In Österreich sind die OTC-Ambitionen der Drogeriekette bislang gescheitert, nun werden die Apotheken-Pläne von dm-Deutschland konkret. Aus einem internen Papier des Konzerns geht hervor, dass der OTC-Versand aus Tschechien nur der Anfang ist: Der Konzern will sich bei Kundinnen und Kunden schnell als „Apotheke“ etablieren.
Die deutschen Apotheken werden vermutlich bald harten Gegenwind spüren, denn ein neuer Mitbewerber tritt an, den Arzneimittelmarkt zu erobern. Und das ist niemand geringerer als der Drogerie-Riese dm. Dem deutschen Apotheken-Nachrichtenportal APOTHEKE ADHOC wurden nun Details und Hintergründe über dessen Ambitionen bekannt.
„Kunden wünschen keine weitere Versandapotheke, sondern das ‚dm-Gefühl‘ beim Kauf von NonRx“, heißt es im Strategiepapier, das APOTHEKE ADHOC vorliegt. Daher geht der Konzern mit einer eigenen Positionierung an den Start: Während Versender für „beeindruckende Preisvorteile“ und eine „bequeme Versorgung“ stünden und die Apotheke vor Ort eine „vertrauenswürdige Qualität“ biete, will dm – neben Rabatten – vor allem ein „ansprechendes Erlebnis“ liefern.
Aktuell nur dm Deutschland betroffen
„dm erfüllt mit Non-Rx ein Kundenbedürfnis“, so das eigene Selbstverständnis. In der logischen Konsequenz heißt das, dass die „dm-Apotheke“ nicht als eigenständige Sparte mit separatem Webshop auftreten soll, sondern: „Die ‚dm-Apotheke‘ stellt im dm-Onlineshop ausgesuchte Non-Rx-Produkte ein.“ Die Kette bietet seit 2015 einen eigenen Webshop an.
Für Österreich wichtig: Das aktuelle Vorgehen wird vom deutschen Konzern in Karlsruhe betrieben. In Österreich liegt ein Beteiligungsverhältnis mit der Supermarktkette Spar und den Erben des Mitgründers Günter Bauer vor. Die extra gegründete Apotheke beim dm-Verteilerzentrum im tschechischen Bor wird also vorläufig vermutlich nur nach Deutschland liefern. Formal und technisch fungiert die „dm-Apotheke“ als Drittanbieter, alle Non-Rx-Produkte werden entsprechend als Angebote eines externen Partners gekennzeichnet – „Verkauft und Versendet durch dmMED“, könnte es laut Papier heißen. Der Aufbau einer eigenen Marke für den Apothekenbereich ist aber nicht geplant.
“Emotionaler Anker” in der Filiale
Eine strategische Entscheidung, die die Wahrnehmung des Konzerns prägen soll: „dm bietet in seinem Onlineshop als Ergänzung zum aktuellen Pharma- und Kosmetiksortiment Non-Rx-Produkte – OTC- und apothekenexklusive Produkte – an.“ Anders ausgedrückt wird „Non-Rx vollintegriert in den dm-Produktkatalog“. In einem zweiten Schritt seien dann auch Shop-in-Shop-Konzepte geplant. Aktuell setzt dm auf seine Abholstationen in den Filialen. Diesen Service will man auch im Arzneimittelbereich anbieten. Der Konzern spricht von einem „einzigartigen Click & Collect Service durch dm-Abholstationen/ Filialabholung“. Dank des „Quasi Multi-Channel“ gebe es in der „Filialwelt“ einen „emotionalen Anker“.
Abholung und Ansprechpartner in den Filialen sind Punkte, die den Drogisten ganz klar von anderen Online-Apotheken unterscheiden. Außerdem eigneten sich die Filialen als „Werbeträger mit Millionen an Kundenkontakten“. Weitere Punkte, die dm für sich im Kampf gegen Online-Mitbewerber beansprucht: Während klassische Versender mit einer geringen Kund:innen-Treue und ebenso geringem (Preis)Vertrauen kämpfen, stehe dm für Dauerpreise und damit großes Preisvertrauen und verzeichnet nach eigenen Angaben hohe Sympathiewerte bei der Kundschaft. Von Preisschlachten würde man sich grundsätzlich distanzieren. Fazit des Konzerns: „Non-Rx im dm-Onlineshop hat einen hohen Kundennutzen.“
OTC und Apothekenkosmetik
Spannend wird es für den deutschen Apothekenmarkt ab Herbst. Nach einer internen Testphase durch Mitarbeiter:innen ist der endgültige Launch für Oktober geplant. Dabei will dm zunächst mit einem ausgewählten Sortiment starten: Gemeinsam mit einer Unternehmensberatung wurden 2500 OTC-Medikamente und 1500 Kosmetikartikel identifiziert, die zum Start in den Webshop aufgenommen werden sollen. Weil es sich um die umsatzstärksten Marken handelt, wird trotzdem schon ein dreistelliger Millionenumsatz angepeilt.
APOTHEKE ADHOC