Das Bundesgremium des Arzneimittelhandels der Wirtschaftskammer Österreich warnt vor möglichen Engpässen lebenswichtiger Medikamente in Österreich. Grund ist eine neue EU-Richtlinie zur kommunalen Abwasserbehandlung, die hohe Kosten für die Pharmaindustrie mit sich bringt.
Die EU-Richtlinie zur Abwasserbehandlung sieht eine zusätzliche, vierte Reinigungsstufe vor, die Mikroverunreinigungen wie Rückstände aus Medikamenten und Kosmetika aus dem Abwasser filtern soll. Für die Pharma- und Kosmetikindustrie könnte die Finanzierung dieser Maßnahme jedoch zu einer kostspieligen Belastung werden: Mindestens 80 Prozent der Kosten für diese neue Filterstufe sollen laut Richtlinie die Hersteller selbst tragen. Das bedeutet, dass österreichische Arzneimittelhersteller jährlich mit Kosten in dreistelliger Millionenhöhe rechnen müssten – eine Entwicklung, die die Versorgungssicherheit gefährden könnte, so das Bundesgremium des Arzneimittelhandels.
„Die geplanten finanziellen Lasten könnten dazu führen, dass lebensnotwendige Medikamente vom Markt verschwinden. Dies gefährdet nicht nur die Versorgungssicherheit in Österreich, sondern in der gesamten EU“, so Johann Franz Kwizda, Obmann des Bundesgremiums. Er appelliert an die Politik, Maßnahmen zu ergreifen, um potenziellen Engpässen bei Medikamenten vorzubeugen.
Verursacherprinzip einseitig angewandt?
Der stellvertretende Obmann des Bundesgremiums, Georg Vana, kritisiert außerdem die einseitige Auslegung des Verursacherprinzips. „Nur die Kosmetik- und Pharmabranche wird hier zur Kasse gebeten, obwohl es zahlreiche weitere Verursacher von Mikroverunreinigungen gibt, die sich an den Kosten nicht beteiligen müssen“, sagt Vana. Diese Kostenverteilung benachteilige österreichische Unternehmen, die sich auf einem ohnehin herausfordernden internationalen Markt behaupten müssen. Vana sieht die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Betriebe und die der gesamten EU dadurch in Gefahr.
Standortattraktivität Österreichs in Gefahr
Auch Christoph Atzmüller, Geschäftsführer des Bundesgremiums, warnt: „Die zusätzlichen Belastungen könnten die Attraktivität Österreichs als Standort für internationale Pharmaunternehmen erheblich beeinträchtigen.“ Dies könnte gravierende Folgen für die Arzneimittelversorgung in Österreich haben.
Das Bundesgremium des Arzneimittelhandels fordert daher eine Überarbeitung der Richtlinie. „Die Politik muss hier dringend nachbessern“, sagt Atzmüller. Eine gerechte Kostenverteilung sei entscheidend, um eine Balance zwischen Umweltverantwortung und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit sicherzustellen – ohne die Versorgung mit wichtigen Medikamenten zu gefährden.