KPÖ: “Apotheken als lokale Informationsdrehscheiben zu Gesundheitsinformationen”


von

Ulrike Krestel

Wahlkampfauftakt der KPÖ vor dem Parlament. Spitzenkandidaten Bettina Prochaska und Bundessprecher Tobias Schweiger (Mitte) tragen leistbares Wohen ins Parlament. KPÖ

Die KPÖ betont die zentrale Rolle der Apotheken als niederschwellige Anlaufstellen für Medikamente und Beratung. Sie plant, ihre Funktion in der Prävention auszubauen und die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitseinrichtungen zu stärken. Digitalisierung soll Prozesse unterstützen, aber stets sicher und koordiniert umgesetzt werden. Zusätzlich unterstreicht die KPÖ die Bedeutung leistbaren Wohnraums als grundlegenden Faktor für Lebensqualität und Gesundheitsversorgung, der auch Fachkräfte im Gesundheitswesen unterstützt.

TARA24: Welche gesundheitspolitischen Schwerpunkte möchte die KPÖ in der kommenden Legislaturperiode setzen?

KPÖ: Konkret fordern wir ein Staatssekretariat für Pflege, das den Auftrag hat, einen nationalen Aktionsplan Pflege, der verbindlich zwischen den Bundesländern und dem Bund, erarbeitet wird. In diesem soll von einer einheitlichen Ausbildung aller Pflege- und Betreuungsberufe (inklusive adäquater Entlohnung während der Ausbildung), über einheitlicher Pflege- und Betreuungsschlüssel im Langzeitbereich bzw. Bedarfsgerechte Personalplanung im stationären Bereich (im Gegensatz zum aktuellen Vorgehen mit reinem Fokus auf wirtschaftliche Aspekte ohne Rücksicht auf Personal und Patient:innen) bis über zu einer Stufenweise Reduktion der Arbeitszeit. In diesem sollen der demografische Wandel, die Zunahme der Multimorbidität genauso berücksichtigt werden, wie die Zunahme an gerontopsychiatrischen Erkrankungen. Für diese wird es in Zukunft auch ein verstärktes Angebot brauchen, wie auch eine gleichzeitige Stärkung der präventiven und gesundheitsfördernden Angebote.

Weiters darf der Zugang zu Medizin nicht von Einkommen und Vermögen abhängig sein. Es braucht in ganz Österreich einen flächendeckenden Zugang zu Kassenärzt:innen aller Fachrichtungen.

Zudem braucht es eine solidarische Finanzierung des Gesundheitssystems. auch der Zugang zu Psychotherapeut:innen darf nicht länger ein Luxus bleiben. Es braucht einen massiven Ausbau von Psychotherapie als Kassenleistung.

Darüber hinaus fordern wir gezielte Förderung und ausreichende Finanzierung von Forschung im Bereich Gendermedizin, die Sensibilisierung angehender Mediziner:innen und des medizinischen Personals in Fragen der Gendermedizin und des Umgangs mit sexueller Gewalt.

Werden Sie die Ziele der beschlossenen Gesundheitsreform unterstützen? Welche Punkte priorisieren sie?

KPÖ: Die Gesundheitsreform der Bundesregierung hat massive Verschlechterungen für die Versicherten mit sich gebracht. Die KPÖ steht für eine Stärkung der öffentlichen und solidarischen Versorgung. Es bedarf daher einer Korrektur zu einer starken Selbstverwaltung der Arbeitnehmer:innen. Die Ziele und Änderungen, welche im Zuge der Finanzausgleichsverhandlungen stattgefunden haben, sind ein erster Schritt. Zur Aufrechterhaltung der Qualität in der Versorgung wird es weitere Mittel aber vor allem strukturelle Verbesserungen brauchen. Vor allem um die hohen Kompetenzen aller Gesundheitsdienstleistungsanbieter:innen optimal einzusetzen. Im Moment ist dies durch historisch gewachsene Entscheidungsfindungsprozesse nur bedingt der Fall.

Apotheken spielen eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung vor Ort. Wie plant die KPÖ die Position und Aufgaben der Apotheken zu stärken? Wie stehen Sie zu Einführung von Impfen in der Apotheke?

KPÖ: Apotheken sind ein wichtiger Teil der solidarischen und öffentlichen Gesundheitsversorgung. Gerade der niederschwellige Zugang zu wichtigen Medikamenten und ebenso wichtig einer kompetenten Beratung sind aus Sicht der KPÖ die Stärken der Apotheken, welche bewahrt werden, muss.

Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die Apotheken für die öffentliche Gesundheit sind.

Wie wird KPÖ die diese Erfahrungen nutzen, um Apotheken in Zukunft noch stärker in Präventionsmaßnahmen einzubeziehen?

