Studie bestätigt: Handys und Tablets fördern Kurzsichtigkeit


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Redaktion

Bis 2050 soll die Hälfte der Bevölkerung von Kurzsichtigkeit betroffen sein. Der Grundstock wird im Kindesalter gelegt.AdobeStock_135759327/Africa Studio

Die Häufigkeit von Kurzsichtigkeit (Myopie) nimmt weltweit rasant zu. Eine Stunde mehr Zeit vor einem Bildschirm erhöht das Risiko dafür um 21 Prozent. Der Effekt der “Screen-Zeit” ist “dosisabhängig”, hat jetzt ein südkoreanisch-irisches Wissenschaftlerteam herausgefunden.

Die Augenspezialistin Ahnul Ha (Jeju Universitätsklinik/Südkorea) und ihre Co-Autoren haben die Ergebnisse ihrer Analyse von 45 entsprechenden wissenschaftlichen Studien mit 335.524 Probanden vor wenigen Tagen online in JAMA Network Open der amerikanischen Ärztegesellschaft (AMA) veröffentlicht.

Kinder besonders betroffen

“Die Myopie-Prävalenz (Häufigkeit von Kurzsichtigkeit in der Bevölkerung; Anm.) steigt. Prognosen gehen davon aus, dass bis 2050 fast die Hälfte der Weltbevölkerung davon betroffen sein wird. Dieser Anstieg geht mit einem früheren Beginn, einem schnelleren Fortschreiten und einem höheren Schweregrad von Kurzsichtigkeit bei schließlicher Stabilisierung einher. Darüber hinaus deutet er auf einen zukünftigen Anstieg der globalen Belastung durch myopiebedingte, das Sehvermögen bedrohende Erkrankungen wie Makuladegeneration, Netzhautablösung und Glaukom hin”, schrieben die Experten.

Die Hauptursachen für Kurzsichtigkeit liegen offenbar im modernen Lebensstil und in Umweltfaktoren: Immer mehr Zeit wird mit Aktivitäten im Seh-Nahbereich verbracht, immer weniger Zeit im Freien. Besonders betroffen sind Kinder, bei denen sich offenbar weltweit Myopie immer früher und immer öfter einstellt. Das Autorenteam der wissenschaftlichen Analyse: “Da Kinder immer früher auf Smartgeräte umsteigen und mehr Zeit vor digitalen Bildschirmen verbringen, besteht dringender Bedarf, den Zusammenhang zwischen digitaler Bildschirmzeit und Myopie besser zu verstehen.”

Ab einer Stunde gesundheitliche Auswirkungen

Die Experten um Ahnul Ha analysierten daher die Daten aus 45 wissenschaftlichen Studien, die bis zum 25. November vergangenen Jahres in angesehenen Fachzeitschriften mit Peer Review veröffentlicht worden sind. Sie verwendeten dabei 45 Publikationen, die den Zusammenhang zwischen der Nutzung digitaler Bildschirmgeräte (z. B. Smartphones, Tablets, Spielkonsolen, Computer oder Fernseher) und myopiebezogenen Folgen (z. B. Kurzsichtigkeit und die Geschwindigkeit ihres Fortschreitens) untersuchten. Das mittlere Alter der 335.524 Probanden aus den Studien lag bei 9,3 Jahren. Kurzsichtigkeit stellt sich ja zumeist bereits im Kindesalter ein.

Das Hauptergebnis: Mit einer zusätzlichen Stunde Zeit vor einem Bildschirm stieg das Risiko, kurzsichtig zu werden, um 21 Prozent. Während eine Stunde “Screen-Zeit” pro Tag kaum einen Effekt zeigte, stieg die Myopie-Häufigkeit bis zu täglich vier Stunden vor dem Bildschirm der verschiedenen Geräte um bis zu 97 Prozent an, verdoppelte sich also. Erst danach kam es zu einer Abflachung der Dosis-Wirkungsbeziehung. Jeweils eine Stunde mehr vor einem Bildschirm führte auch zu einer um 54 Prozent schnelleren Entwicklung einer Kurzsichtigkeit.

Kombination von Geräten vermeiden

Am stärksten wirkt sich die Bildschirmzeit bei Vorschulkindern aus. “In einer nach dem Alter der Studienteilnehmer durchgeführten Untergruppenanalyse wurde ein statistisch signifikanter Zusammenhang über alle Altersgruppen hinweg beobachtet (…)”, schrieben die Wissenschafter. In der Altersgruppe der Zwei- bis Siebenjährigen erhöhte sich die Myopie-Häufigkeit mit einer Stunde mehr vor mit Screen versehenen elektronischen Geräten um 42 Prozent, um danach (acht bis 18 Jahre) um jeweils zwölf Prozent und im Alter darüber um 16 Prozent zu wachsen.

Besonders das Auftreten von Kurzsichtigkeit fördernd ist offenbar die Verwendung mehrerer elektronischer Geräte. “Laut der Untergruppenanalyse, die danach ausgerichtet wurde, ob Bildschirmgeräte einzeln oder in Kombination ausgewertet wurden, war die Wahrscheinlichkeit für Myopie signifikant höher, wenn die Geräte in Kombination analysiert wurden (Risikoerhöhung um 28 Prozent; Anm.) als bei der Analyse einzelner Geräte (…)”, stellten die Fachleute fest.

Natürliche Sicherheitsschwelle?

Bemerkenswerterweise blieb der Zusammenhang bei einer Bildschirmzeit von bis zu einer Stunde pro Tag unbedeutend, was auf eine potenzielle Sicherheitsschwelle hindeuten könnte, meinen die Wissenschafter. Die Zukunft verheißt kaum Besserung: Die weltweite Verbreitung allein von Smartphones ist demnach von 21,6 Prozent im Jahr 2014 auf 69 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. “Viele Zweijährige verbringen täglich bis zu zwei Stunden mit solchen Geräten”, heißt es in der wissenschaftlichen Arbeit.

APAMED



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