Ab Herbst sollen in Deutschland alle Kinder während der Infektionssaison des Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) eine prophylaktische “passive” Impfung mit einem monoklonalen Antikörper auf Kosten der Krankenkassen erhalten. Diese Entscheidung des Gesundheitsministeriums zielt darauf ab, schwere RSV-Erkrankungen bei Babys zu verhindern, die häufig zu Krankenhausaufenthalten führen. Österreichische Kinderärzte empfehlen ebenfalls diese Prophylaxe, allerdings ohne festgelegte Finanzierungsregelungen.
Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde rät seit Juni 2024, allen Neugeborenen und Säuglingen den lang wirkenden monoklonalen Antikörper Nirsevimab zu verabreichen, sofern die Mutter während der Schwangerschaft nicht gegen RSV geimpft wurde. Nirsevimab soll Babys während ihrer ersten RSV-Saison im Herbst und Winter schützen. Studien und klinische Daten belegen eine Wirksamkeit von 75 bis 80 Prozent.
Die deutsche Ständige Impfkommission (STIKO) hat Ende Juni ebenfalls diese Empfehlung ausgesprochen und betont, dass schwere RSV-Erkrankungen die häufigste Ursache für Krankenhausaufenthalte bei Kindern im ersten Lebensjahr sind. Mit der prophylaktischen Gabe von Nirsevimab soll genau dies verhindert werden.
Zeitpunkt der Impfung
Die STIKO gibt genaue Empfehlungen für den Zeitpunkt der RSV-Prophylaxe: Kinder, die zwischen April und September geboren werden, sollten die Injektion im Herbst vor Beginn ihrer ersten RSV-Saison erhalten. Für Kinder, die zwischen Oktober und März geboren werden, sollte die Gabe möglichst schnell nach der Geburt erfolgen. Eine Dosis des Medikaments kostet in Deutschland rund 325 Euro, weshalb die Finanzierung durch die öffentliche Hand gesichert wird.
Häufigkeit von RSV-Infektionen
RSV-Infektionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen bei Babys. Die höchsten Inzidenzen werden bei Säuglingen unter acht Monaten beobachtet. Im ambulanten Bereich erkranken etwa 250 von 1.000 Säuglingen pro Jahr an RSV, während die Inzidenz im stationären Bereich bei 35 von 1.000 liegt. Die Infektionshäufigkeit nimmt ab dem Alter von zwei Monaten kontinuierlich ab. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 28,6 Spitalsaufnahmen pro 1.000 Babys wegen RSV-Infektionen registriert.
Situation in Österreich
In Österreich stehen 2 RSV-Impfstoffe zur Verfügung:
- Arexvy®: adjuvantierter Subunit-Impfstoff.
- Abrysvo®: bivalenter (A/B) Subunit-Impfstoff nicht adjuvantiert. Dieser Impfstoff ist zusätzlich auch zugelassen zur Impfung von Schwangeren in der 24. bis 36. Schwangerschaftswoche.
Die österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendgesundheit hat in ihrer Empfehlung keine Finanzierungsregelungen festgelegt. Dennoch könnten durch die medikamentöse Prophylaxe schwere Krankheitsverläufe vermieden und die Belastung von Kinderarztpraxen, Notfallambulanzen und Kinderabteilungen in Krankenhäusern reduziert werden.
Bei Frühchen, Babys und Kleinkindern übernehmen die Krankenkassen die Kosten für Impfungen gegen das RS-Virus, wenn diese ein sehr hohes Risiko haben, schwer am RS-Virus zu erkranken.
Die Kosten der RSV-Impfung für Schwangere und ältere Erwachsene müssen bislang privat übernommen werden.
APAMED