MS: hohes Infektionsrisiko und schlechter Impfschutz


von

Astrid Janovsky

Immunsupprimierende Wirkstoffe erhöhen das Infektionsrisiko und Vermindern das Ansprechen auf Impfungen.AdobeStock_222366753/molekuul.be

Multiple Sklerose (MS) erfordert fast immer eine medikamentöse Behandlung, um fortschreitende Nervenschäden zu verhindern. Die Erkrankung geht jedoch auch mit Infektionsrisiken einher. Leider ist Impfen hier nur bedingt eine Lösung.

Eine retrospektive Kohortenstudie mit 6.626 Personen mit MS und 33.550 Kontrollpersonen fand ein generell höheres Risiko für Infektionen bei den MS-Patient:innen. Sowohl mildere als auch schwere Infektionen traten demnach öfter bei MS-Patient:innen, unabhängig von ihrer Therapie, im Vergleich zu Kontrollen ohne MS auf. Behandlungen mit immunsupprimierenden Wirkstoffen wie Rituximab und Fingolimod erhöhten jedoch das Risiko für Infektionen zusätzlich im Vergleich zu einer Behandlung mit Interferon oder Glatirameracet. Auch schwere Infektionen traten mit Rituximab und Natalizumab häufiger auf.  Bei MS ist es somit besonders wichtig, einen umfassenden Impfschutz zur Vorbeugung von Infektionen sicherzustellen, insbesondere wenn eine immunsuppressive Therapie durchgeführt wird.

Schlechter Impfstatus

Eine Analyse über 424 Patient:innen mit MS in Österreich, im durchschnittlichen Alter von 43 Jahren fand jedoch, dass der Impfstatus der meisten Studienteilnehmer:innen nicht den Impfempfehlungen entsprach. Fast alle Patient:innen waren gegen Tetanus (94 %), Diphtherie (92 %) und Poliomyelitis (90 %) geimpft. Deutlich weniger hatten jedoch eine Impfung gegen FSME (70 %), Keuchhusten (69 %), Hepatitis B (65 %), Röteln (55 %) und Hepatitis A (50 %). Weniger als die Hälfte war gegen Masern (49 %) und Mumps (47 %) immunisiert, nur eine Minderheit hatte sich gegen Influenza (Grippe, 10 %), Pneumokokken (Lungenentzündung, 6 %), Meningokokken (4 %), HPV (4 %), und Gürtelrose (1 %) impfen lassen. Für viele MS-Patient:innen wäre es demnach wichtig, den Impfstatus zu überprüfen.

Schlechter Titer

Manche MS-Patient:innen entwickelten allerdings Untersuchungen zufolge kaum Antikörper. Eine Analyse zeigte, dass eine längere Erkrankungsdauer der MS und der Einsatz bestimmter krankheitsmodifizierender Wirkstoffe mit einer geringeren Antikörperbildung in Zusammenhang standen. Je nach aktueller Therapie oder Erkrankungsdauer kann es daher bei MS sinnvoll sein, anhand des Antikörperspiegels nach einer Impfung den Bedarf für eine weitere Impfdosis zu prüfen.

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