Mehr Überwachung billiger Online-Shops


von

Astrid Janovsky

Expert:innen suchen nach besserem Schutz für Handel und Konsument:innen.ÖSF/Praxmarer

Expert:innen diskutierten über gesundheitliche Risiken beim Onlinekauf. Die größte Herausforderung für eine Überwachung sei die rasant steigende Menge an Bestellungen. Fazit: Für eine bessere Kontrolle braucht es internationale Vernetzung.

Österreichische Verbraucher:innen kaufen immer öfter Lebensmittel und andere Produkte des täglichen Bedarfs wie Kosmetik und Nahrungsergänzungsmittel oder Kinderspielzeug im Internet. Billig-Online-Einkäufe können sie allerdings schnell teuer zu stehen kommen und ihre Gesundheit gefährden: Die Gefahren reichen von Kinderspielzeug mit giftigen Weichmachern über Lichterketten, die bei Inbetriebnahme in Flammen aufgehen, bis hin zu Nahrungsergänzungsmitteln mit nicht zugelassenen Inhaltsstoffen. Bei einer Podiumsdiskussion des Ökosozialen Forums diskutierten Expert:innen des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK), des Bundesamtes für Verbrauchergesundheit (BAVG) und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) neue gesundheitliche Risiken bei Onlinekäufen und wie diese erkannt beziehungsweise vermieden werden können.

Bestellmenge kaum überschaubar

„Der Verbraucher:innen-Schutz im Internet umfasst neben der Überwachung des elektronischen Handels (eCommerce) vor allem auch Internetbetrug, Schadsoftware, Datenschutz bis hin zu Sicherheitslücken bei Smartphone-Apps“, betonte Ulrich Herzog, Leiter der Sektion für Konsumentenpolitik und Verbrauchergesundheit im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK). Als größte Herausforderung für eine effiziente amtlichen Marktüberwachung des Onlinehandels nannte Herzog „die rasant steigende Bestellmenge von Einzelprodukten, die nur mit großem Aufwand geprüft und bei Verstößen abgefangen werden können, sowie die schwierige Rückverfolgbarkeit zum Hersteller.“ Produkte, die als gefährlich oder nicht konform erkannt werden, werden zwar vom Anbieter aus dem Angebot genommen, „tauchen aber unter anderem Namen oder mit neuem Design wieder auf dem Online-Marktplatz auf“, so Herzog.

Zwei Drittel kaufen Online

„Onlinekäufe nehmen massiv zu, 2023 kauften zwei Drittel der Österreicher:innen Waren des täglichen Bedarfs online ein und gerade bei Kinderspielzeug ist dieser Trend stark steigend“, so der Direktor des Bundesamtes für Verbrauchergesundheit (BAVG) und Geschäftsführer der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), Anton Reinl. Die amtliche Kontrolle finde allerdings überwiegend im stationären Handel statt. 2024 wurden vom BAVG in Zusammenarbeit mit der AGES über 140 Kontrollen und Probenziehungen von Spielzeug, Kosmetik und Nahrungsergänzungsmitteln durchgeführt.

Große internationale Plattformen im Fokus

Unter das Kontrollregime des BAVG fallen dabei auch die großen amerikanischen und chinesischen Online-Plattformen. Bei Nahrungsergänzungsmitteln wurden teilweise verbotene beziehungsweise nicht zugelassene Inhaltsstoffen wie Lithium oder gesundheitsschädliches Quecksilber gefunden. „Online werden Produkte gekauft, die es in der ganzen EU nicht zu kaufen gibt und die bei stationären Kontrollen nicht gefunden werden. Hier braucht es auch Bewusstseinsbildung für die Gesundheitsgefahren.“ Als „echte Gefahren“ beschrieb Herzog Medikamente mit schwankendem Anteil an Wirkstoffen, Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel mit unbekannten oder verbotenen Inhaltsstoffen sowie problematische Inhaltsstoffe bei Kosmetika.

Kontrolle kontinuierlich ausgebaut

In der nationalen und internationalen Vernetzung sehen die Expert:innen den größten Hebel für einen effizienten Ausbau der Kontrolle des Online-Handels: In der Zuständigkeit des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird die Zusammenarbeit in der amtlichen Internet-Kontrolle zwischen AGES, BAVG und des seitens des Ministeriums geförderten gemeinnützigen Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) sowie anderer Behörden kontinuierlich ausgebaut, „um sichere Produkte und Transparenz für Verbraucher:innen analog zum stationären Handel sicherzustellen“, so Sektionschef Herzog. Wichtige „rechtliche Schritte für den Verbraucher:innen-Schutz“ sieht er im „Digital Services Act“ und der neuen EU-Produktsicherheitsverordnung, „dadurch müssen Online-Marktplätze künftig verstärkt mit den Marktüberwachungsbehörden kooperieren“. 

Unterstützung durch KI

Technisch werde seitens der AGES im Rahmen des von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) geförderten Forschungsprojektes „eMarketshield“ bereits der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI-Tools) für risikobasierte Kontrollen eine effiziente der Marktüberwachung im Online-Lebensmittelhandel erprobt, „um die Synergien in Österreich zu nutzen und gemeinsam Lösungen für Online-Recherchen, Kontrollplanung und Probenziehungen zu entwickeln“, so Anton Reinl. Ziel des BAVG sei es, „die Ressourcen für Kontrollen dem Kaufverhalten anzupassen und die Zusammenarbeit aller Marktüberwachungsbehörden inklusive des Zolls zu stärken“. 

Mehr Infos zum Aufgriff illegaler Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel gibt es in der Podcastfolge “Medikamentenschmuggel aufgedeckt”

OTS



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