Der Klimawandel trägt entscheidend zur weltweiten Ausbreitung von Infektionskrankheiten bei, darunter auch Denguefieber. Ein Forschungsteam unterstreicht, dass etwa 19 Prozent der Dengue-Fälle in stark betroffenen Ländern bereits auf die Erderwärmung zurückzuführen sind. Eine bei der Jahrestagung der American Society of Tropical Medicine and Hygiene (ASTMH) präsentierte Analyse warnt vor einem drastischen Anstieg: Bis 2050 könnten je nach Klimaschutzmaßnahmen 40 bis 60 Prozent der Dengue-Fälle auf den Klimawandel zurückgehen.
Das Team um Erin Mordecai von der Stanford University untersuchte Daten aus 21 Ländern in Lateinamerika und Südostasien. Ihre Modelle verdeutlichen den Zusammenhang zwischen steigenden Temperaturen und erhöhten Infektionszahlen. Mordecai betont: „Es gibt eine klare und direkte Beziehung zwischen der Erderwärmung und der Zunahme von Dengue-Infektionen.“
Höchststand 2024
Das laufende Jahr markiert einen neuen Höchststand: Bis September wurden laut EU-Gesundheitsbehörde ECDC weltweit 13 Millionen Infektionen und 8.500 Todesfälle gemeldet – mehr als doppelt so viele Fälle wie im gesamten Jahr 2023. Besonders betroffen war Brasilien.
Eine Zunahme des Vorkommens ist auch in Europa zu bemerken: Die Asiatische Tigermücke hat sich 2022 erstmals in allen österreichischen Bundesländern etabliert. In Italien, Frankreich und Spanien wurden 2023 lokale Dengue-Fälle registriert. Deutschland blieb bisher verschont, da die klimatischen Bedingungen hier laut Robert Koch-Institut (RKI) noch nicht förderlich für Übertragungen sind. Dennoch warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einem steigenden Risiko auch in gemäßigten Breiten.
Besonders infektiös zwischen 26 und 29 Grad
Denguefieber wird durch Viren ausgelöst und über Stechmücken wie die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) und die Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) übertragen. Die Krankheit, auch als „Knochenbrecherfieber“ bekannt, verursacht hohes Fieber, starke Schmerzen sowie Übelkeit und kann in schweren Fällen tödlich verlaufen. Laboruntersuchungen zeigen, dass diese Mückenarten bei Temperaturen von 26 bis 29 Grad besonders infektiös sind – ein Bereich, der durch den Klimawandel in immer mehr Regionen erreicht wird.
Hoffnung durch innovative Maßnahmen
Einen Hoffnungsschimmer bieten neue Ansätze zur Bekämpfung der Virusübertragung. Eine Forschergruppe der Monash University in Australien stellte bei der ASTMH-Tagung ein erfolgreiches Projekt vor: In der brasilianischen Stadt Niterói wurden Mücken mit dem Wolbachia-Bakterium ausgesetzt, das ihre Fähigkeit, das Virus zu übertragen, stark reduziert. Die Maßnahme führte zu einem Rückgang der Fallzahlen um 90 Prozent – selbst im Jahr 2024 mit seinen Rekordzahlen blieb Niterói vergleichsweise verschont. Ähnliche Projekte laufen in anderen Städten, darunter Rio de Janeiro.
APAMED