Überall wird händeringend nach Blutspender:innen gesucht. Während die meisten europäischen Länder auf den sozialen Gedanken und eine kleine Verpflegung setzen, gibt es doch mancherorts beachtliche Vergütungen.
Die Österreichischen Blutspendevorgaben werden novelliert – zum Besseren, aber auch zum weniger Guten. Denn einerseits löst man die längst überfällige Genderdiskriminierung, andererseits wird die Zahl der maximal erlaubten jährlichen Blutspenden reduziert. Frauen dürfen zukünftig nur noch 3-mal auf die Spendenliege statt bisher 4- bis 5-mal, Männer 4-mal statt bisher 6-mal.
Europameister Griechenland
Bleibt abzuwarten, wie sich das auf den Vorrat an Blutkonserven auswirken wird. Denn aktuell liegt Österreich im Blutspenden-Mittelfeld. Rund 3,4 Prozent der Bevölkerung zücken regelmäßig ihren Spenderausweis. Statista.com bescheinigt Österreich jährlich rund 35 Spenden je 1.000 Einwohner. Das würde bedeuten, dass die Spendenbereiten rechnerisch ohnehin nur ein bis zweimal pro Jahr einen Blutbeutel füllen.
Damit liegt Österreich im guten EU-Mittelfeld. Die (blut)rote Laterne trägt Schlusslicht Irland mit knapp 25 Spenden je 1.000 Einwohner. Nicht viel besser sieht es in Litauen und Großbritannien aus. Spenden-Europameister ist Griechenland (53 pro 1.000) vor Italien (50 pro 1.000).
Hohe Anreize
Gründe für die hohe Spendenbereitschaft liegen vermutlich in den besonderen Anreizen, die diese Länder bieten:
Griechenland: Beamte und Soldaten erhalten je Spende 2-4 Tage frei. Trotzdem kann das Land seinen Bedarf kaum decken, da die Erbkrankheit Thalassämie weit verbreitet ist. Braucht ein Patient Blut, werden Verwandte und Bekannte zur Blutspende aufgerufen. Das findet auch prophylaktisch vor Operationen statt.
Italien: Wer in Italien einen Arbeitsvertrag hat, bekommt nach der Spende einen freien Erholungstag. Dieser wird vom Staat bezahlt. Den Unternehmen entstehen dadurch keine zusätzlichen Kosten.
Belgien: Hier gibt es zwar keinen Sonderurlaub, aber einmal im Jahr eine Party, zu der alle Blutspender samt Familien eingeladen werden.
Tschechien: Krankenversicherungen bieten als Gegenleistung Gutscheine für Erholungsaktivtäten wie Schwimmen, Massagen oder Saunabesuche an.
Polen: Für Polen finden sich leider keine statistischen Daten, aufgrund der Anreize sollte die Spendenfreudigkeit aber hoch sein. Hier kann man die Blutspende in der Steuererklärung geltend machen und damit Geld sparen (Stand Juni 2023: ca. 29 Euro je Spende). Der Betrag ist bei sechs Prozent des Jahreseinkommens gedeckelt. Angestellte bekommen außerdem den Tag der Blutspende frei. Den können sie nutzen, um ihr Süßigkeiten-Geschenkpaket aufzufuttern. Das sind immerhin 4,5 kg Schokolade und Gummibärchen pro Blutspende!
In den meisten anderen EU-Ländern wird der Einsatz ähnlich honoriert wie in Österreich. (Freiwillige) Organisationen bieten den Blutleeren eine kleine Labestation an. Ansonsten setzt man auf den Akt der Solidarität – auch aus Sicherheitsgründen: ist der Anreiz zur Blutspende zu groß, könnten gesundheitliche Angaben verschwiegen werden, die eigentlich vom Aderlass ausschließen.
“Ehrenspender”-Bonus in Russland
International sehen das einige Länder aber anders – und das Erstaunlichste vorweg: In den USA gibt es keine finanzielle Gegenleistung, sondern lediglich eine Packung Kekse.
Russland geht einen anderen Weg. Eine kostenlose Mahlzeit ist gesetzlich verankert. Mehrfachspender sollen am Arbeits- oder Studienplatz bei der Vergabe von vergünstigten Erholungsreisen in Sanatorien oder Kureinrichtungen bevorzugt werden. Wer 40-mal gespendet hat, erhält den Titel „Ehrenspender“. Dieser führt nicht nur zu einer bevorzugten Behandlung im Gesundheitssystem, sondern bringt auch jährlich 10.000 Rubel (ca. 140€) und einen Gratisurlaub.
Das Blutspende-System in China befindet sich gerade im Umbruch. Lange Zeit war es üblich, dass Patient:innen Familien und Freunde um eine Spende bitten mussten. Das befeuerte einen starken Schwarzmarkt für Blutkonserven. Blutbanken mit freiwilligen Spenden sollen nun den Bedarf decken. Dafür werden Anreize geschaffen: Mitarbeitende von Staatsfirmen bekommen zwei Tage frei oder andere Belohnungen.
Keine künstliche Alternative
Nach wie vor gibt es zu menschlichem Blut keine künstliche Alternative, obwohl die Forschung mit Hochdruck daran arbeitet. Kern des Problems ist der fehlende Zell-Kern der roten Blutkörperchen. Dadurch sind sie besonders geschmeidig und flexibel, es macht die künstliche Reproduktion aber auch besonders schwierig. Aktuell arbeitet die Forschung an Vorläuferzellen, die im Körper den Zellkern verlieren sollen. Im Labor funktioniert das bisher aber nur in sehr kleinem Rahmen.
APAMED, Statista, WDR.de, Deutsche Ärztezeitung, Tageschau.de