Die Einnahme von Ginkgo-Extrakt kann das Fortschreiten einer milden oder moderaten Demenz im Versorgungsalltag signifikant verlangsamen: Eine retrospektive Analyse von 4765 Patienten ergab, dass das Risiko für eine Verschlechterung der Demenzschwere um 50 Prozent reduziert war.
Eine aktuelle retrospektive Kohortenstudie aus dem Versorgungsalltag zeigt, dass die Einnahme von Extrakten aus Ginkgo biloba das Fortschreiten einer Demenz verlangsamen kann. In der Erhebung wurden Daten von 4765 Patient:innen mit leichter oder mittelschwerer Demenz analysiert. Frühere Studien haben bereits die neuroprotektiven Eigenschaften des spezifischen Ginkgo-Extrakts EGb 761 von Dr. Willmar Schwabe nachgewiesen. Die aktuelle Untersuchung hatte zum Ziel, den Einfluss von Ginkgo auf das Fortschreiten der Demenz in einem realen Umfeld anhand von Patientendaten niedergelassener Ärzte zu untersuchen. Eingeschlossen wurden Patient:innen, die zwischen Januar 2005 und Dezember 2022 erstmals mit milder oder moderater Demenz diagnostiziert wurden. Ziel war es, das Fortschreiten der Demenz bei Patienten mit und ohne Ginkgo-Verschreibung über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren zu vergleichen.
Signifikante Reduktion des Fortschreitens
Um Unterschiede im Fortschreiten der Demenz zwischen beiden Gruppen zu ermitteln, wurde die Kaplan-Meier-Analyse verwendet. Diese Methode berechnet den Anteil der Patienten, bei denen die Krankheit in einem bestimmten Zeitraum fortgeschritten ist. Die Analyse ergab, dass das Fortschreiten der Demenz in der Ginkgo-Gruppe bei 12,7 Prozent lag, während es in der Vergleichsgruppe ohne Ginkgo bei 22,1 Prozent lag. Damit war das Fortschreiten in der Ginkgo-Gruppe langsamer, und der Unterschied zwischen den Gruppen war statistisch signifikant.
Zusätzlich wurde eine Cox-Regression durchgeführt, um den Einfluss verschiedener Faktoren auf das Fortschreiten der Demenz genauer zu untersuchen. Diese Analyse ergab eine Hazard Ratio von 0,50. Das bedeutet, dass das Risiko des Fortschreitens der Demenz in der Ginkgo-Verschreibungsgruppe um die Hälfte verringert wurde. Ebenfalls konnte nachgewiesen werden, dass der Effekt von Ginkgo biloba auf das Fortschreiten der Demenz statistisch signifikant ist.
Ginkgo biloba und EGb 761
Diese Ergebnisse stützen sich auch auf den spezifischen Ginkgo-Extrakt EGb 761, der in verschiedenen internationalen Leitlinien wie den deutschen S3-Leitlinien sowie den Leitlinien der World Federation of Societies of Biological Psychiatry als empfohlene Therapieoption für Patienten mit leichter bis mittelschwerer Demenz genannt wird. EGb 761 ist ein standardisierter Trockenextrakt aus Ginkgo-Blättern, dessen Wirksamkeit in zahlreichen klinischen Studien belegt wurde.
Frühere Studien haben die neuroprotektiven Eigenschaften dieses Extrakts dokumentiert, und es wurde nachgewiesen, dass EGb 761 das Fortschreiten der Demenz in mehreren kognitiven Bereichen verlangsamen kann. Systematische Übersichtsarbeiten bestätigten, dass der spezifische Extrakt in der Behandlung von leichter bis mittelschwerer Demenz hinsichtlich kognitiver Funktionen, Aktivitäten des täglichen Lebens und dem allgemeinen Zustand einem Placebo überlegen ist.
Die Erhebung wurde in Zusammenarbeit mit mehreren Institutionen durchgeführt, darunter das Institut für Sozialmedizin der Universität Leipzig, die Abteilung für Gesundheitsökonomie des Universitätsklinikums Hamburg, die Abteilung für Global Medical Affairs von Schwabe sowie die Abteilung für Epidemiologie bei Iqvia. Die Studie nutzte Daten aus einer großen, für deutsche Haus- und Fachärzte repräsentativen Gesundheitsdatenbank.
APOTHEKE ADHOC