Die Zeiten für Apotheken werden spürbar härter. „Apothekenpreise“ war einmal und der Porsche steht auch bei den wenigsten in der Garage. Deshalb fragen wir den Wirtschafts-Profi, an welchen Schrauben man drehen kann, damit am Ende nicht nur der Umsatz, sondern auch der Gewinn steigt. Jens Wilke hat zahlreiche Tipps mitgebracht und einige hat Astrid Janovsky sofort für sich adaptiert. Denn man kann nicht nur beim Einkauf optimieren.
Zusammenfassung
Betrachten Sie regelmäßig ihre Offizin durch Kundenaugen? Und erfassen Sie die „Nein-Verkäufe“? Ja? Herzlichen Glückwunsch. Dann haben Sie schon ein paar versteckte Stellschrauben entdeckt. Was es sonst noch an Möglichkeiten zur Optimierung des Betriebsergebnisses gibt, verrät uns Experte Mag. Jens Wilke im Podcast-Gespräch.
In der Bevölkerung werden Apotheken gerne als Gelddruckmaschinen gesehen. Der Begriff „Apothekerpreise“ hält sich hartnäckig und wer eine Apotheke sein Eigen nennt, verdient sich die sprichwörtliche goldene Nase.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Vor allem in den letzten 3 Jahren wurden die Rahmenbedingungen schwieriger, von Pharmazeut:innen wird plötzlich Wirtschaftskompetenz erwartet, die man in der Ausbildung aber zu wenig vermittelt bekommt.
Erster Schritt: Standortanalyse
Hier tritt Jens Wilke mit seiner Apothekenberatung auf den Plan. Einen ersten Blick wirft er bei seiner Analyse auf den Standort. Er rät zur Orientierung am Lebensmittel-Einzelhandelt. Eröffnet der eine neue Filiale, kann man davon ausgehen, dass dem eine eingehende Standortprüfung vorausgegangen ist.
Doch auch die bestehende Apotheke kann attraktiver gestaltet werden. Wilke empfiehlt, öfter mit Kundenaugen durch die Apotheke zu gehen. Die Offizin sollte möglichst groß, aber klar strukturiert sein. Kosmetik im Allgemeinen und Eigenmarken im Speziellen können gute Ankerpunkte sein.
Die richtige Angebots-Mischung
Generell empfiehlt der Fachmann eine solide Mischung aus Eigenmarken, die sowohl gute Deckungsbeiträge bringen als auch die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Produkt fördert, und einem starken Industriesortiment.
Beim Einkauf hat die Bedeutung der Direktbestellungen in den letzten Jahren stark zugenommen. Wilke mahnt hier zum Augenmaß, denn der Einkauf beim Hersteller bedeutet zusätzlichen Arbeitsaufwand und damit zusätzliche Kosten. Außerdem ist die Unterstützung durch einen gut sortierten Großhandel nicht zu unterschätzen.
Auch Lagerkosten müssen beachtet werden. Wilke nennt als wichtige Kennzahl die Lagerumschlagshäufigkeit. Diese ist Standort-abhängig, liegt aber in der Regel bei ca. 12. Es gilt, immer die Balance zwischen Lieferfähigkeit und Lagerkosten im Auge zu behalten.
Dynamische Lagergestaltung
Ein Optimierungstipp vom Spezialisten: die sogenannten „Nein-Verkäufe“ zu erfassen, also Wünsche nach Produkten, die nicht lagernd waren, ins System einzupflegen, um so das Sortiment dynamisch an die Bedürfnisse der Kundschaft anzupassen.
Mehr Kennzahlen und Tipps für eine bessere Betriebsbilanz gibt es direkt vom Experten im Gespräch bei „tara&talk“.
Über Jens Wilke:
Der Werdegang von Mag. Jens Wilke ist außergewöhnlich: seine erste Karriere startete er als Profi-Triathlet, seine zweite als Apotheker, seine dritte als Apotheken-Coach und seine vierte als Leistungs-Optimierer. Die Triathleten-Zeit liegt mittlerweile hinter ihm, dafür lebt er jetzt das Dreigestirn aus eigener Apotheke in Innsbruck, der „Wilke Apothekenberatung“ und dem „Health-Performance-Institut“.
Mit seiner Beratung unterstützt er Apotheken in allen wirtschaftlichen und marketingrelevanten Bereichen. Durch sein Doppelstudium Pharmazie und Wirtschaftswissenschaften ist der absolute Experte für alle Belange von der Apothekengründung bis hin zur Betriebsoptimierung.
In seinem Health-performance-Institut geht es hingegen um die Optimierung des Körpers. Ein Thema, das der ehemalige Leistungssportler erst in der Apotheke groß gemacht und dann in einem eigenen Institut in Innsbruck professionalisiert hat.