Mag. Monika Aichberger: “Arzneimittelabgabe ausschließlich von der Apotheke”


von

Ulrike Krestel

Eine adäquate Honorierung von Dienstleistungen und Medikamentenabgabe ausschließlich durch Apotheken, fordert Forum!pharmazie-Präsidentin Monika Aichberger. zVg

Laut der Präsidentin des FORUM!pharmazie, Mag. Monika Aichberger, konnte sich die Apotheke in den letzten fünf Jahren als unverzichtbarer Teil des österreichischen Gesundheitssystems – besonders in Krisenzeiten – etablieren. Auch die Novelle des Apothekengesetzes hat wichtige Neuerungen gebracht, wie etwa die gesetzliche Verankerung neuer Dienstleistungen. Nun gilt es, eine adäquate Honorierung dieser Leistungen zu erlangen. Außerdem fordert sie, dass Arzneimittel ausschließlich über die Apotheke vor Ort abgegeben werden sollten und der Versandhandel von rezeptpflichtigen Medikamenten ausgeschlossen bleibt.

TARA24: Welche Bilanz ziehen Sie aus der vergangenen Legislaturperiode in Bezug auf die Interessen angestellter Apotheker:innen?

Wir erwarten die Sicherung der Apotheke als zentralen Arzneimittelversorger. Dies bedeutet, dass Arzneimittel ausschließlich über die Apotheke vor Ort abgegeben werden sollten und der Versandhandel von rezeptpflichtigen Medikamenten ausgeschlossen bleibt. Darüber hinaus setzen wir uns für den Ausbau und die angemessene Wertschätzung des Screening-, Präventions- und Testangebots in Apotheken ein. Dies schließt auch eine adäquate Honorierung ein, beispielsweise für das Medikationsmanagement bei multimorbiden Patienten, Schulungen bei Erstverordnungen sowie das Impfen in der Apotheke. Unsere flächendeckende Verteilung und versorgungsrelevante Rolle sind bereits gegeben – die notwendige Infrastruktur ist vorhanden und die Pandemie hat gezeigt, dass wir in der Lage sind, schnell und effizient zu handeln.

Zudem fordern wir Maßnahmen gegen die zunehmend belastenden Lieferengpässe. Eine mögliche Lösung könnte darin bestehen, die Industrie zur Lieferung zu verpflichten und uns den zusätzlichen Aufwand angemessen zu vergüten.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Bürokratieabbau, insbesondere in Bereichen wie Tierarzneimitteln oder Parallelimporten. Zusätzlich fordern wir die Einführung der Weiterverordnung von Dauermedikamenten, etwa gegen Bluthochdruck, Diabetes oder Hypercholesterinämie, durch Apotheker:innen – ähnlich dem Modell der Medizinisch-Technischen Dienste (MTDs).

Schließlich setzen wir uns dafür ein, die Steuerlast zu senken und die kalte Progression umzukehren. Wer viel arbeitet, sollte auch die Möglichkeit haben, mehr von seinem Verdienst zu profitieren.

Viele sagen, Lieferengpässe bei Medikamenten sind “gekommen, um zu bleiben”. Wie bewerten Sie die bisherigen Bemühungen zur Bekämpfung dieser Engpässe, und welche zusätzlichen Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht notwendig?

Die bisherigen Bemühungen tragen in meiner Welt noch keine Früchte – langfristig sollte die Produktion wieder zurück nach “Good old Europe” geholt werden, damit wir uns nicht auf Lieferungen aus Fernost verlassen müssen. Das wiederum erfordert allerdings eine Stärkung des Wirtschaftsstandorts Europa, also nicht mehr Vorschriften und noch höhere Standards für Billigstarzneimittel, sondern faire Preise für hochwertige Produkte, die von den Sozialversicherungen bezahlt werden.

Als Herausforderung betrachte ich das Einführen neuer Dienstleistungen – aber als eine schöne Herausforderung für engagierte Kolleg:innen, die unseren Beruf noch ein wenig attraktiver machen wird und die apothekerliche Versorgung der Menschen noch umfassender.

In manchen Bundesländern wird das wahrscheinlich kein Thema werden, aber ich fürchte schon einen Mangel an Arbeitsplätzen und/oder Kürzungen bei freiwilligen Zusatzleistungen.

Der VAAÖ wirft dem FORUM!pharmazie einen Kniefall gegenüber dem Apothekerverband vor. Insofern was Dienstfreistellungen betrifft, als auch auf thematischer Ebene. Gibt es hier eine Möglichkeit, unter den beiden Angestelltenvertretungen auf einen Konsens zu kommen? Im Sinne der angestellten Apothekerschaft?

Wir haben mit der Einführung der verpflichtenden Fortbildung ein langgestecktes Ziel erreicht, das die Sozialpartner VAAÖ und Apothekerverband seit mehr als 10 Jahren nicht erreichen konnten. Ein Gesundheitsberuf ohne verpflichtende Fortbildung ist wirklich nicht mehr zeitgerecht. Die vorhandenen Freistellungsansprüche im geltenden Kollektivvertrag müssen klarerweise im Sinne eines fairen Miteinanders eingehalten und im Fall auch eingefordert werden können. Ganz generell bin ich immer gesprächsbereit – und mit mir das FORUM!pharmazie.

Die beschlossene Apothekennovelle hat den Apotheken mehr Kompetenzen gebracht, wie etwa flexiblere Öffnungszeiten, neue Dienstleistungen und auch die verpflichtende Fortbildung. Allerdings wurde das Impfen in der Apotheke nicht durchgesetzt. Wie stehen Sie als Vertreterin der angestellten Apotheker:innen grundsätzlich zu dieser Novelle? Welche Auswirkungen hätte das Impfen in Apotheken auf das Aufgabenfeld von angestellten Apothekerinnen und Apotheker und wie wichtig ist es, dass Kund:innen sich künftig in Apotheken impfen lassen können?

Die Novelle hat längst fällige Adaptierungen und mehr Möglichkeiten gebracht. Dass das Impfen in der Apotheke noch nicht umgesetzt ist, ist bedauerlich aber wir werden nicht locker lassen. Viele Kund:innen wundern sich, dass das noch immer nicht möglich ist und fragen ungeduldig, wann das denn endlich gehen wird. Wir könnten sehr niederschwellig Impfangebote publik machen, diese dann nach Aufklärung und Verabreichung auch elektronisch eintragen und allfällige weiter Auffrischungen empfehlen.



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