KPÖ: Aus unserer Sicht sind Apotheken lokale Informationsdrehscheiben zu wichtigen Gesundheitsinformationen. Dabei kommt die Kernkompetenz der umfassenden Beratung aus unserer Sicht voll zum Tragen. Gerade durch den zunehmenden Wegfall von persönlichen Beziehungen zu Hausärzt:innen sind die Menschen auf eine umfassende Beratung angewiesen. Aus diesem Grund arbeitet die Gesundheitsdrehscheibe in Graz, welche von KPÖ Stadtrat Robert Krotzer initiiert wurde, nicht nur mit niedergelassenen Kassenärzt:innen sondern auch mit Apotheken in der lokalen Umgebung zusammen.
Digitalisierung und Zukunft der Pharmazie:

Wie stehen Sie zur Digitalisierung im Gesundheitswesen, insbesondere in Bezug auf die elektronische Verschreibung und die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern?

KPÖ: Digitalisierung ist eine Möglichkeit, um Prozesse effizienter zu gestalten. Jedoch sollte diese nicht allein um der Digitalisierungwillen vorangetrieben werden. Einerseits handelt es sich bei Gesundheitsdaten um äußerst persönliche und sensible, andererseits braucht es ein koordiniertes Vorgehen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es nicht zielführend ist dies ohne vorherige Abstimmung der einzelnen Player durchzusetzen. Gleichzeitig kommt es durch viele unterschiedliche Anbieterfirmen immer wieder zu neuen Schnittstellenproblemen, welche die Verbesserung für Gesundheitsdienstleister und für die Bevölkerung minimieren.

Welche Maßnahmen sind notwendig, um die pharmazeutische Industrie in Österreich zu unterstützen, insbesondere im Hinblick auf Forschung und Entwicklung?

KPÖ: Ein Großteil der Grundlagenforschung erfolgt an oder in Zusammenarbeit mit universitären Forschungseinrichtungen. Diese müssen weiterhin gestärkt werden. Gleichzeitig ist auch ein gut ausgebauter Sozialstaat ein attraktiver Ort zum Leben und kann Expert:innen binden und ein wichtiger Vorteil gegenüber anderen Playern sein. Auch in diesem Fall ist leistbarer Wohnraum, für Studierende, für Forschende und Beschäftigte ein wichtiger Baustein.

Österreich ist ein Pharmastandort, und die Pharmaindustrie einer der wichtigsten Wachstumsmärkte. Die Tendenzen gehen jedoch immer mehr Richtung Zentralisierung und damit weg aus Österreich. Wie bleibt Österreich als Industrie- und Wirtschaftsstandort attraktiv?

Die KPÖ sieht das öffentliche Gesundheitssystem als wichtigen Player auch in diesem Bereich. Wie bereits in der vorigen Frage beschrieben, ist ein gut ausgebauter Sozialstaat ein wichtiger Faktor für einen attraktiven Wirtschaftsstandort. Da vor allem sehr hoch qualifiziertes Personal für die komplexen Verfahren notwendig ist, gilt es die gut ausgebildeten Absolvent:innen zu halten und somit auch den Industrie- und Wirtschaftsstandort zu stärken.

Der Zugang zu leistbaren Medikamenten ist ein zentrales Thema in der Versorgung. Welche Strategien verfolgen Sie, um Preisanstiege bei Medikamenten zu kontrollieren und gleichzeitig die Verfügbarkeit sicherzustellen?

Hier sind mehrere parallele Entwicklungen zu beobachten, welche die Versorgung in Zukunft stark beeinflussen werden. Einerseits wird es durch die Möglichkeiten der Individualmedizin und der Herstellung von personenspezifischen Medikamenten zu einer weiteren Zunahme der Preise kommen. Gleichzeitig muss es für Medikamente der Grundversorgung klare Zielvorgaben geben, um auch hier die Verfügbarkeit zu gewährleisten ohne Gefahr zu laufen, dass die Produktionskosten nicht mehr gedeckt werden. Langfristig muss auch in diesem Bereich die öffentliche Hand gestärkt werden, um wichtige Medikamente abzusichern.

Warum sollten Apotheker und pharmazeutisches Fachpersonal KPÖ wählen? Welche Vorteile versprechen Sie speziell dieser Berufsgruppe?

Die KPÖ steht für eine klare Politik unabhängig von Lobbys oder Spender:innen. Wir stehen auch nach der Wahl für die Themen und Forderungen, welche vor der Wahl kommuniziert werden. Leistbares Wohnen ist für uns eine zentrale Frage und wie man in den letzten Jahren gesehen hat auch der Bevölkerung. Aus unserer Sicht ist Wohnen ein Grundrecht. Wir müssen uns als Gesellschaft darum kümmern, dass es keine ungewollte Wohnungslosigkeit und angemessenen Wohnraum für alle in Österreich lebenden Menschen gibt. Die Not, leistbaren Wohnraum zu finden, zieht sich in Österreich durch breite soziale Schichten. Niemand soll gezwungen sein, mit einer Person zusammenzuwohnen, mit der eine Gemeinschaft unmöglich ist – oder von der im schlimmsten Fall Gewalt ausgeht.



Newsletter

Bleiben Sie stets informiert!