Aus für Doppelbeschäftigung in Klinik & Wahlarztpraxis?


Zehn Stunden im öffentlichen Spital arbeiten und den Rest in der Privatordination, das wird es in Zukunft nicht mehr geben.AdobeStock_36913354/contrastwerkstatt

Zehn Stunden in der Klinik und 30 Stunden in der Wahlarztpraxis: Viele Wiener Ärztinnen und Ärzte praktizieren dieses Arbeitsmodell. Der Wiener SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker will dem ein Ende setzen. Die Ärztekammer protestiert und bezeichnet die Pläne als völlig inakzeptabel.

„Ich habe nichts gegen Wahlärzte. Wer aber Teilzeit im öffentlichen Gesundheitssystem arbeitet, der ist diesem System verpflichtet”, erklärte Hacker in der “Kronen Zeitung”. “Also man kann 20 Stunden im Spital arbeiten und 20 Stunden in einem Primärversorgungszentrum. Aber zehn Stunden im öffentlichen Spital und den Rest in der Privatordination, das wird es in Zukunft nicht mehr geben.”

Ablehnung von Ärztevertretung und Politik

Dieser Vorschlag stößt bei Ärzt:innenvertretungen auf wenig Gegenliebe. Man kritisiert nicht nur den Stil der Verlautbarung, hatten doch im Vorfeld dazu keinerlei Gespräche mit Gewerkschaftsvertretern oder Ärztekammer stattgefunden. Ärztekammer-Präsident Steinhart bezeichnet Hackers Pläne als „völlig inakzeptabel“ und warnt „Eine erzwungene Einschränkung der Berufsfreiheit wird noch mehr Ärztinnen und Ärzte für immer von den Spitälern wegtreiben“.

Kritik kommt auch von ÖVP und FPÖ. „Es ist unerträglich, mit welchen populistischen Maßnahmen Stadtrat Hacker das ohnehin angespannte Wiener Gesundheitssystem reformieren möchte“ sagt die Wiener ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec und bezeichnet des Vorgehen als „Showpolitik“.

Zustimmung bei ÖGK

Anders sieht das Andreas Huss, Obmann und Arbeitnehmervertreter der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Für ihn ist Hackers Überlegung ein „wichtiger Beitrag“ – vor allem, wenn es um den Nachwuchs geht. “Neben der Patientenversorgung sind die Spitäler auch für die Ärzteausbildung zuständig. Diese würde zum Erliegen kommen, wenn sich mehr und mehr Ärztinnen und Ärzte in die Teilzeitarbeit bzw. in die Privatpraxis verabschieden. Denn dort werden keine Ärztinnen und Ärzte ausgebildet. Damit bekämen wir sowohl im Spital als auch in den niedergelassenen Praxen ein echtes Nachwuchsproblem.” Natürlich müsse eine solche Änderung, wie in Österreich üblich, unter den Sozialpartnern verhandelt werden, betont er.

APA



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