Braucht es gar keine ärztlichen Hausapotheken?


von

Astrid Janovsky

Die Ärzteschaft entkräftet das Argument der ärztlichen Hausapotheke.Firefly Adobe

Hieß es nicht bislang, die Ärzteschaft braucht Hausapotheken, um finanziell überleben zu können? Nach der gestern präsentierten Studie des IHS relativiert die Ärzteschaft plötzlich das Streben nach schnödem Mammon. Ein Kommentar von TARA24-Redakteurin Astrid Janovsky.

Im Oktober forderte die Ärzteschaft von der zukünftigen Bundesregierung eine Gesetzesänderung zur Erleichterung der ärztlichen Hausapotheken und ein Dispensierrecht für PVEs. Immer im Kontext, dass erst das medikamentöse Körberlgeld eine Hausarztpraxis attraktiv macht. Nun erschien gestern eine Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) im Auftrag des Dachverbands der österreichischen Sozialversicherungen, die besagt, dass Ärzt:innen mit Kassenvertrag durchaus ordentlich Geld scheffeln können – wenn sie entsprechende Arbeitsleitung in ihre Ordi stecken. Von durchschnittlich rund 200.000 Euro war da die Rede.

Und schwupps folgte postwendend am Nachmittag eine Aussendung der Ärztekammer, dass Geld nicht der einzige Hebel für die Attraktivität des Berufes sei. Da haben sie vermutlich sehr recht. Freizeit ist gerade in der heutigen Zeit ein geschätztes Gut – nicht nur, aber gerade bei Berufseinsteiger:innen. Das erleben wir in der Apotheke auch. Aber dann gibt es zwangsweise Abstriche beim Einkommen. Das wiederum erleben wir aktuell in der Apotheke nicht immer, wird aber zukünftig unabdingbar sein. Die Erwartungshaltung, dass bei Fachkräfteknappheit immense Überzahlungen geleistet werden, wird sich à la longue nicht finanzieren lassen.

Aber es ist nicht die viel zitierte Work-Life-Balance alleine. Die Ärztekammer kritisierte in ihrer Aussendung gleich mal im Rundumschlag alles: von der Bürokratie (da würden sich die Apotheken vermutlich anschließen) über unflexible Verträge bis hin zur Aufwertung der Gesprächsmedizin. Auch “moderne Arbeitsbedingungen” wurden gefordert. Was mag man wohl darunter verstehen? Bei den Apotheken ist es “modern”, dass die Öffnungszeiten ausgeweitet werden. Bei Arztpraxen …nun gut. Kommen wir zurück zum Kern: das ehemalige Totschlagargument der Ärztekammer, dass eine Arztpraxis nur mit einer Hausapotheke finanziell attraktiv wäre, ist wohl seit gestern endgültig vom Tisch.



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