Seit Jahren stehen in Österreich die Apothekerinnen und Apotheker parat, in das Impfgeschehen einzugreifen. Doch die Ärzteschaft lobbyiert und die Politik traut sich nicht. Dabei gibt es keinen Grund, der dagegen spricht – aber viele Gründe dafür. Ein Kommentar von Apothekerin und TARA24-Redakteurin Astrid Janovsky.
Die Österreicherinnen und Österreicher wären Impfmuffel, heißt es häufig. Durchimpfungsraten gehen zurück und die neue Gesundheitsministerin fordert die Bevölkerung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auf, sich doch impfen zu lassen. Auf der anderen Seite erleben wir das, was sich am Mittwoch vor dem Health-Mobil der ÖGGK in Wien abgespielt hat: Mehr als 500 junge Männer und Frauen unter 30 kommen an einem Tag und stehen Schlange, um die HPV-Impfung zu erhalten.
Kein Impftermin zu bekommen
Man könnte jetzt vielleicht denken, da gäbe es einen finanziellen Anreiz oder irgendeine andere Incentivierung, aber: Nein. Die Menschen nutzen diese Gelegenheit, weil sie anderswo keinen Impftermin bekommen. Bedienstete der mitdurchführenden MA15 erzählen, dass dies kein Einzelfall wäre. Man hätte bei früheren Aktionen bereits Impfwillige wegschicken müssen, weil die Vakzine ausgegangen waren.
Da frage ich mich doch: Warum lässt man nicht endlich die Apothekerinnen und Apotheker impfen? Der Bedarf ist offensichtlich da, die Politik will eine bessere Durchimpfung und die Logistik der Impfstoffdistribution wäre für Apotheken auch einfacher als für einen Impfbus (was diese tolle Einführung nicht schmälern soll). Dass sie es können, haben Kolleg:innen in anderen Ländern zur Genüge unter Beweis gestellt.
Apotheken könnten Ordinationen entlasten
Warum die Ärzteschaft mauert, lässt sich logisch nicht begründen. Ordis sind hoffnungslos überlastet und müssten doch froh sein, wenn sie sich auf die Behandlung Kranker konzentrieren könnten. Nicht einmal das Mimimi des Kopetenzverlustes kann man nachvollziehen. Wer will denn unbedingt mehr ärztliche Hausapotheken? Ist das nicht eine massive Übernahme der apothekerlichen Kernkompetenz? Von dem zunehmenden Verkauf von Augentropfen oder Vitaminchen im Vorzimmer möchte ich an dieser Stelle gar nicht sprechen. So viel zum Wahren der Kompetenzabgrenzung. Und im Gegensatz zum dispensierenden Verschreiber gibt es beim impfenden Apotheker keinen Interessenskonflikt.
Gesundheitsministerin Korinna Schumann schloss ihr ZIB2-Interview mit den Worten „Bitte, lassen Sie sich impfen“. Ich möchte abwandeln: „Bitte, lassen Sie die Apotheken impfen.“