Die Drogeriemarktkette dm setzt den nächsten Schritt zur Abgabe von Arzneimitteln: In einem Beitrag im deutschen Handelsblatt gab der Marketingchef bekannt, dass eine Gesellschaft in Tschechien gegründet wurde, die den Versand von OTC-Präparaten übernehmen soll.
Bereits mehrmals hat die Drogeriemarktkette dm versucht, im Arzneiwarenmarkt Fuß zu fassen. Bislang war das im stationären Handel in Österreich noch nicht gelungen. Klagen vor Gericht sind in der Vergangenheit ebenso gescheitert wie der Versuch, einzelne Packungen von Apothekenprodukten (mit Bezug über unklare Quellen) in den Regalen zu positionieren. Nun setzt dm aber offensichtlich zu einem größeren Schlag an: Im deutschen “Handelsblatt” wurde die Meldung verlautbart, dass zumindest Deutschland zukünftig von einem eigens in Tschechien gegründeten Unternehmen mit OTC-Produkten beliefert werden soll.
Vorerst OTC-Versand in Deutschland geplant
„Wir planen ausschließlich den Onlinehandel von frei verkäuflichen Arzneimitteln“, sagte Bayer dem Handelsblatt. Etwas anderes ist in der Konstruktion auch nicht möglich, denn die Länderliste des deutschen Bundesgesundheitsministeriums (BMG) erlaubt nur den OTC-Versand aus Tschechien. Grundsätzlich wäre sonst in Deutschland auch der Versand von Rx-Präparaten möglich. Wo genau der Sitz ist und wie das Unternehmen oder die Plattform heißen soll, wollte ein Konzernsprecher nicht verraten. Man solle zunächst den Handelsblatt-Bericht auf sich wirken lassen. Auch zum Start, zum Sortiment und zur Preispolitik gab es zunächst keine Angaben, genauso wie zu einer möglichen Anbindung der Filialen.
Auf Anfrage erklärt dm Österreich: “Für die Ländergruppe Österreich und Verbundene Länder sind wir in die Arbeiten unserer deutschen Kollegen eng eingebunden und die Konzepte und Systeme werden so angelegt, dass eine Ausrollung in weitere Länder technisch mitgedacht ist. So können wir zu gegebenem Zeitpunkt entscheiden, ob und in welcher Form wir attraktive Serviceleistungen auch Kundinnen und Kunden in der Ländergruppe Österreich und verbundene Länder anbieten.”
Noch viel Fantasie
Bayer argumentierte, dass der Gesundheitsmarkt in Deutschland vor gewaltigen Herausforderungen stehe. „Aus Sicht der Bürger wird es teurer, aber nicht besser“, sagte er. Weiters hieß es: „Für dm stellt sich deshalb die Frage, was wir beitragen können, wenn es regulatorisch zu Änderungen kommt.“ Die Drogeriekette habe noch viel Fantasie, was sie in diesem Bereich anbieten könne, heißt es in dem Bericht. Die Fantasie können österreichische Apothekenvertreter:innen – zumindest in der Vergangenheit – bestätigen.
Persönliche Beratung nicht zeitgemäß
Nachdem er in Österreich mehrmals gescheitert war, versuchte dm in der jüngsten Vergangenheit verstärkt auf dem deutschen Apothekenmarkt Fuß zu fassen. Anfang Dezember zeigte dm-Chef Christoph Werner mit der Botschaft auf, dass Drogerien die Apotheken ersetzen könnten. Persönliche Beratung durch Apothekerinnen und Apotheker in ausschließlich inhabergeführten Betrieben brauche es in Zeiten von E-Rezept und elektronischer Patientenakte nicht. Offensichtlich ein neuer Vorstoß, denn dm war vor einigen Jahren aus dem Geschäft mit freiverkäuflichen Apothekenmarken ausgestiegen, weil die Beschaffungswege nicht stabil waren. Auch die Pick-up-Terminals wurden vor Jahren abgebaut.
APOTHEKE ADHOC