Zeugungsmonat prägt Körperfett: Neue Erkenntnisse aus der Forschung


Viktoria Gamsjäger

Nicht der Geburtstag, sondern der Geburtsmonat hat Einfluss auf die Fettzusammensetzung.AdobeStock_178553918/ weyo

Der Monat der Zeugung beeinflusst offenbar, wie viel braunes Fettgewebe ein Mensch im Erwachsenenalter besitzt – und damit auch das Risiko für Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen. Eine aktuelle japanische Studie zeigt: Menschen, die in den kalten Monaten gezeugt wurden, verfügen über mehr aktives braunes Fett, verbrennen mehr Kalorien und haben einen niedrigeren BMI sowie weniger viszerales Fett. Die Forschenden führen das auf epigenetische Veränderungen durch Kälteeinwirkung zum Zeitpunkt der Empfängnis zurück. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für Prävention und Therapie von Übergewicht und altersbedingten Stoffwechselstörungen.

Neueste Forschungsergebnisse legen nahe, dass nicht der Geburtsmonat, sondern die Jahreszeit der Empfängnis einen nachhaltigen Einfluss auf den Stoffwechsel und die Fettverteilung im späteren Leben hat. Die im Fachjournal Nature Metabolism publizierte Studie eines japanischen Forscherteams belegt: Menschen, die in den kalten Monaten gezeugt wurden, zeigen als Erwachsene eine signifikant höhere Aktivität des braunen Fettgewebes (BAT), einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) und weniger gesundheitsschädliches viszerales Fett.

Braunes Fettgewebe unterscheidet sich grundlegend vom weißen Fett: Es verbrennt Energie und produziert Wärme, was als adaptive Thermogenese bezeichnet wird. Diese Funktion ist für einen gesunden Stoffwechsel bedeutsam, da sie hilft, den Blutzucker zu stabilisieren und Übergewicht vorzubeugen. Die Aktivität von BAT nimmt mit dem Alter und bei Übergewicht ab.

Höherer Energieverbrauch und gesteigerte Kälteanpassung

In der Studie wurden zunächst über 350 junge, gesunde Männer nach standardisiertem Kältereiz untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass diejenigen, die zwischen Oktober und April gezeugt wurden, deutlich mehr aktives braunes Fett, einen geringeren BMI und weniger viszerales Fett aufwiesen als Männer, deren Zeugung in wärmere Monate fiel. In einer zweiten Kohorte mit Erwachsenen unterschiedlichen Alters und Geschlechts bestätigten sich diese Zusammenhänge: Auch hier war die BAT-Aktivität bei in der kalten Jahreszeit Gezeugten höher, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Körperfettanteil.

Ein zentrales Ergebnis der Studie: Die erhöhte Aktivität des braunen Fettgewebes führte zu einem um etwa 5,8 Prozent höheren täglichen Energieverbrauch bei den in der Kälte gezeugten Personen. Auch die Fähigkeit zur Kälteanpassung (adaptive Thermogenese) war in dieser Gruppe um das 1,5-Fache gesteigert. Die Forschenden vermuten, dass die Kälteeinwirkung während der Empfängnis epigenetische Veränderungen in den Keimzellen – insbesondere in den Spermien – auslöst. Diese „vorausschauende Anpassung“ wird an die Nachkommen weitergegeben und beeinflusst deren Stoffwechsel langfristig. Meteorologische Analysen bestätigten, dass niedrige Außentemperaturen und starke Temperaturschwankungen während der Zeugung entscheidende Faktoren für die spätere BAT-Aktivität sind.

Bemerkenswert: Die positiven Effekte der Kälte zur Zeit der Zeugung auf den Stoffwechsel zeigten sich besonders deutlich bei älteren Erwachsenen, was auf eine Schutzwirkung gegen altersbedingte Gewichtszunahme und Stoffwechselkrankheiten hindeutet. Frühere Studien an Mäusen hatten ähnliche Ergebnisse gezeigt.

Zeitpunkt der Zeugung entscheidend

Nicht das Geburtsdatum, sondern offenbar der Zeitpunkt der Zeugung spielt für diese Stoffwechseleffekte eine entscheidende Rolle. Der Geburtstag selbst hat laut den Studienergebnissen keinen messbaren Einfluss. Die Autor:innen betonen, dass die Ergebnisse korrelativ sind und keine direkten Kausalzusammenhänge beweisen. Dennoch liefern sie einen wichtigen Anstoß für die Präventionsforschung: Die gezielte Förderung von BAT-Aktivität könnte künftig helfen, das Risiko für Übergewicht, Insulinresistenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken.



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