Oberösterreich setzt auf niederschwellige HPV-Impfung


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Redaktion

Geimpfte Buben tragen dazu bei, die Verbreitung von HPV zu reduzieren.AdobeStock_350190806/New Africa

Oberösterreich geht beim Schutz vor dem humanen Papillomavirus (HPV) neue Wege: Um die bisher niedrigen Durchimpfungsraten zu verbessern, setzt das Bundesland auf ein duales System. Neben den Schulimpfungen steht die Impfung nun auch im niedergelassenen Bereich zur Verfügung, etwa bei Kinderärzt:innen, Hausärzt:innen und Fachärzt:innen wie Gynäkolog:innen und Urolog:innen. Diese niederschwellige Lösung soll den Zugang zur Impfung erleichtern – und zeigt bereits erste Erfolge.

Oberösterreich erweitert Impfangebot

Um die Bevölkerung besser zu schützen, wurde in Oberösterreich die Impfmöglichkeit über das Schulprogramm hinaus erweitert. Nun können Eltern ihre Kinder auch in den Ordinationen der niedergelassenen Ärzt:innen impfen lassen. Dieses flexible Modell soll dazu beitragen, dass mehr Kinder rechtzeitig gegen HPV geimpft werden, bevor sie mit dem Virus in Kontakt kommen. Der optimale Zeitpunkt für die Impfung liegt zwischen dem 9. und 12. Lebensjahr, also vor der Pubertät. In diesem Alter ist der Schutz besonders wirksam.

Kinderärzt:innen übernehmen Aufklärungsarbeit

Ein wichtiger Aspekt des neuen Impfmodells ist die intensive Aufklärung. Dr. Urike Waltl, Kinderärztin und Leiterin des Impfreferats der Ärztekammer Oberösterreich, betont, dass viele Eltern noch unsicher sind, warum eine Impfung bereits im Kindesalter sinnvoll ist. Besonders bei Buben gibt es oft Vorbehalte. Doch wie Waltl erklärt, schützt die Impfung nicht nur die geimpften Kinder selbst, sondern auch ihre späteren Partner:innen: „Geimpfte Buben tragen dazu bei, die Verbreitung von HPV zu reduzieren und schützen so auch ihre zukünftigen Partner:innen und Familien“, so Waltl.

Kinderärzt:innen und Hausärzt:innen spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Eltern über die Vorteile der Impfung zu informieren. Oft können sie beim Routinebesuch den Impfstatus überprüfen und fehlende Impfungen direkt nachholen. Diese Möglichkeit, ohne lange Wartezeiten oder zusätzliche Wege impfen zu lassen, sei für viele Familien ein großer Vorteil.

Oberösterreich will Durchimpfungsrate steigern

In Oberösterreich liegt die Durchimpfungsrate aktuell bei knapp über 50 Prozent. Das Land setzt darauf, diese Quote durch die erweiterten Impfmöglichkeiten deutlich zu steigern. Die Kombination aus Schulimpfungen und der Verfügbarkeit der HPV-Impfung in den Ordinationen soll dazu führen, dass mehr Kinder und Jugendliche geimpft werden.

„Aufklärung und einfache Zugänge sind der Schlüssel“, ist Dr. Waltl überzeugt. Durch die neue Regelung könnten auch Kinder und Jugendliche, die in der Schule keine Impfung erhalten haben, einfach nachgeimpft werden. Langfristig hofft das Bundesland, die Impfquote auf ein internationales Niveau zu heben, um das Risiko HPV-bedingter Krebserkrankungen zu minimieren.

Auch für Erwachsene bis 30 Jahre kostenlos

Nicht nur Kinder profitieren von der neuen Regelung: Auch Erwachsene bis zum Alter von 30 Jahren haben in Oberösterreich weiterhin die Möglichkeit, sich kostenlos gegen HPV impfen zu lassen. Dies ist besonders für junge Erwachsene eine wichtige Chance, sich vor den gefährlichsten HPV-Subtypen zu schützen. Die Landesregierung betont, dass diese Möglichkeit aktiv genutzt werden sollte, um das Ansteckungsrisiko und die damit verbundenen gesundheitlichen Folgen weiter zu senken.

HPV betrifft alle

HPV-Infektionen sind weit verbreitet und betreffen sowohl Mädchen als auch Buben. Über 80 Prozent aller Frauen und Männer infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem Virus. In den meisten Fällen heilt die Infektion von selbst aus, doch in manchen Fällen kann sie chronisch werden und zu Krebserkrankungen führen. Besonders gefährdet sind Frauen, bei denen eine HPV-Infektion Gebärmutterhalskrebs verursachen kann. In Oberösterreich werden jährlich etwa 50 bis 60 neue Fälle diagnostiziert.

Doch auch Männer sind zunehmend betroffen: HPV kann auch Krebs im Mund- und Rachenraum, am Penis oder am After auslösen. Diese Krebsarten treten immer häufiger auf, auch in Oberösterreich. Besonders die durch HPV verursachten Tumoren im Mund- und Rachenbereich nehmen bei Männern deutlich zu.



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