Mehrere große Pharmakonzerne stehen in den USA wegen möglicher Krebsrisiken des Medikaments Zantac (Ranitidin) vor Gericht. Rund 75.000 Verbraucher haben Klage gegen die Hersteller des einst gegen Sodbrennen eingesetzten Mittels eingereicht, darunter Pfizer, GlaxoSmithKline (GSK), Sanofi und Boehringer Ingelheim.
Eine Berufungsrichterin im Bundesstaat Delaware entschied letzte Woche, dass die Kläger im Prozess ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse vorbringen dürfen. Sie fordert, dass die wissenschaftlichen Argumente beider Seiten vor Gericht diskutiert und von einer Jury bewertet werden.
Das ursprünglich von GSK entwickelte und erstmals in den 80er-Jahren auf den Markt gebrachte Medikament, von dem es später verschreibungspflichtige und rezeptfreie Varianten gab, wechselte mehrfach den Besitzer. Daher sind mehrere Konzerne von den Klagen betroffen. Die Kläger hatten im Prozess vor zwei Jahren argumentiert, die Unternehmen hätten gewusst, dass der Zantac-Wirkstoff Ranitidin, sich unter bestimmten Bedingungen möglicherweise in potenziell krebserregende Nitrosodimethylamine (NDMA) verwandeln könnte. Die Klagen wurden jedoch von einer Richterin im US-Bundesstaat Florida abgeschmettert. Sie entschied, dass die Pharmakonzerne sich nicht fast 2000 Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken des Medikaments Zantac gegen Sodbrennen stellen müssen. Die Klagen seien wissenschaftlich nicht fundiert.
Herber Rückschlag für Pharmariesen
Die aktuelle Entscheidung der Berufungsrichterin ist nun ein erheblicher Rückschlag für die ehemaligen Hersteller von Zantac. Die Unternehmen hatten gehofft, die Richterin würde dem Beispiel aus Florida folgen.
GSK und Pfizer kündigten vergangenen Samstag an, rechtlich gegen die Entscheidung des Gerichts in Delaware vorgehen zu wollen. Sanofi sieht sich mit etwa 25.000 Klagen in Delaware konfrontiert, hält diese jedoch nicht für prozesswürdig. Von Boehringer Ingelheim lag zunächst keine Stellungnahme vor.
Laut einem Branchenexperten könnten die Klagen nach der Gerichtsentscheidung vor allem GSK erheblich teurer zu stehen kommen als bisher angenommen. Von den 75.000 Klagen entfallen 72.000 auf GSK.
APA/APOTHEKE ADHOC