1.700 Apothekerinnen und Apotheker begeisterten sich an den letzten beiden Wochenenden für das Thema Leber und erhielten dabei spannende Einblicke und ernüchternde Botschaften.
In gewohnter Manier war das Referentenboard beim APOkongress hochkarätig besetzt. Allerdings muss an dieser Stelle nicht gegendert werden, denn es war tatsächlich kein einziger weiblicher Speaker auf der Liste zu finden. Wären nicht zwei Apothekerinnen im Kongresspräsidium gesessen, hätte die Bühne in Wien überhaupt keine Frau gesehen (in Salzburg hielt immerhin noch Kammerpräsidentin Mursch-Edlmayr eine flammende Ansprache).
Ausflug in Medizinwelten
Aber es ging ja nicht um Geschlechtergerechtigkeit, sondern die Leber. Die Beitragsthemen wurden von den Teilnehmenden mit Vorfreude aufgenommen und auch der Tenor bei der Veranstaltung selbst war durchzogen von großer Zufriedenheit mit den Referaten. Es ist immer spannend, vor allem mit Bewegtbildmaterial in eine Welt einzutauchen, die Pharmazeut:innen sonst verborgen bleibt. Was allerdings von einigen moniert wurde: die Brücke zur Tara fehlte häufig – oder wurde sogar in Abrede gestellt. Bei der Fettleber, die übrigens nun MASL bzw. MASLD (Metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease) und nicht mehr NAFL(D) heißt, sei einzig die Änderung im Lebensstil wirksam (das zugegeben sehr eindrucksvoll), Medikamente brächten aber nichts und die „Apothekenklassiker“ wie Artischocke und Mariendistel wären auch nicht hilfreich. Einige Vertreter der Industrie zeigten sich über diese Aussagen genauso wenig erfreut wie viele Apothekerinnen und Apotheker. Auch die Information, dass Probiotika nicht den positiven Effekt hätten, der in vielen Ausbildungen vermittelt wird, stieß auf eine Mischung aus Interesse, Erstaunen und Zweifel.
Gute Organisation
Einhellig positiv war das Feedback zu Organisation und kulinarischer Versorgung. Die Fortbildungsabteilung hatte den Ansturm beim Check-in im Griff und behielt stets die blendende Laune. Caterer Gerstner stellte bei den Buffets in Wien unter Beweis, dass der gute Ruf (und hohe Preis) berechtigt ist. Vielleicht sollte man den Teilnehmenden im Sinne der Wertschätzung solcher Events einmal mitteilen, dass mit der Teilnahmegebühr nicht einmal die Kosten für Essen und Trinken gedeckt sind. Auch in Salzburg war das kulinarische Angebot ausgezeichnet. Die Verpflegung hat sich in den letzten Jahren von den ehemaligen traditionellen Pausenwürsteln (im positiven Sinn) weit weg entwickelt.
Kaum Verknüpfung mit Apothekenpraxis
Conclusio: wie jedes Jahr war das Niveau der Vorträge sehr hoch. Auf eine Verknüpfung mit dem Berufsalltag durch eine:n Tara-Apotheker:in als Speaker, wie es in den letzten Jahren oft üblich war, wurde dieses Jahr verzichtet. Die Organisator:innen waren auf den großen Zuspruch perfekt vorbereitet. Unter den Teilnehmenden herrschte hervorragende Stimmung. Es wurden gute Gespräche geführt und die Zusammenkunft von vielen zum Networking genutzt. Lediglich die Pausenzeiten waren für Gespräche plus Besuch der Industrieausstellung plus Befriedigung des einen oder anderen biologischen Bedürfnisses in Anbetracht der großen Teilnehmerzahl ein wenig knapp bemessen.