Gespräch als ärztliche Behandlungsleistung


von

Astrid Janovsky

Ärztekammer fordert eine bessere Honorierung ihrer Gesprächsleistung.AdobeStock_393559321/Gorodenkoff

Seit 35 Jahren bietet die österreichische Ärztekammer das Diplom für Psychosoziale, Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin. Nun fordert sie, dass das ärztliche Gespräch besser vergütet werden soll. Anderen Gesundheitsberufen fehle dazu die “medizinische Kompetenz”.

Die Österreichische Ärztekammer setzt sich für die Aufwertung des ärztlichen Gesprächs und der Gesprächsmedizin ein. „Mehr Zeit für die Patienten bedeutet vor allem im Kassenbereich nicht nur höhere Zufriedenheit mit dem Beruf, sondern bringt auch Patientinnen und Patienten einen großen Zusatznutzen“, hielt  Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, fest. Schließlich könne man hier umfassender ansetzen und auch präventiv besser arbeiten. „Das aktuelle Kassensystem mit seinen Deckelungen gerade bei den Aufklärungsgesprächen steht für das völlige Gegenteil – daher fordern wir hier dringend einen Kurswechsel.“

Zeitdruck vs. zugewandter Medizin

„Diese strukturbedingte Gegebenheit ist durch den in vielen Bereichen unheilvoll empfundenen Zeitdruck überlagert und verstärkt. Dieser auch für Patientinnen und Patienten spürbare Zeitdruck widerspricht offensichtlich und verständlicherweise aber vor allem auch deren Erwartungen nach einer zugewandten Medizin. So ist die Forderung der Standesvertretung nach substanziell vermehrter Anerkennung des Gesprächs als unverzichtbare, essentielle ärztliche Behandlungsleistung nicht nur ein Thema von ärztlichen Honoraren, sondern für Patienten Voraussetzung für Zufriedenheit mit der Medizin und für die Ärzteschaft in der Medizin“, postulierte Karl Forstner, Leiter des ÖÄK-Referats für Psychosoziale, Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin und Präsident der Ärztekammer für Salzburg.

Kosten tragen sich von selbst

Die dadurch entstehenden höheren Kosten rechtfertigt Forster: „Diese Investitionen würden sich von selbst tragen, weil durch die so optimierte Behandlung Patientinnen und Patienten schneller und nachhaltiger gesunden. Das entlastet das System wieder – wir können also kostenneutral eine grundlegende Verbesserung für alle Systempartner erreichen.“

Gleich zu Behandlungsbeginn in der ärztlichen Praxis sei der psychosoziale und psychosomatische Aspekt zu beachten, denn der weitere Verlauf der Erkrankung werde von der ärztlichen Verhaltensweise beeinflusst. „Bei Psy-Diplom-Ärztinnen und -Ärzten erfolgt gleichzeitig und gleichwertig eine körperliche und psychosomatisch psychotherapeutische Diagnostik und Therapie, wie sie von anderen Gesundheitsberufen aufgrund fehlender medizinischer Kompetenz nicht wahrgenommen werden kann“, unterstrich Luise Zieser-Stelzhammer, ÖÄK-Referentin für Psychosoziale, Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin.

Drei Forderungen formuliert die Ärztekammer konkret:

  • Im ersten Schritt soll die Gesundheit der Menschen in den Gesundheitsberufen stärker in den Blick genommen werden.  Menschen in den Gesundheitsberufen sollen selbst in die Lage versetzt werden, ihr eigenes gesundheitskompetentes Know-how auch für sich selbst nützen zu können. 
  • Zudem soll in allen gesundheitspolitischen Entscheidungen, dem Kernprozess „Ärztliches Gespräch“ jener Stellenwert zuerkannt werden, der es ermöglicht, dieses auch qualitätsvoll umzusetzen. 
  • Zudem sollten die Möglichkeiten der Digitalisierung vermehrt auch dafür genützt werden, dass Patientinnen und Patienten den Nutzen der Behandlung sowie ihrer gesundheitsförderlichen Aktivitäten besser nachvollziehen können und auf eigenen Wunsch die Möglichkeit erhalten, Daten zu Ihrer Person und Situation ihren Behandlerinnen und Behandlern digital zur Verfügung zu stellen


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