MedUni Wien warnt vor unerkannter Hepatitis D


von

Astrid Janovsky

Hepatitis D – selten, aber gefährlich.AdobeStock_467571874/MdBabul

In einer an der MedUni Wien durchgeführten Screening-Studie konnte gezeigt werden, dass die seltene, jedoch gefährliche Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus oft unerkannt bleibt. Lückenlose Testungen am AKH erhöhen die Diagnoserate dieser heute gut behandelbaren Erkrankung. Die Ergebnisse des Projekts wurden nun in „Scientific Reports“ veröffentlicht.

Schätzungen zufolge sind mehr als 40.000 Menschen in Österreich chronisch mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert. Bei circa einem Prozent der österreichischen Betroffenen liegt eine sogenannte Koinfektion mit dem Hepatitis-D-Virus vor. Dies gilt als aggressivste Form der chronischen Virushepatitis. Aufgrund mangelnder Testung bleibt die heute gut behandelbare Erkrankung jedoch häufig unerkannt. Ein Team der MedUni Wien führte dazu eine groß angelegte Screening-Untersuchung auf Hepatitis D am Universitätsklinikum AKH Wien durch.

Oft zu spät entdeckt

Patient:innen, die keine klassischen Risikofaktoren aufweisen, werden oft nie bzw. erst spät in ihrem Leben auf das Vorliegen einer Ko-Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus getestet. Bei manchen Hepatitis-B-Patient:innen bleibt die Erkrankung somit häufig lange unerkannt. „Vor allem für Patientinnen und Patienten mit rasch fortschreitenden Verläufen kann das schwerwiegende Folgen haben, die durch eine frühzeitige Diagnose und rasche Etablierung einer antiviralen Therapie oft verhindert werden können“, sagt Mathias Jachs, Coautor der nun veröffentlichten Studie.

Fast 10 Prozent Infektionsrate

In der Arbeit konnte gezeigt werden, dass bei Schwerpunktspitälern wie dem Universitätsklinikum AKH Wien bei bis zu 6 Prozent der Hepatitis-B-Fälle eine Ko-Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus vorliegt. Bei in den Spezialambulanzen der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie in Betreuung stehenden Hepatitis-B-Patient:innen betrug die Rate der Hepatitis-D-Ko-Infektionen sogar fast 10 Prozent. Einige der Patient:innen wiesen keine der etablierten Risikofaktoren für Hepatitis D auf und wären somit selbst bei lückenloser Testung anhand etablierter Kriterien unerkannt geblieben. „Viele der Patientinnen und Patienten hatten bereits eine fortgeschrittene Lebererkrankung. Durch gut verträgliche und hoch wirksame Therapien kann bei diesen Patient:innen das Fortschreiten der Erkrankung und somit das Auftreten von schwerwiegenden Komplikationen vermieden werden“, freut sich Mathias Jachs über das positive Ergebnis der in der Studie untersuchten Strategie der „Reflextestung“.

Testung soll Schule machen

„Die Reflextestung sollte als vergleichsweise simple Maßnahme somit österreichweit möglichst flächendeckend erfolgen. Am Universitätsklinikum AKH Wien ist dieses Verfahren mittlerweile gut etabliert und unterstreicht unseren hohen Qualitätsstandard in der Versorgung von Patient:innen mit chronischen Virushepatitis-Infektionen“, zieht Thomas Reiberger, Leiter der Spezialambulanz für virale Lebererkrankungen am Universitätsklinikum AKH Wien, eine positive Bilanz. „Wir hoffen sehr, dass unser Ansatz auch an anderen Kliniken in Österreich Anklang findet und damit zur Verbesserung der Diagnose- und somit Behandlungsraten der – in Österreich seltenen – Hepatitis-D-Erkrankung beiträgt.”



Newsletter

Bleiben Sie stets informiert!