Zulassung für Epinephrin-Nasenspray revolutioniert Anaphylaxie-Behandlung


von

Ulrike Krestel

Als Nasenspray wird die Anwendung von Epinephrin bei anaphylaktischer Reaktion erleichtert.AdobeStock_219405272/Andrey Popov

Für Allergiker, die bei einem Insektenstich oder anderen Auslösern durch einen anaphylaktischen Schock gefährdet sind, steht eine Neuerung in der Notfalltherapie bevor: Bereits im Juli hat der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) die Zulassung für den Epinephrin-Nasenspray empfohlen, letzte Woche gab es dafür grünes Licht. letzte Woche gab es dafür grünes Licht. Wie die EMA hat auch die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung für ein solches Spray erteilt. Bisher war das Medikament ausschließlich in Form von Injektionen, etwa über Autoinjektoren, verfügbar.

“Mit der heutigen Zulassung wird erstmals ein Epinephrin-Medikament zur Behandlung einer Anaphylaxie bereitgestellt, das nicht per Injektion verabreicht wird. Eine Anaphylaxie ist lebensgefährlich, und einige Menschen, insbesondere Kinder, zögern oder vermeiden die Behandlung aus Angst vor der Injektion”, erklärte Kelly Stone, stellvertretender Direktor für Pneumologie, Allergien und Notfallmedizin der FDA, am Freitag. Stone betonte weiter, dass die Verfügbarkeit des Nasensprays die schnelle Behandlung einer Anaphylaxie erleichtert und eine wichtige Behandlungsalternative darstellt, die einen bislang unzureichend gedeckten Bedarf erfüllt.

Das neue Nasenspray soll die Anwendung im Notfall erleichtern: Im Akutfall wird Epinephrin mit einem Sprühstoß in ein Nasenloch appliziert. Bei Bedarf kann laut FDA-Angaben eine zweite Dosis in das gleiche Nasenloch gesprüht werden, falls die erste Anwendung nicht ausreicht. Jedoch könnten bestimmte HNO-Probleme, wie Nasenpolypen, die Resorption beeinträchtigen.

Die Zulassung des Nasensprays war dabei keine einfache Entscheidung. Laut EMA war es aus ethischen und praktischen Gründen unmöglich, kontrollierte klinische Studien mit Menschen in schweren allergischen Reaktionen durchzuführen. Stattdessen wurde das Medikament an 537 gesunden Probanden im Alter von 19 bis 55 Jahren getestet. Dabei wurden die Effekte des Adrenalin-Nasensprays auf Blutdruck und Herzfrequenz mit denen der intramuskulären Adrenalin-Injektion verglichen, ebenso wie die Aufnahme, der Metabolismus und die Ausscheidung des Wirkstoffs.

“Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass die Wirkungen von nasal verabreichtem Adrenalin im Körper mit denen von intramuskulär injizierten Produkten vergleichbar sind”, erklärte die EMA. Auch die Nebenwirkungen waren ähnlich: Übelkeit, Kopfschmerzen, Rachenreizungen und Schwindel, aber auch eine rinnende Nase und ähnliche Beschwerden wurden beobachtet.

Lebensbedrohlicher Schock

Eine Anaphylaxie ist eine akute allergische Reaktion, die zu einem lebensbedrohlichen Schockzustand mit Kreislaufversagen führen kann. Häufig tritt sie bei Insektengift-Allergien, etwa nach einem Bienen- oder Wespenstich, auf. Ebenso gefürchtet sind anaphylaktische Reaktionen bei Erdnussallergien oder auf bestimmte Medikamente. Betroffene, die bereits einmal ein solches akutes Problem hatten, tragen in der Regel einen Autoinjektor mit Epinephrin bei sich. Epinephrin, auch als Adrenalin bekannt, verengt die Blutgefäße und erhöht den Blutdruck nach einem Kreislaufkollaps. Es entspannt zudem die glatte Muskulatur der Atemwege und erleichtert das Atmen.

Das Nasenspray ist nun eine neue, patientenfreundlichere Option für die Behandlung lebensbedrohlicher allergischer Reaktionen und markiert einen bedeutenden Fortschritt in der Notfallmedizin für Allergiker weltweit.

APAMED



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