Schwangerschaftsdiabetes bereits vor Woche 20


von

Redaktion

Aktuelle Forschungen zeigen, dass Schwangerschaftsdiabetes und ihre Vorläufer in 30 bis 70 Prozent der Fälle schon früher diagnostiziert werden können.AdobeStock_208878524/Pixel-Shot

Schwangerschaftsdiabetes zählt weltweit zu den häufigsten Komplikationen während der Schwangerschaft und betrifft etwa 14 Prozent aller werdenden Mütter. Während sich die Forschung in den letzten Jahrzehnten vor allem auf spätere Stadien der Schwangerschaft konzentrierte (zwischen der 24. und 28. Woche), legen neue Erkenntnisse einer australischen Studie aus dem Jahr 2023 nahe, dass die Grundlagen für Komplikationen bereits vor der 20. Woche entstehen.

Ein Editorial und eine dreiteilige Publikationsserie im Journal Lancet lenken nun die Aufmerksamkeit auf die Prävention und Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes. An dieser Forschung waren auch Mireille van Poppel von der Universität Graz und Gernot Desoye von der Medizinischen Universität Graz beteiligt.

Ein globales Problem

Früher wurde angenommen, dass vor allem Nikotin, Alkohol und Drogenkonsum während der Schwangerschaft zu Problemen führen. Doch heute wissen wir, dass weitaus mehr Faktoren eine Rolle spielen. Moderne Forschung befasst sich intensiv mit Schwangerschaftsdiabetes.

Gernot Desoye, FOTO: Med Uni Graz

„Die steigende Zahl von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes ist auf Faktoren wie Übergewicht, Stress und ungesunden Lebensstil zurückzuführen. Zusätzlich können Umweltbelastungen wie Feinstaub oder bestimmte Chemikalien zur Entwicklung von Schwangerschaftsdiabetes beitragen“, erklärt Gernot Desoye.
Foto: Med Uni Graz

Mireille van Poppel ergänzt: „Während sich der Glukosestoffwechsel der Mutter nach der Entbindung normalisiert, kann es beim Kind zu Spätfolgen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Adipositas kommen. Wenn der Fötus im Bauch der Mutter ständig Glukose verarbeiten muss, produziert er vermehrt Insulin, was zu Zellschäden führen kann.“

Frühe Diagnose als Präventionsschlüssel

Bislang wurde Schwangerschaftsdiabetes vor allem als Komplikation im letzten Trimester betrachtet. Aktuelle Forschungen zeigen jedoch, dass die Erkrankung und ihre Vorläufer in 30 bis 70 Prozent der Fälle bereits früher diagnostiziert werden können. Eine richtige Ernährung und ausreichende Bewegung senken das Risiko bereits vor der 20. Woche. „Während die Pathophysiologie des Schwangerschaftsdiabetes in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft gut erforscht ist, fehlen uns grundlegende Kenntnisse darüber zu Beginn der Schwangerschaft“, betont Gernot Desoye.

Vorteile für die Schwangeren und das Kind

„Es ist wichtig, Schwangere mit Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes früh, bestenfalls vor der 14. Schwangerschaftswoche, zu testen und eine notwendige Behandlung einzuleiten. Eine frühzeitige Erkennung und Verbesserung des Lebensstils durch gesündere Ernährung, mehr Bewegung und weniger Sitzen können zur Verringerung des Komplikationsrisikos beitragen“, erklären Mireille van Poppel und Gernot Desoye in einem kürzlich veröffentlichten Kommentar in Lancet Diabetes Endocrinology. Frauen, die an Schwangerschaftsdiabetes litten, sollten auch nach der Geburt jährlich untersucht werden, um mögliche Folgekomplikationen wie Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.

Med Uni Graz



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