Das von den Taliban geführte Gesundheitsministerium gab bekannt, dass ab Montag etwa acht Millionen Kinder gegen die auch als Kinderlähmung bekannte Krankheit geimpft werden sollen. Innerhalb von vier Tagen soll die Kampagne in 23 der 34 Provinzen des Landes durchgeführt werden.
Ein Vertreter des Gesundheitsministeriums teilte mit, dass in diesem Jahr bereits vier Polio-Fälle durch Wildtypen des Virus bekannt geworden sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte im vergangenen Dezember davor gewarnt, dass die Rückkehr von Hunderttausenden Afghanen nach Massenabschiebungen aus dem Nachbarland Pakistan das Risiko einer Ausbreitung des Virus erhöhen könnte.
Polio ist eine hochansteckende Infektionskrankheit, die vor allem bei Kleinkindern dauerhafte Lähmungen verursachen und tödlich verlaufen kann. Das Virus wird häufig durch verunreinigtes Wasser übertragen. Eine Heilung gibt es bisher nicht. Dank weltweiter Impfkampagnen ist die Krankheit in den meisten Ländern ausgerottet worden. Afghanistan gehört jedoch zu den wenigen Ländern, in denen weiterhin regelmäßig Infektionen mit dem Wildtyp des Virus auftreten.
Impfteams waren in der Vergangenheit in Afghanistan immer wieder Angriffen ausgesetzt. Extremisten verbreiteten zudem Verschwörungstheorien über vermeintliche Nebenwirkungen der Impfungen. Vor ihrer erneuten Machtübernahme im August 2021 hatten die Taliban in den von ihnen kontrollierten Gebieten Impfungen sogar verboten. Doch die Vereinten Nationen (UNO) konnten erfolgreich über eine Wiederaufnahme des Impfprogramms verhandeln.
APAMED