Früherkennung spielt eine entscheidende Rolle bei der Heilung von Krankheiten wie Krebs. Bei Erkrankungen des Urogenitaltrakts, die Nieren, Prostata und Blase betreffen, greifen Ärztinnen und Ärzte bislang auf eine Kombination aus Bluttests, bildgebenden Verfahren und körperlichen Untersuchungen zurück. Die Urinanalyse ist nun ein neuer Ansatz für ein einfacheres Verfahren zur Erkennung von Krankheiten, bevor sie zu einem Problem werden.
Einer neuen Studie zufolge, durchgeführt von Wissenschaftlern der University of Texas in Arlington, des Chan-Zuckerberg Biohub und der Stanford University, bietet die Untersuchung von RNA und anderen Substanzen im Urin die Möglichkeit, Zellveränderungen frühzeitig zu erkennen. Diese könnten auf Krankheiten wie Krebs hinweisen, bevor Symptome auftreten. So könnte diese Methode dazu beitragen, Erkrankungen rechtzeitig zu behandeln, ohne invasive Eingriffe vornehmen zu müssen.
„Der aktuelle Goldstandard zur Diagnose vieler urologischer Erkrankungen ist die Biopsie“, erklärt Joseph Buonomo, Assistenzprofessor für Chemie an der UTA und Studienautor. „Das Verfahren ist invasiv und schreckt manche Menschen ab, weshalb sie möglicherweise notwendige Behandlungen meiden.“ Die vorliegenden Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Untersuchung der im Urin enthaltenen RNA bereits in sehr frühen Stadien Anzeichen von Krankheiten liefern kann, die kostengünstig und unkompliziert behandelt werden könnten.
Für die Studie wurden Urinproben von gesunden Personen sowie von Menschen mit Nierensteinen gesammelt. Das Forschungsteam analysierte zwei Arten von RNA: frei im Urin schwimmende zellfreie RNA und RNA, die aus festen Partikeln im Urin stammt. Durch den Vergleich der RNA-Muster beider Gruppen konnten die Wissenschaftler Hinweise auf mögliche Erkrankungen identifizieren.
Buonomo sieht in den Ergebnissen großes Potenzial: „Wir sind begeistert von den Möglichkeiten, die diese Forschung bietet. Sie könnte zu neuen, einfacheren Screening-Methoden führen, um Krankheiten der Blase, Nieren und Prostata frühzeitig zu erkennen.“ Die kleine Teilnehmerzahl sei zwar eine Einschränkung, dennoch legten die Ergebnisse den Grundstein für die Entwicklung einer „nicht-invasiven Flüssigbiopsie“. Diese könnte es ermöglichen, Krankheiten wie Nierensteine, Diabetes und Krebs anhand von Urin zu überwachen, anstatt auf chirurgische Proben zurückzugreifen.
In der nächsten Forschungsphase, so Buonomo, sollen maschinelle Lerntechniken zum Einsatz kommen, um die Unterschiede in den RNA- und Proteinsignaturen weiter zu präzisieren. Das Ziel: zusätzliche Biomarker zu identifizieren, die den Weg zu einfacheren und weniger invasiven Diagnoseverfahren ebnen könnten.
Deconvolution of Human Urine across the Transcriptome and Metabolome