Medikamente bei PCOS: Nutzen oder Risiko?


von

Redaktion

Nicht alle eingesetzten Medikamente sind bei PCOS gleich wirksam.AdobeStock_864837698/SewcreamStudio

Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die eingesetzt werden können, um Symptome des polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS) zu behandeln. Eine Metaanalyse über 200 Studien mit 9 685 Patientinnen und 385 Behandlungsarmen zeigte Risiko-Benefit-Profile unterschiedlicher Wirkstoffklassen auf, die in der Therapie berücksichtigt werden sollten.

Beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) kommt es zu einem veränderten Hormongleichgewicht, das sich auf Fruchtbarkeit und Menstruationszyklus, den Haarwuchs speziell an Frauen-untypischen Stellen (Hirsutismus), aber auch auf die Stoffwechsellage auswirkt. PCOS-Patientinnen haben ein erhöhtes Risiko für eine Insulinresistenz, erhöhte Blutfettwerte und damit einhergehend auch Übergewicht. Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die üblicherweise bei PCOS eingesetzt werden können. Dazu zählen orale Kontrazeptiva, sogenannte Insulin-Sensitizer und Anti-Androgene, die jeweils allein oder in Kombination gegeben werden können, um Aspekte von PCOS zu behandeln, die nicht in Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit stehen. Allerdings ist das Risiko-Benefit-Profil der Behandlungen häufig nicht gut geklärt.

Nutzen-Risiko-Profil

Eine neue Studie untersuchte Effekte verschiedener bei PCOS eingesetzter Medikationen und verglich ihre Risiko-Benefit-Profil. Dazu ermittelten die Wissenschaftler randomisiert-kontrollierte Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed und Embase. Die Autoren führten eine modellbasierte Metaanalyse durch, um das zeitliche Wirkungsprofil der Medikamente zu untersuchen. Vorrangig betrachteten die Autoren Verbesserungen des Menstruationszyklus, des Hirsutismus-Scores, im männlichen Hormonspiegel (FAI), Körpergewicht anhand des BMI (body mass index), der Insulin-Empfindlichkeit und des Lipidprofils.

Insgesamt konnten 200 Studien mit zusammen 9 685 Patienten und 385 Behandlungsarmen zur Modellierung genutzt werden. Orale Kontrazeptiva verbesserten Menstruationszyklus, Hirsutismus und den männlichen Hormonspiegel deutlich. Allerdings erhöhten sich mit oralen Kontrazeptiva die durchschnittlichen Blutfettwerte. Die Autoren raten daher dazu, Patientinnen routinemäßig mit Blick auf eine Kontrazeptiva-induzierte Dyslipidämie zu überwachen.

Orale Kontrazeptive, Metformin und Anti-Androgene

Der maximale BMI-senkende Effekt von Metformin war vergleichbar zu dem eines Placebo. Jedoch erreichte Metformin dies in einer kürzeren Zeit (Metformin: 6,67 Wochen vs. Placebo: 12,9 Wochen). Eine Kombination aktiver Lebensstil-Interventionen plus Placebo senkte den BMI signifikant. Wurde Metformin angewandt und mit aktiven Lebensstil-Interventionen über 24 Wochen gepaart, beschleunigte dies den Gewichtsverlust.

Anti-Androgene waren nach dieser Analyse weniger effektiv zur Senkung des Hirsutismus-Scores, also zur Besserung von ungewünschtem Haarwuchs als orale Kontrazeptiva. Ebenso erreichten sie eine weniger starke Senkung des FAI.

Orale Kontrazeptiva plus Metformin zeigten kombinierte Ergebnisse aus den Androgen-unterdrückenden Effekten der Kontrazeptiva und der Verbesserung der Empfindlichkeit gegenüber Insulin durch Metformin. Die Kombination schien auch teilweise die durch die Kontrazeptiva ausgelösten Anstiege der Triglyzeride abzumildern 

Die Analyse ergab somit unterschiedliche Wirkprofile verschiedener typischer Medikationen bei PCOS. Das langfristige Risiko-Wirkungsprofil sei jedoch bislang nicht gut dokumentiert und untersucht, betonen die Autoren.

MEDWISS.ONLINE

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37666459



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