In Deutschland ist der Versand von Rx-Präparaten erlaubt. Ein Onlineshop hat sich auf Frauenthemen spezialisiert: Ein paar Kreuzerl setzen und man darf nicht nur seine Wunschpille, sondern auch sein Wunsch-Antibiotikum gegen Harnwegsinfekt auswählen. Das wird dann praktischer Weise gleich zugesandt. Wahlweise gibt es auch nur das Rezept – das ist aber teurer als das Arzneimittel bei Bezug über die Plattform.
Fragebogen ausfüllen – Rezeptausstellung – Lieferung: Die deutsche Online-Plattform Prio One bietet ein vollständig digitales Service für den einfachen und schnellen Zugang zu Verhütungsmitteln. Das Unternehmen offeriert Kundinnen die Möglichkeit, über ihre telemedizinische Plattform Verordnungen für diverse Kontrazeptiva anzufordern. Die Abwicklung erfolgt vollständig digital, einschließlich der Lieferung der Medikamente nach Hause. „Pille online bestellen statt zum Arzt zu dackeln?“ So heißt es im aktuellen Werbeclip des Hamburger Unternehmens. Die Behandlungsgebühr beträgt 9,90 Euro, die Medikamente sind ab einem Preis von 24,90 Euro erhältlich.
Freie Wahl aus dem Sortiment
Erst wird ein Fragebogen ausgefüllt, dessen Ergebnis laut Prio One ein Ärzteteam sorgfältig prüft. Am Ende der Evaluierung darf man aber bereits selbst Pille, Vaginalring oder Pflaster aussuchen. Beim HWI-Antibiotikum bekommt Frau “nur” die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Fosfomycin-Anbietern. Verläuft die Prüfung erfolgreich, wird ein Rezept erstellt und direkt an einen Versender übermittelt. Die Medikamente werden dann innerhalb von ein bis drei Werktagen an die gewünschte Adresse geliefert. Nur Rezept ist auch möglich, aber teurer.
Auffällig: Die “Behandlungsgebühr” bei Verhütungsmitteln ist nur halb so hoch wie bei Blasenentzündung – das Prozedere aber identisch. Nur die Fragen unterscheiden sich natürlich.
Auch Wegovy erhältlich
Das Sortiment umfasst zwischenzeitlich mehr als “klassische” Frauen-Gesundheitsthemen. „Es ist unsere Vision, Frauen bei allen gynäkologischen Bedürfnissen zur Seite zu stehen und die Gesundheit von Frauen weltweit zu verbessern, indem wir ihr Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellen“, schreibt Prio One über sich selbst. Und tatsächlich: Im Rx-Bereich verkauft die Online-Plattform beispielsweise Wegovy in sämtlichen Stärken – für knapp 500 Euro pro Vier-Wochen-Packung. Auch Nahrungsergänzungsmittel findet man im Portfolio.
Woher kommt´s?
Nach eigenen Angaben arbeitet das Unternehmen „mit führenden Apotheken und Gynäkolog:innen“ zusammen. Klickt man auf einen Button am Ende der Website mit entsprechender Beschriftung wird allerdings nur die Website neu geladen. Gleiches gilt für einen kleinen Banner mit der Aufschrift „Spitzenverband digitale Gesundheitsversorgung“. Auf der Website des Verbands wird Prio One unter den Mitgliedern nicht direkt angeführt, sondern ist etwas versteckt unter seinem Mutterkonzern „Healthcare Ventures“ gelistet.
In der Vergangenheit war von der Verbraucherzentrale bereits vor Prio One gewarnt worden.
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