Nö schließt drei Spitäler


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Redaktion

“Flaggschiff”-Kliniken statt Landkrankenhäusern und weniger Notarztstationen in NÖ.AdobeStock_962439623/Ruslan Batiuk

Die Krankenhäuser in Korneuburg, Stockerau und Hollabrunn sollen in den nächsten 15 Jahren durch das Landesklinikum Weinviertel Süd-West ersetzt werden. Der Standort dafür muss aber noch gefunden werden.

Das im Landhausschiff in St. Pölten präsentierte Vorhaben fußt auf mehrmonatigen Gesprächen unter dem Arbeitstitel “Gesundheitspakt 2040+”. Dieses Zielbild sieht in der Landeshauptstadt sowie in Wiener Neustadt zwei Zentralkliniken vor, die auch die höchste Spezialisierungsstufe aufweisen. Regionale Häuser mit Schwerpunktfunktionen sollen neben erweiterter Erst- und Akutversorgung auch Fachspezialisierungen bieten. Dafür prädestiniert sind die Standorte Zwettl und Horn (beide Waldviertel), Amstetten (Mostviertel), Krems, Tulln (Region Mitte), Baden, Mödling (Thermenregion) und Mistelbach (Weinviertel), führte Markus Klamminger, Vorsitzender des Expertengremiums, aus.

Neues PVZ Gänserndorf

Viele Änderungen gibt es im Weinviertel. Das Landesklinikum Weinviertel Süd-West soll dort die Häuser in Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau vereinen und das “moderne medizinische Flaggschiff” für die Region bilden, wie es hieß. Zudem wird es auch zu einem Spital mit regionalen Schwerpunktfunktionen. Eine Standortkommission soll über die bestgeeignete Lage beraten. Bis zur Realisierung – es sei mit einem Zeithorizont von 15 Jahren zu rechnen – sollen die bestehenden drei Häuser noch stärker kooperieren. Ebenfalls im Weinviertel soll am Standort des Medizinischen Zentrums Gänserndorf eine Primärversorgungseinheit entstehen.

In Gmünd wiederum wird eine neue Gesundheitsklinik mit Primärversorgungseinheit und Fachärztezentrum errichtet. Geplant ist ein Gesamtinvestment von bis zu 120 Millionen Euro, 30 Millionen Euro davon in einer ersten Phase bis 2027. Die neue Gesundheitsklinik Gmünd soll in direkter Anbindung an das bereits vorhandene grenzüberschreitende Gesundheitszentrum Healthacross MED Gmünd entstehen.

Weniger Notarztstandorte

Aus drei bisherigen Akut-Krankenanstalten werden Kliniken mit Sonderfunktionen. In Klosterneuburg (Bezirk Tulln) und Waidhofen an der Thaya wird auf diesem Weg je ein Zentrum für moderne Altersmedizin entstehen bzw. ausgebaut werden, das Melker Spital wird zu einem “Leuchtturm der Pflege und Altersmedizin” weiterentwickelt. OP-Kapazitäten sollen erweitert werden, im Gegenzug sollen geburtshilfliche Leistungen in Amstetten gebündelt werden.

Von den künftig geplanten 21 Notarztstandorten werden 15 an Kliniken angebunden sein, was Entlastung bei der Personalsituation bringen soll. Sechs sollen eigene Stützpunkte sein. Zudem wird die Anzahl der Acute-Community-Nurse-Standorte von sechs auf zehn erweitert, betonte Christian Fohringer, Geschäftsführer von Notruf NÖ. 86 RTW-C-Einsatzfahrzeuge bzw. Notfall-Teams mit Notfallsanitätern und bei Bedarf Telenotarzt sollen die Versorgung garantieren. Das First-Responder-System – hier werden auch freiwillige Ersthelfer alarmiert – wird zudem ausgebaut. Zur Umsetzung der “durchaus großen Reform” werde ein eigenes Projekt eingerichtet, betonte Fohringer.

Fixierung noch diese Woche

Politisch soll der Pakt bereits diese Woche Verbindlichkeit erlangen. Ein Beschluss in der Sitzung der Landesregierung ist für heute, Dienstag, geplant, am Donnerstag wird das Thema im Landtag behandelt. Goutiert wurde das erarbeitete Konzept bereits am Montag vom für die Kliniken zuständigen ÖVP-Landesrat Ludwig Schleritzko. Man stehe “auch politisch hinter dem Gesundheitsplan”, betonte er. Verwiesen wurde einmal mehr u.a. auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel. Schleritzko zufolge wird es “fließende Übergänge geben”, für alle Mitarbeiter gebe es eine Jobgarantie der NÖ Landesgesundheitsagentur, man werde künftig sogar mehr Beschäftigte benötigen. “Die Gesundheitseinrichtungen garantieren eine rund um die Uhr Erst- und Notfallversorgung. Jederzeit und überall”, hielt der Landesrat zudem fest. Nun werde aus einem Pakt ein Plan, es handle sich um ein “Investitionspaket für die zukünftig bestmögliche Versorgung der Menschen”. Einige Maßnahmen “werden zeitnah umgesetzt”, wurde angekündigt, “andere brauchen mehr Zeit, mehr Raum und neue Strukturen”.

“Wir haben einen Kompromiss gefunden”, betonte SPÖ-Landesparteichef Landesrat Sven Hergovich, der in der Landesregierung nach dem Abgang seiner Parteikollegin Ulrike Königsberger-Ludwig in Richtung Bund vorübergehend auch die Gesundheitsagenden hält. Auf Basis eines im Vorjahr geleakten Expertenpapiers hatte er in der Vergangenheit mehrmals Kritik an Schließungsvorschlägen von Spitälern geübt. Mit dem nun vorliegenden und von rund 50 Experten ausgearbeiteten Pakt zeigte sich Hergovich zufrieden. Seitens der SPÖ seien entscheidende Schritte erreicht worden. Genannt wurden hier etwa die flächendeckende Erst-, Akut- und Notversorgung, der Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie eine geplante deutliche Reduktion bei Wartezeiten auf Operations- und Arzttermine. “Meine Zustimmung hängt daran, dass diese versprochenen Verbesserungen auch umgesetzt werden.”

Erarbeitet worden war der “Gesundheitspakt 2040+” seit dem Vorjahr von nationalen und internationalen Experten anhand von sieben Leitprinzipien, skizzierte Projektleiter Volker Knestel. Elisabeth Bräutigam, Vorständin für Medizin und Pflege in der NÖ Landesgesundheitsagentur, ortete unter anderem den Bedarf für neue Berufsgruppen und Telemedizin.

APA



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