Zahlen aus den USA zeigen, dass der Cannabiskonsum unter Jugendlichen immer mehr zunimmt. Wissenschaftler zeigen sich deshalb besorgt.
Cannabis greift in das körpereigene Endocannabinoid-System mit weitreichenden Effekten ein. Während der Gehirnentwicklung kann dies die Ausbildung neuronaler Pfade für Emotionsregulation, das Belohnungssystem und verschiedene Denkleistungsprozesse wie Kontroll- und Entscheidungsfunktionen, Lernen, Abstraktion und Aufmerksamkeit beeinflussen. Daher wird Cannabis von Experten bei Heranwachsenden und jungen Erwachsenen als besonders problematisch angesehen.
Zusätzlich ist ein erhöhtes Psychose-Risiko bei Cannabiskonsum bekannt, das eventuell mit der Entwicklung einer Schizophrenie in Zusammenhang stehen könnte.Wie die aktuellen Entwicklungen zu Cannabis sich auf Heranwachsende auswirken, ermittelten mehrere neuere Studien.
Essbare Cannabis-Zubereitungen besonders beliebt
Eine retrospektive Kohortenstudie zu Substanzeinnahme und Substanzmissbrauch von Kindern und Jugendlichen in den USA stellte den höchsten Anstieg in den vergangenen Jahren (besonders 2017 – 2020) mit Cannabis fest. Diese Zunahme basierte vor allem auf essbaren Cannabis-Zubereitungen. Die Prävalenz des Cannabis-Gebrauchs, berichtet eine weitere Studie, blieb bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren im letzten Jahrzehnt stabil. Bei jungen Erwachsenen stiegen die Zahlen hingegen an.Weitere Untersuchungen zeigten, dass im Jahr 2022 in den USA 38 Prozent der Schüler:innen der 12. Schulstufe bereits mindestens einmal Cannabis konsumiert hatten. Dies entspricht einem Anstieg um 17 % im Vergleich zu 1992.
Substanzenmissbrauch vor allem bei jungen Erwachsenen
Eine neuere Metaanalyse fand heraus, dass etwa 22 Prozent der Cannabis-Nutzer den Kriterien für eine Cannabis-Missbrauchsstörung entsprachen. Das Risiko war höher bei jungen Erwachsenen, mit dem höchstem Wert von 41,1 Prozent bei den 21-Jährigen. Das Risiko für Konsum von Cannabis in jüngeren Jahren und für eine Cannabis-Missbrauchsstörung, zeigten Studien, könnten mit Schwierigkeiten und Traumata in der frühen Kindheit und elterlichem Substanzmissbrauch in Zusammenhang stehen und gehen auch mit frühem Tabak- und Alkoholkonsum einher. Zudem zeigte sich eine Assoziation zu mütterlichem Cannabiskonsum vor der Geburt. Ob dies jedoch kausale Zusammenhänge sind, ist bislang nicht klar.
Gefahr durch Legalisierung?
Die verschiedenen Autoren sehen speziell im Zuge der Legalisierung von Cannabis wachsenden Bedarf an Untersuchungen zu Risikofaktoren für eine Cannabis-Missbrauchsstörung, speziell bei Jüngeren in den verletzlichsten Phasen der Gehirnentwicklung. Auch zur Behandlung sowie möglichen Begleit- und Folgeerkrankungen, wie depressiven Störungen und Psychosen, gibt es eine Vielzahl offener Fragen sowohl bei jüngeren als auch erwachsenen Patienten. Der zunehmende Einsatz in der Medizin sowie in Form essbarer Zubereitungen, durch die auch jüngere Kinder und Jugendliche einen vereinfachten Zugang zu Cannabis, häufig auch in hochdosierten Formen, erhalten, sehen Wissenschaftler daher mit Sorge.
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