizepräsident & Bundeskurienobmann der niedergelassenen ÄrzteFOTO: ÖÄK/Karo Pernegger

Rund 50 Tage vor der Nationalratswahl hat die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) zentrale Forderungen und Vorschläge für die Zukunft des Gesundheitssystems vorgestellt. Johannes Steinhart, Präsident der ÖÄK, betonte bei einer Pressekonferenz in Wien die Notwendigkeit, dass sich die Ärzteschaft aufgrund ihrer umfassenden Praxiserfahrung in die politische Diskussion einbringt.

“Wir kennen die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten am besten”, erklärte Steinhart. Die ÖÄK sehe sich in der Verantwortung, die politisch Verantwortlichen mit einem Leitfaden für eine nachhaltige und zukunftssichere Gesundheitsversorgung zu unterstützen und stellt folgende Folderungen:

Bildung und Prävention im Fokus

Zu einer der Kernforderungen zählt die Stärkung der Gesundheitskompetenz bereits in jungen Jahren. So schlägt die Ärztekammer vor, ein eigenes Schulfach “Gesundheitsbildung” in den Lehrplan zu integrieren. Das bereits erfolgreich laufende Projekt “Med4School” in Wiener Volksschulen, das Schüler über den Körper und die Bedeutung eines funktionierenden Gesundheitswesens informiert, soll dabei als Vorbld dienen. Ziel sei es durch Prävention die Kosten im Gesundheitssystem zu senken und die Lebensqualität zu erhöhen.

Reform der digitalen Gesundheitsvorsorge

Steinhart plädiert für eine Weiterentwicklung der e-Card zu einer digitalen Gesundheitsvorsorgekarte und ein bundesweites Vorsorgeprogramm mit individuellen Anreizen für alle Altersgruppen. Als Beispiel für erfolgreiche Präventionsmaßnahmen nennt er den Mutter-Kind-Pass, dessen Konzept auf weitere Vorsorgeuntersuchungen ausgeweitet werden soll.

Kritik an Konzernisierung und Bürokratie

Weiters wehrt sich die Ärztekammer gegen die Tendenzen zur Konzernisierung der medizinischen Versorgung und betont die Wichtigkeit der ärztlichen Freiberuflichkeit. Steinhart fordert, dass Ärzte ausschließlich nach medizinischen Kriterien behandeln dürfen, ohne kommerziellen Druck. Er lehnt Verbote für Nebenbeschäftigungen und Zwangsverpflichtungen für Medizinstudenten und Jungärzte ab, da solche Maßnahmen die Versorgung der Bevölkerung gefährden könnten.

Patientenlenkung und digitale Angebote

Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident, betont die Bedeutung einer verbindlichen Lenkung der Patientenströme, um das Gesundheitssystem zu stabilisieren. Ein Modell namens “digital vor ambulant vor stationär” sowie der Ausbau telemedizinischer Angebote, einschließlich Videokonsultationen über die Gesundheitshotline 1450, sollen die Spitäler entlasten und die Patient:innen besser versorgen.

Verbesserung der Arbeitsbedingungen

Die ÖÄK fordert auch Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in Spitälern, einschließlich flexibler Arbeitszeitmodelle und besserer Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Edgar Wutscher, Vizepräsident der ÖÄK, betont die Notwendigkeit, offene Kassenstellen zu besetzen, um Wartezeiten zu reduzieren. Er schlägt flexible Kassenverträge vor, um die Arbeitsbedingungen in Arztpraxen zu verbessern.

Vorsorgemedizin statt Reparaturmedizin

Ein weiteres zentrales Anliegen ist der Übergang von der Reparatur- zur Vorsorgemedizin. Der neue “Gesundheitspass” soll alle Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen über alle Lebensphasen hinweg dokumentieren und so die Präventionsquote, insbesondere bei der Darmkrebsvorsorge, erhöhen. Ziel ist es, die Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen zu verdoppeln.

OTS



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