Kassen: Parallelimport-Richtlinie ist keine Gefahr für Apotheken


von

Nadine Tröbitscher

Symbolbild Parallelimport-Richtlinie
adobe.stock_593926271/BreizhAtao

Nullretaxationen auf Grundlage der Parallelimport-Richtlinie sorgen derzeit für Ärger und Existenzängste. Zumindest bei den Apotheken. Der Dachverband der Sozialversicherungsträger (SV) sieht die Sache anders.

„Die Richtlinien über die Abgabe von parallel importierten Arzneispezialitäten 2024 (RPI 2024) wurde erlassen, da in der Vergangenheit regelmäßig die gleiche Arzneispezialität von einem anderen Lieferanten zu einem für die Sozialversicherung teureren Preis abgegeben wurde, als zu dem mit dem Hersteller verhandelten“, rechtfertigt eine Sprecherin des SV das Vorgehen. Denn dies „verursachte bei der Sozialversicherung zusätzliche Kosten ohne therapeutischen Mehrwert für die Patient:innen.“ 

Dabei sind in der Praxis die Kosteneinsparungen – Preisdifferenzen zum Parallelimport – zum Teil im Centbereich. Ein Beispiel ist Jakavi (Ruxolitinib) zu 10 mg. Die Packung mit 56 Tabletten kostet knapp 4354,55 Euro. Preisdifferenz zum Parallelimport beträgt 45 Cent. Wird nicht entsprechend geliefert oder die Nichtverfügbarkeit belegt, kassiert die Apotheke eine Retaxation in Gänze.

Kann die Apotheken die Vollabsetzung nicht heilen, kann dies die Existenz bedrohen. „Retaxationen im fünfstelligen Bereich gefährden die flächendeckende Versorgung“, weiß eine Apothekerin. „Schon bald kommen die Rechnungskürzungen für Dezember und Jänner in den Apotheken an. Fallen die auch so hoch aus, kann dies der Todesstoß für einige Apotheken sein und die Pleite bedeuten.“ Zudem gefährde ein Apothekensterben die flächendeckende Versorgung.

Der SV kontert. „Selbst bei umfänglich fehlerhafter Anwendung der Richtlinie über Parallelimporte ist eine ökonomische Existenzbedrohung von Apotheken ernsthaft nicht abzuleiten“, so die Sprecherin. „Auch eine Gefährdung der flächendeckenden Versorgung von Patient:innen aufgrund vereinzelter Retaxierungen bei Apotheken ist nicht gegeben.“

Doch es besteht noch Hoffnung. „Aktuell finden Gespräche zur Anwendung der RPI 2024 mit der Österreichischen Apothekerkammer statt“, heißt es vom SV. Daher könne auf nähere Details zu den Retaxationen zum aktuellen Zeitpunkt nicht eingegangen werden.



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