Psoriasis: Neue Behandlungsmöglichkeit


von

Redaktion

Die Aktivierung entzündungshemmender Immunzellen könnte für Psoriatiker einen großen Vorteil bringen.AdobeStock_233565916/irina_g

Forschenden ist es gelungen, den Entzündungskreislauf bei Psoriasis zu durchbrechen. Der neue Therapieansatz bringt weniger Nebenwirkung mit sich als die bisherige Immunsuppression.

Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt, ist eine der häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen. In Österreich sind rund 250.000 Menschen betroffen. Während bisherige Behandlungsansätze vor allem auf die Hemmung entzündungsfördernder Immunzellen abzielen, zeigt eine Studie unter Leitung der MedUni Wien, dass eine gezielte Wiederherstellung der Funktion bestimmter entzündungshemmender Immunzellen möglich ist. Die aktuell im Fachjournal „Immunity“ publizierten Ergebnisse ebnen damit den Weg zur Entwicklung einer Therapie, die nicht nur präziser wirkt, sondern auch mit weniger Nebenwirkungen verbunden ist.

Fehlsteuerung regulatorischer T-Zellen

In den Mittelpunkt seiner Untersuchungen stellte das Forschungsteam um Georg Stary (Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien, CeMM) die Rolle der regulatorischen T-Zellen (Treg-Zellen) bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen wie Psoriasis. Treg-Zellen sind wichtige Bestandteile des körpereigenen Abwehrsystems, die darauf spezialisiert sind, übermäßige Immunreaktionen und damit Entzündungen zu verhindern. Es ist bereits bekannt, dass diese Zellen bei chronischen Hautentzündungen ihre regulierende Funktion verlieren, wodurch die Immunreaktion unkontrolliert bleibt und die Erkrankung voranschreitet. Den genauen Mechanismus dahinter haben die Forscher:innen nun erstmals entschlüsselt: „Wir konnten zeigen, dass der Verlust der entzündungshemmenden Funktion regulatorischer T-Zellen durch eine Fehlsteuerung des zellulären Stoffwechsels verursacht wird“, berichtet Studienleiter Georg Stary aus der Forschungsarbeit.   

Wie die Analysen der Forscher:innen ergaben, spielt das Enzym SSAT eine Schlüsselrolle beim Funktionsverlust der Treg-Zellen. SSAT ist an der Regulierung bestimmter Moleküle (Polyamine) beteiligt, die für das Gleichgewicht zwischen entzündungshemmenden und -fördernden Immunzellen wichtig sind. Wird SSAT in Treg-Zellen vermehrt gebildet, verlieren diese ihre regulierende Funktion und beginnen selbst, entzündungsfördernde Botenstoffe zu produzieren. Dies feuert die für Psoriasis typische übermäßige Immunreaktion an.

Auch für andere entzündliche Krankheiten interessant

Mit der Schlüsselrolle von SSAT im Entzündungsgeschehen haben die Forscher:innen gleichzeitig einen neuen Ansatzpunkt für die Therapie entdeckt: Im Mausmodell mit Psoriasis-ähnlicher Hautentzündung zeigte sich, dass die Hemmung von SSAT die regulierende Funktion der Treg-Zellen wiederherstellen und den Entzündungskreislauf durchbrechen kann. Somit könnte die Entwicklung spezifischer Wirkstoffe, die SSAT gezielt hemmen, eine vielversprechende Alternative zu bestehenden Behandlungsansätzen darstellen, die oft mit Immunsuppression und erhöhter Infektanfälligkeit einhergehen. „Da auch andere chronisch-entzündliche Erkrankungen der Haut oder weiterer Organe durch eine gestörte Immunregulation gekennzeichnet sind, könnte unser Ansatz über Psoriasis hinaus von Bedeutung sein“, sagt Georg Stary im Vorfeld weiterer Studien, die die Entwicklung der nebenwirkungsärmeren Therapieoption vorantreiben sollen.

MedUni Wien



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