Finanzverluste: Apothekenkooperationen fordern schnelle Veränderungen


von

Astrid Janovsky

Apothekenkooperationen versuchen, den schlechten wirtschaftlichen Bedingungen gegenzusteuern.TARA24

Apothekenkooperationen können durch ihre Mitgliedsbetriebe ein gutes Stimmungsbild der aktuellen Marktlage abbilden. Team Santé und ApoLife sehen die derzeitige Situation als existenzbedrohend. Der Unmut steigt nicht nur auf Apotheken-, sondern auch auf Kundenseite. Die Verunsicherung ist groß und es braucht konstruktive Gespräche.

Dank ihre flächendeckende Vernetzung sind Apothekenkooperationen besonders gut über den aktuellen Stand der Apothekerschaft informiert. Mag. Harald Markut, Partnermanager bei Team Santé, gibt seinen aktuellen Eindruck wieder: „Durch den stark steigenden Anteil der Hochpreiser am Kassenumsatz und die seit Jahren stagnierenden Deckungsbeiträge bei den rezeptpflichtigen Medikamenten ist die Wirtschaftlichkeit und Liquidität der österreichischen Apotheken schon lange unter Druck. Dieser erhöht sich nun weiter durch die drohenden Ausfälle wegen der Retaxierungen.“

Einsparungen auf dem Rücken der Apotheken

Auch Mag. Thomas Kunauer (Bild), Apotheker und Geschäftsführer von Team Santé, sieht die Situation angespannt: „Die Personalkosten sind in den letzten Jahren, wie in allen Branchen, um rund 25% gestiegen. Die Einnahmen der Krankenkassen über die Rezeptgebühr im gleichen Maß.

Nur der Deckungsbeitrag pro Rezeptkunde für die Apotheke steigt seit Jahren nicht – bei erhöhtem Mehraufwand. Und auch bereits bis zu 40% der abgegebenen Packungen für Gebührenzahler müssen vom Patienten selbst bezahlt werden. Dass man hier das Gefühl bekommt, dass die Einsparungen auf dem Rücken der Patienten und der Apotheken erfolgen sollen, ist aus meiner Sicht verständlich!“ 

Team Santé habe aber schon vor Jahren gemeinsam mit ihren Partner Apotheken langfristige wirtschaftliche Maßnahmen gesetzt. „Diese schaffen es, die herausfordernden Zeiten besser zu bewältigen“, so Markut.  „Neben Marketing- und Synergiemaßnahmen ist das zum Beispiel ein spezielles Tool, um nicht lieferbare Medikamente besser zu managen und so den Kunden besser betreuen zu können.“ 

Unverständnis und Unsicherheit

Unter den Team Santé Partner-Apotheken führe die aktuelle Situation vor allem zu Unverständnis und Unsicherheit. „Anstatt, wie überall notwendig, bei Verwaltung und Prozessen die Effizienz zu steigern, wird durch diese unkoordinierte Vorgehensweise der Krankenkassen einmal mehr genau das Gegenteil erreicht“ ergärt sich Markut. „Die einseitig beschlossene Ablaufänderung, ohne Abstimmung mit den Apotheken, führte zum derzeitigen Chaos. Mögliche Kleinsteinsparungen auf Seiten der Krankenkassen, führten zu enormen, unbezahlten Mehraufwand für die Apothekenmitarbeiter und zu drohenden Ausfällen im fünfstelligen Bereich für einzelne Apotheken.“

Aber nicht nur die Apotheken leiden unter der aktuellen Situation. „Natürlich sind dabei auch die Kunden negativ betroffen“, gibt Markut die Rückmeldungen seiner Partner-Apotheken wieder. Entsprechend groß wäre der Unmut.

Existenzbedrohendes Thema

Ähnlich sieht die Lage auch Mag. Martin R. Geisler, Generalsekretär der ApoLife Apothekengruppe: „Die Retaxierungen werden auch für die 114 ApoLife Apotheken zunehmend zu einem existenzbedrohenden Thema. Hohe fünfstellige Beträge pro Monat stoßen manche Apotheken in die tiefe Verlustzone ohne Aussicht auf eine Lösung.“

Geisler wünscht sich konstruktive Gespräche: „Wir wissen, dass die Apothekerkammer in intensiven Verhandlungen mit der Krankenkassa ist, dennoch drängt sich der Eindruck auf, dass scheinbar auch in unserem Bereich statt einer konstruktiven Zusammenarbeit wie in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr die Konfrontation gesucht wird und seitens mancher Institutionen (oder Berufsvertretungen) versucht wird, mit dem Kopf durch die Wand zu laufen.”

Der Branchenkenner (Bild) wundert sich: “Wie anders ist die – zumindest bis jetzt sichtbare – Gesprächsverweigerung der Kasse zu interpretieren, wenn es darum geht, für die Apotheken eine gute und praktisch umsetzbare Lösung im Sinne der Patienten zu finden?“

Dringende Lösung notwendig

Auch Geisler sieht Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung, ist doch deren Interesse eng mit einer funktionierenden Arzneimittelversorgung verknüpft. „Der Standardsatz in unserem Sektor – „es geht uns ja nur um das Wohl der Patient:innen – wird immer öfter zu einer Worthülse. Wie können die Apotheken das Wohl der Patient:innen im Auge behalten, wenn sie von der Krankenkasse finanziell aufs Glatteis geführt werden?“

Der ApoLife-Generalsekretär will aber nicht aufgeben: „Wir hoffen dennoch unverändert, dass die Dringlichkeit des Problems bald von allen erkannt und gelöst wird und dass die Krankenkasse wieder zu einem konstruktiven Dialog mit den Apotheken findet.“



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