Studie: Stress kann Psoriasis-Schübe direkt auslösen


von

Ulrike Krestel

Eine Studie bestätigt, dass Stress eine Verschlimmerung der Symptome bei Psoriasis begünstigt.AdobeStock_172204495/Ban

Aktuelle Forschungsergebnisse liefern überzeugende Beweise dafür, dass empfundener Stress unmittelbar zu einem Rückfall psoriatischer Hautläsionen führen kann. Die Studie, die auf dem EADV-Kongress 2024 präsentiert wurde, ist die erste, die diesen Zusammenhang in vivo wissenschaftlich belegt.

Psoriasis, eine chronische Hautkrankheit, die in Europa mehr als sechs Millionen Menschen betrifft, ist durch eine übermäßige Hautzellproduktion gekennzeichnet, die zu Schuppenbildung und Entzündungen führt. Obwohl schon lange vermutet wird, dass Stress eine Verschlimmerung der Symptome begünstigt, bestätigt diese neue Studie erstmals diesen direkten Effekt.

Für die Untersuchung wurden psoriatische Läsionen bei 25 Mäusen, die mit menschlichen Haut-Xenografts ausgestattet waren, durch die Injektion von IL-2-aktivierten Immunzellen aus dem peripheren Blut ausgelöst. Nach erfolgreicher Behandlung der Läsionen mit Dexamethason wurden die Mäuse 24 Stunden lang entweder Schallstress oder einer Scheinbelastung ausgesetzt. In den folgenden 14 Tagen wurde das Wiederauftreten der Psoriasis beobachtet.

Bemerkenswerterweise kam es bei allen mit Schallstress behandelten Mäusen innerhalb von zwei Wochen zu einem Rückfall der psoriatischen Läsionen. Die Haut zeigte dabei deutliche Veränderungen wie eine Zunahme der Epidermisdicke, verstärkte Keratinozytenproliferation sowie eine Aktivierung von Immunzellen.

Stress setzt proinflammatorische Neuropeptide frei

Weitere Analysen zeigten, dass der Schallstress die Menge an Immunzellen in der Haut signifikant erhöhte und entzündungsfördernde Moleküle freisetzte. Zudem wurden Biomarker für neurogene Entzündungen hochreguliert, und es kam zu einer verstärkten Mastzellaktivierung. Diese Prozesse verstärkten die Psoriasis-Symptome und führten zu einer Verschlimmerung der Erkrankung.

„Psychoemotionaler Stress setzt proinflammatorische Neuropeptide wie Substanz P (SP) frei, die neurogene Entzündungen in der Haut hervorrufen, indem sie Immunzellen aktivieren, insbesondere durch die Degranulation von Mastzellen“, erklärte Professor Amos Gilhar, Leiter der Studie. Diese Stressreaktion werde zusätzlich durch das Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) und den Nervenwachstumsfaktor (NGF) verstärkt, die das Wachstum der Hautzellen weiter anheizen.

Vielversprechendes Antiemetikum

Zusätzlich testete das Forschungsteam die Wirkung von Aprepitant, einem von der FDA zugelassenen Antiemetikum, das den Neurokinin-1-Rezeptor blockiert. Es konnte in 80 % der Fälle den Stress-bedingten Rückfall der Psoriasis verhindern und entzündliche Marker normalisieren.

„Aprepitant ist ein vielversprechendes Mittel gegen stressbedingte Psoriasis-Schübe“, sagte Professor Gilhar. Er wies jedoch darauf hin, dass weitere Sicherheitsstudien notwendig seien und Aprepitant nur einen Teil der neurogenen Entzündung bekämpft. Eine Kombinationstherapie mit anderen Behandlungen könnte langfristig wirksamer sein.

APAMED



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