Pharmapreise etc: Trump 2.0 und die Auswirkungen auf die europäische Gesundheitspolitik


von

Ulrike Krestel

Wenn Trump die Ansätze seiner ersten Amtszeit fortsetzt, könnten das auch Auswirkungen auf Europa haben. AdobeStock_135493009/donfiore

Die zweite Amtszeit von Donald Trump könnte die amerikanische Gesundheitspolitik auch für Europa verändern, selbst wenn die Gesundheitssysteme und politischen Strukturen unterschiedlich sind. Sollten er die Ansätze seiner ersten Amtszeit fortsetzen, könnten diese auch Auswirkungen auf Europa haben.

Zunächst wäre ein verstärkter Druck auf Pharmapreise und internationale Preisverhandlungen denkbar. Trump hatte sich bereits in seiner ersten Amtszeit für niedrigere Medikamentenpreise eingesetzt und forderte Pharmaunternehmen zu Preissenkungen auf. Falls diese Politik erneut aufgegriffen würde, könnte dies langfristig auch den europäischen Markt betreffen. Viele große Pharmaunternehmen sind in den USA ansässig oder erzielen dort erhebliche Umsätze, weshalb Änderungen im amerikanischen System globalen Einfluss hätten. Möglicherweise würde dies auch den Druck auf europäische Länder erhöhen, ihre Preisstrukturen anzupassen, was einerseits zu günstigeren Medikamentenpreisen führen könnte, andererseits aber auch die Verfügbarkeit bestimmter Präparate gefährden könnte, falls Unternehmen versuchen, Gewinne auf anderen Märkten zu kompensieren.

Des Weiteren könnte die Unterstützung für internationale Gesundheitsorganisationen weiter sinken. Trump hatte in der Vergangenheit Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisiert und die US-Beiträge während der COVID-19-Pandemie sogar gestoppt. Seine erneute Präsidentschaft könnte diesen Kurs fortsetzen und internationale Gesundheitsorganisationen weiter schwächen. Gerade in Krisenzeiten wäre dies für europäische Länder, die eng mit der WHO und anderen Institutionen zusammenarbeiten, problematisch. Das Fehlen amerikanischer Finanzmittel könnte die internationale Pandemiebekämpfung und die globale Koordination in Gesundheitsfragen erschweren.

Gesundheitsmigration nach Europa

Auch eine Zunahme der sogenannten Gesundheitsmigration wäre denkbar. Sollte Trump das US-Gesundheitssystem weiter deregulieren und die Versicherungspflicht lockern, könnte dies viele Amerikanerinnen und Amerikaner dazu veranlassen, im Ausland – auch in Europa – nach bezahlbarer Gesundheitsversorgung zu suchen. Besonders Länder mit einem gut entwickelten Privatsektor im Gesundheitswesen, wie Deutschland oder die Schweiz, könnten eine erhöhte Nachfrage von US-Patient:innen erleben. Dies könnte zwar zu steigenden Einnahmen für einige europäische Anbieter führen, jedoch auch die Ressourcen in bestimmten Bereichen belasten, insbesondere in privaten Kliniken oder bei spezialisierten Behandlungen.

Ausstieg aus Pandemievorsorge

Ein weiterer Punkt wäre der potenzielle Abbau der internationalen Kooperation in der Pandemievorsorge. Trump hatte während der Pandemie betont, dass die Bundesstaaten die primäre Verantwortung tragen sollten, was auf eine rein nationale Gesundheitsvorsorge hindeuten könnte. Europäische Länder jedoch sind in Fragen der Pandemievorsorge stark auf internationale Zusammenarbeit angewiesen. Eine weniger koordinierte Haltung der USA könnte zu schwächeren internationalen Strukturen und Netzwerken führen, was Europa bei künftigen Pandemien anfälliger machen könnte.

Die Deregulierung und Förderung privater Gesundheitslösungen in den USA könnte zudem amerikanische Unternehmen ermutigen, sich international stärker zu engagieren. Große amerikanische Gesundheitsunternehmen könnten europäische Märkte ins Visier nehmen und dabei Einfluss auf hiesige Gesundheitssysteme gewinnen, etwa durch Partnerschaften oder Übernahmen. Dies könnte eine Kommerzialisierung der Gesundheitsversorgung in Europa vorantreiben und Druck auf nationale Systeme ausüben, besonders in Ländern mit staatlich kontrollierten Gesundheitsstrukturen wie Großbritannien oder den skandinavischen Staaten.

Auch die Haltung zur reproduktiven Gesundheit unter Trump könnte einen konservativen Einfluss auf europäische Politik ausüben. In den USA wurden während seiner Amtszeit Einschränkungen bei Abtreibungen und Verhütungsmitteln eingeführt, die konservative Gruppen in Europa bestärken könnten, ähnliche Forderungen zu stellen. Europäische Länder könnten so politischem Druck ausgesetzt sein, die Finanzierung von Programmen zur reproduktiven Gesundheit zu überdenken oder ähnliche Regelungen einzuführen.



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