Lactobazillen wurden lange als Schlüssel für ein gut funktionierendes vaginales Mikrobiom angesehen. Forschende haben nun entdeckt, dass die Zusammensetzung vielfältiger ist, als gedacht. Auch geografische und sozio-ökonomische Aspekte müssten in der Forschung mehr Beachtung finden.
Die Zusammensetzung der Bakterien und Hefen in der Vagina ist vielfältiger als bisher angenommen. Zum vaginalen Mikrobiom seien jedoch noch viele Fragen offen, betonte ein internationales Forschungsteam. Dabei spiele das eine Entscheidende Rolle für die Gesundheit von Frauen, schrieben die Forscherinnen und Forscher im Bericht in der Fachzeitschrift “Trends in Microbiology”.
“Der Körper von Frauen und das Wissen über ihre Gesundheit wurden jahrhundertelang vernachlässigt, kontrolliert und verfolgt, was zu einer gesundheitlichen Ungleichheit führte, die bis heute anhält”, so das Forschungsteam weiter. Für den Bericht haben die Forschenden um Sarah Lebeer von der Universität Antwerpen in Belgien Erkenntnisse aus fast 100 Jahren Forschung zum vaginalen Mikrobiom zusammengetragen.
Komplexer als bisher angenommen
Lactobacillus-Bakterien wurden lange als Schlüssel zu einem gesunden vaginalen Mikrobiom angesehen. Diese Bakterien produzieren Milchsäure, die das Wachstum schädlicher Keime hemmt und so Infektionen vorbeugt. Die Realität ist dem Bericht zufolge aber weitaus komplexer. Ein beträchtlicher Teil der gesunden Frauen weltweit weist demnach keine großen Mengen an Lactobacillus-Arten auf. Frauen afrikanischer und Lateinamerikanischer Abstammung weisen öfter geringere Mengen dieser Bakterien auf als Frauen europäischer und asiatischer Abstammung.
Frauen aus Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen seien in der Forschung aber unterrepräsentiert. Die meisten Studien zum vaginalen Mikrobiom konzentrieren sich auf Frauen in Ländern mit hohem Einkommen, insbesondere in Europa und Nordamerika. Dies führt dem Forschungsteam zufolge zu einer verzerrten Sichtweise und einem unvollständigen Verständnis der globalen Diversität des vaginalen Mikrobioms. Weitere Forschung zur vaginalen Mikrobiota sei essenziell, schrieben die Forscherinnen und Forscher im Bericht.
APAMED