Österreich als Innovations-Hub der Impfstoffherstellung 


Viktoria Gamsjäger

Österreich leistet mit Forschung und Produktion einen großen Beitrag zur Impfstoffherstellung in Europa.AdobeStock_1372309135 / Vilius

Anlässlich der European Immunization Week von 27. April bis 3. Mai 2025 rückt der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) die zentrale Rolle Europas bei der Impfstoffherstellung in den Vordergrund. Bei dem langen und komplexen Prozess trägt insbesondere Österreich einen großen Teil bei – Zur Forschung, Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen. Neben zahlreichen ansässigen Unternehmen ist Österreich auch durch seine Schlüsselrolle bei der Entwicklung innovativer Impfstoffe – etwa gegen Dengue, Chikungunya und im Bereich der Krebsimmuntherapie – international stark positioniert.

Impfstoffe sind komplexe Pharmazeutika, die neben einem  präzisen  Herstellungsprozess auch ein profundes Fachwissen verlangen. Rund 27 Produktionsstätten sind in elf europäischen Ländern verteilt. Diese produzieren knapp 1,7 Milliarden Impfdosen jährlich. Weiters tragen zwölf Forschungsstandorte in acht europäischen Ländern ihren Teil zur Wissensfindung bei. Die Herstellung eines Impfstoffs beträgt durchschnittlich zwölf bis 36 Monate. Bis zu einem Jahr dauert die Herstellung des aktiven Wirkstoffs selbst, die restliche Zeit – gut 70 Prozent – entfallen auf die Qualitätskontrolle.

In Österreich sind fünf von neun Unternehmen aus dem Impfstoff-Sektor mit Forschungs- und Produktionsstandorten ansässig. In Wien findet sich neben der klinischen Entwicklung auch Labore zur Qualitätskontrolle und Produktions-freigabe. Das Bio Center Vienna beherbergt ein großes Forschungszentrum im Bereich der humanen Impfstoffe. In Orth an der Donau liegt der Schwerpunkt auf Produktion und Qualitätskontrolle, während in Kundl Tirol eine Antigen-Produktion als Teilschritt der Impfstoffherstellung zu finden ist. Die Zahl der Innovationen und Patente aus Österreich ist stark gestiegen im Bereich der Krebsbekämpfung, was Österreich Platz elf bei Innovationen in Europa bringt: In den letzten zehn Jahren wurden rund 647 internationale Patentfamilien von österreichischen Akteuren angemeldet. Darunter sind auch Patente für therapeutische Krebs-Vakzine und innovative Impfstoffe zu finden. 

Dengue, Borreliose, Chikungunya – Österreich vorne mit dabei

Der neue Dengue-Impfstoff von Takeda wurde vor Markteinführung im spezialisierten „Kompetenzzentrum für Pathogensicherheit“ in Wien auf Sicherheitsaspekte geprüft. Wodurch Wien eine Schlüsselrolle bei der Qualitätssicherung und globalen Wertschöpfung dieses innovativen Impfstoffs bekam.

Auch bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Borreliose (Lyme-Borreliose) spielt Österreich eine entscheidende Rolle. Das Wiener Biotechnologie-unternehmen Valneva hat gemeinsam mit Pfizer das Vakzin VLA15 entwickelt, das derzeit als weltweit einziger Borreliose-Impfstoffkandidat in einer Phase-III-Zulassungsstudie getestet wird. Der Impfstoff basiert auf einem Subunit-Ansatz und zielt darauf ab, die sechs wichtigsten Serotypen von Borrelia burgdorferi – dem Erreger der Lyme-Borreliose – abzudecken, die in Europa und Nordamerika verbreitet sind. Klinische Studien zeigen, dass das Impfschema mit drei Dosen eine robuste Antikörperantwort auslöst und gut vertragen wird. Angesichts der jährlich steigenden Erkrankungszahlen – allein in Europa etwa 130.000 Fälle – könnte der aus Wien stammende Impfstoff einen bedeutenden Fortschritt im Schutz vor dieser bislang schwer vermeidbaren Infektion darstellen.

Maßgeschneiderte Tumor-Impfstoffe

Weiters spielt Valneva bei dem weltweit ersten zugelassenen Chikungunya-Impfstoff eine bedeutende Rolle. Er wurde maßgeblich am Wiener Forschungs- und Entwicklungsstandort kreiert. Die EU-Zulassung für die Einmalimpfung erfolgte Ende 2024, nachdem das Vakzin bereits in den USA, Kanada und Großbritannien zugelassen wurde. Chikungunya ist eine durch Stechmücken übertragene Tropenkrankheit, die in mehr als 110 Ländern vorkommt und schwere, oft langanhaltende Gelenkschmerzen verursachen kann. Angesichts des Klimawandels und der Ausbreitung der Aedes-Mücke nach Europa gewinnt die Prävention zunehmend an Bedeutung. Der in Wien entwickelte Impfstoff bietet nun erstmals einen wirksamen Schutz für Reisende und die lokale Bevölkerung und ist ab 2025 in österreichischen Apotheken erhältlich.

Die Medizinische Universität Innsbruck koordiniert das EU-Projekt APERIM, das sich auf personalisierte Krebsimmuntherapien konzentriert. Ziel ist es, individuelle Tumormutationen zu analysieren und daraus maßgeschneiderte therapeutische Impfstoffe zu entwickeln. Dafür werden neue Analysetools und Software zur Identifikation tumor-spezifischer Antigene entwickelt. Die mRNA oder vektorbasierten Krebsimpfstoffe haben laut den Forschenden das Potenzial künftig eine neue Standardtherapie bei Krebs zu werden. Studien laufen derzeit bei Krebsarten im Hals-Kopf-Bereich.

APAMED / ÖSTERREICHISCHER VERBAND DER IMPFSTOFFHERSTELLER



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